Im Alter von 92 Jahren starb am 3. Dezember 2023 in Bremen Klaus Bernbacher, der letzte Zeitzeuge der Geschichte der Jeunesses Musicales Deutschland, die er von der Gründung 1951 an mitgestaltet hatte und deren Ehrenmitglied er war. Er engagierte sich als Musikstudent, der eine Dirigentenlaufbahn anstrebte, in der jungen JMD und begeisterte die frühen Delegiertenversammlungen. Ein Satz wie: „Der Mensch ist Mittel- und Ausgangspunkt aller Musik“ aus dem „Kitzinger Manifest“ der JMD von 1954 ist durchaus seiner Autorschaft zuzuschreiben – und steht auch heute noch zentral im Mission Statement des Verbands.
Streiter für die Musikalische Jugend
Bernbacher sah im Wiederaufbau des Musiklebens im Nachkriegsdeutschland eine Pionieraufgabe, der er sich mit großem Elan annahm. Für die Förderung der zeitgenössischen Musik und der jungen Komponisten trat er ebenso ein wie für die Publikumsbildung und die Nachwuchsförderung der Musiker. Die internationale (Wieder-)Anschlussfähigkeit über den Weltverband der Jeunesses Musicales motivierte ihn schon 1954, in seiner Heimatstadt Hannover die erste JMI-Weltversammlung auf deutschem Boden zu organisieren. Und gerne erzählte er die Anekdote, wie ihm bei anderer Gelegenheit Bundeskanzler Adenauer zuraunte, es werde demnächst ein Deutsch-Französisches Jugendwerk gegründet, das sei doch auch was für die Jeunesses Musicales.
Als die JMD 1956 die Internationalen Sommerkurse auf Schloss Weikersheim übernahm, sah und ergriff Bernbacher diese historisch einmalige Chance, hier ein Wirkungszentrum des noch jungen Verbands aufzubauen. Und in diesem als „das dritte Semester“ weitbekannten Campus wurde neben dem künstlerischen Anspruch eine humane und völkerverständigende Ethik des Musizierens geübt. In sein kleines Appartement im Bremer Altenwohnheim hatte Klaus Bernbacher neben wenigen persönlichen Möbeln und Gegenständen eine gerahmte Fotografie aus den 1960er-Jahren mitgenommen – ein bedeutsamer Moment seines Lebens: Die Aufnahme zeigt ihn als einen energisch blickenden aufrechten jungen Mann, der sich neben seiner Durchlaucht, dem im Alter majestätisch aufragenden Prinzen Constantin zu Hohenlohe im Weikersheimer Schlosshof ebenbürtig ausnimmt.
Seit fast 70 Jahren repräsentieren diese Kurse samt ihrer festspieltauglichen Ergebnisse – wie die „Junge Oper Schloss Weikersheim“ – den Wesenskern der Jeunesses Musicales. In Klaus Bernbachers Amtszeit als Bundesvorsitzender der JMD von 1963 bis 1983 fiel auch das Projekt, nach dem Verkauf des Schlosses an den baden-württembergischen Staat eine Musikalische Bildungsstätte zu gründen, die die Präsenz der JMD in Weikersheim in den 1970er-Jahren institutionalisierte und aus der die Musikakademie Schloss Weikersheim als die heute belegerstärkste Einrichtung ihrer Art hervorging. Weikersheim war und blieb – neben und nach seiner beruflichen Tätigkeit als Abteilungsleiter Musik bei Radio Bremen und neben seinem kommunalpolitischen Engagement für die Kultur – Bernbachers zweite musikalische Heimat.
Noch vor kurzem schickte mir Klaus Bernbacher eine Sprachnachricht, die mit den Worten endete: „Ich werde immer älter und bin noch ganz zufrieden.“ Das klingt tröstlich. Zufrieden durfte er wirklich sein am Ende eines Lebens, das dem Streiten für eine lebendige Musikkultur im Herzen der Gesellschaft und in den Herzen der Menschen gewidmet war. Wir verdanken ihm die Grundfesten der Jeunesses Musicales in Deutschland – physisch und ideell – und damit zeigte er sich übrigens auch zufrieden: „Meine Güte, ich staune, was ihr daraus gemacht habt“. Klaus Bernbachers Vermächtnis wird die JMD weiter begleiten und Zukunft ermöglichen. Er bleibt uns unvergessen.
Der Autor dieses Artikels ist der JMD-Generalsekretär Ulrich Wüster.
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