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Veränderung und Belebung des Konzertlebens

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Die Jeunesses Musicales starten ein Kinderkonzert-Projekt
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Bis auf wenige Ausnahmen in der Musikgeschichte werden Kinder erst im 20. Jahrhundert als Rezipienten von Musik abseits von Etüden oder Instrumentalschulen wahrgenommen. Inzwischen reicht die Palette der Auseinandersetzung mit Musik für Kinder und Jugendliche von Kompositionen und interaktiven Workshops über Konzerte bis zu wissenschaftlichen Symposien zur Musikvermittlung. Die Herangehensweise ist jeweils unterschiedlich, der Beweggrund meist derselbe: Musik ist etwas Wunderbares, das eigene Musizieren oder das Erlebnis im Konzertsaal bereichert das Leben und sollte allen Kindern gleichermaßen angeboten werden.

„Wenn man für Kinder schreibt, muss man aufpassen, dass man nicht ihre Welt betritt, um sie zu belehren oder zu verderben oder zu stören... Wir können es nur versuchen, sie zu verstehen, durch Intuition oder durch Solidarität und Respekt.“ (Hans Werner Henze) Bis auf wenige Ausnahmen in der Musikgeschichte werden Kinder erst im 20. Jahrhundert als Rezipienten von Musik abseits von Etüden oder Instrumentalschulen wahrgenommen. Inzwischen reicht die Palette der Auseinandersetzung mit Musik für Kinder und Jugendliche von Kompositionen und interaktiven Workshops über Konzerte bis zu wissenschaftlichen Symposien zur Musikvermittlung. Die Herangehensweise ist jeweils unterschiedlich, der Beweggrund meist derselbe: Musik ist etwas Wunderbares, das eigene Musizieren oder das Erlebnis im Konzertsaal bereichert das Leben und sollte allen Kindern gleichermaßen angeboten werden. Dazu entwickelt sich ein Markt von musikalischen Veranstaltungen für Kinder, der mindestens ebenso stark kommerziell wie ideell motiviert ist. Kinder, beziehungsweise deren Eltern oder Lehrer, sind kaufkräftige Kunden, die in bester Absicht aus einer breiten Vielfalt von Angeboten wählen können: nicht immer entspricht dabei die künstlerische Qualität den Erwartungen.

Die Jeunesses Musicales Deutschland startet nun ein „Kinderkonzert-Projekt“, das einerseits der Notwendigkeit von Lobbying für Kinderkonzerte und andererseits der Sicherung von Qualitätsstandards Rechnung tragen soll.

Im Rahmen einer Arbeitsgruppe „Kinderkonzert“ erarbeiten Experten aus dem universitären Bereich, Praktiker und Musikvermittler konkrete Maßnahmen für die Gründung eines „Netzwerks Kinderkonzert“ und Hilfestellungen zur Verbesserung der Arbeit von Konzertveranstaltern, Künstlern und Kulturverwaltungen in der Durchführung von Kinderkonzerten.

Die Jeunesses Musicales sieht sich dabei als Anwalt und Servicestelle: ein „Handbuch Kinderkonzert“ wird neben theoretischen Ansätzen vor allem praktische Anleitungen zur Durchführung von Kinderkonzerten, notwendige Öffentlichkeitsarbeit, Überlegungen zur Programmgestaltung, Finanzierungsmöglichkeiten und Veranstalter nennen. Ein größerer Teil des Handbuches wird aktuellen internationalen Beispielen aus der Praxis gewidmet sein, die Lust auf originelle Konzertideen machen soll.

Ein entscheidender Faktor bei der Gestaltung eines Kinderkonzertes ist oft die gelungene Moderation, die die Jeunesses Musicales mit dem Anbieten von Auftrittstraining, Rhetorik und praktischen Übungen verbessern möchte.

Auf einer Internet-Homepage werden Interessenten wichtige Datenbanken und Adressen, Konzerttermine und Projektsammlungen finden, ein regelmäßiger Newsletter informiert über Symposien und internationale musikpädagogische Entwicklungen.

Die Stuttgarter Philharmoniker, die selbst eine sehr vielfältige Kinder- und Jugendkonzertreihe anbieten, verfolgen und unterstützen die Ambitionen der „AG Kinderkonzert“ seit ihrem Beginn.

So lag es nahe, das „Netzwerk Kinderkonzert“ im Rahmen des „Ersten Stuttgarter Musikfestes für Kinder und Jugendliche“ im Februar 2000 zu gründen. Die Stuttgarter Philharmoniker, die örtliche Musikschule und die Staatliche Hochschule für Musik und darstellende Kunst haben gemeinsam eine beeindruckende Vielfalt zum Thema „Kinder und Musik“ dargestellt: Verschiedene Ensembles führten ihre Ansätze zur Musikvermittlung vor, während im „Forum Musikvermittlung“ der Neurologe Dr. Wolfgang Enzenberger über die musikalische Hörentwicklung, Dr. Hans Günther Bastian über seine Langzeitstudie an Berliner Grundschulen und Prof. Hermann Große-Jäger über seine Erfahrungen als Moderator von Kinderkonzerten referierten.

Zur Netzwerkgründung fanden sich nun neben Deutschen Hochschulen und Universitäten mehrere Orchester, wie unter anderem das RSO Berlin, das Münchner Kammerorchester oder die Nordwestdeutsche Philharmonie, die sich für ihre Kinder- und Jugendarbeit wertvolle Anregungen erwarten, aber auch bereit sind, eigene Erfahrungen an ihre Kollegen weiterzugeben.

Auch die Jeunesse Österreich ist Teil des Netzwerks: einige österreichische Ensembles haben ihr Interesse am gemeinsamen Erfahrungsaustausch bereits angemeldet, wobei die Ausgangssituation in Österreich grundsätzlich unterschiedlich zu Deutschland ist.

Kinder- und Jugendkonzerte werden meist von kleineren Ensembles gestaltet, große Orchester haben die Notwendigkeit von Konzerten für Kinder noch nicht entdeckt – auch dafür könnte das „Netzwerk Kinderkonzert“ ein Anstoß sein.

Viel wird über kindgerechte Vermittlung, über neue und innovative Konzertsituation, über attraktive Programme und kulturpolitische Maßnahmen zur Verbesserung der Situation von Musikangeboten für Kinder diskutiert, nachgedacht und veröffentlicht: dem „Netzwerk Kinderkonzert“ und Organisationen wie der Jeunesses Musicales Deutschland oder der Jeunesse Österreich ist zu wünschen, dass ihre Bemühungen zu einer generellen Veränderung und Belebung des Konzertbetriebes führen und sich die Vermittlung von Musik beständig erneuert.

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