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Von „wäre cool“ zum erfolgreichen Projekt

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JM Botschafter*innen organisieren Initiativtreffen für Landesjugendorchester
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Marit Jourdan und Lukas Stillger, Mitglieder des LJSO Hessen, Friederike Leithold vom LJO Mecklenburg-Vorpommern und Caroline Renz aus dem Niedersächsischen JSO hatten die Idee zu einem Treffen, an dem Jugendliche aus allen Landesjugendorchestern teilnehmen sollten. Weniger als ein halbes Jahr später stand ein fertiges Projekt: Vom 26. – 29.05.2022 fand ein erstes „LJOmeets“ statt.

Im Oktober 2021 nahm ich für unser städtisches Orchester am JM Botschaftertreffen in Weikersheim teil. Ebenfalls dort waren Marit, Lukas und Friederike, und es stellte sich heraus, dass wir alle auch in Landes­jugend­orchestern spielen. Wir fanden den Austausch sehr bereichernd, auch neue Leute zu treffen und das gemeinsame Spaß-Haben bei musikalischen Aktivitäten waren an diesem Wochenende Highlights für uns. Selbst begeistert, wollten wir gerne mithelfen, dass ein stärkeres Netzwerk unter den Orchestern und auch auch unter uns Jugendlichen entsteht. Jedes LJO hat tolle Ideen und eigene Traditionen. Wäre es nicht spannend, sich kennen zu lernen und auszutauschen? Die Idee klang toll, so ganz vorstellen konnte ich es mir aber noch nicht. Auch einen Namen gab es damals noch nicht. Nur „so ein Treffen mit Leuten aus allen LJOs wäre doch cool“ stand im Raum.

Wieder in die unterschiedlichsten Himmelsrichtungen verstreut, hielten wir lediglich über Social Media Kontakt. Die erste Nachricht in unserem Chat: „Ich habe mal ein bisschen was zusammengeschrieben, wie es so auf die Schnelle in meinen Kopf kam …“ Lukas hatte schon nach zwei Tagen ein erstes Konzept entworfen. Friederike hatte parallel dazu auch eines gemacht, Marit und ich warfen unsere Ideen mit in diesen Topf. Und dann schrieben wir so lang hin und her und überarbeiteten unseren Entwurf, bis wir ein fertiges Konzept hatten, das wir an die JMD schickten.

Ende November kam dann ein Anruf aus Weikersheim, dass wir wohl ziemlich begeistert hätten und die JMD sagte zu, das Projekt mit uns aufzubauen und zu finanzieren. Unser Konzept hatte überzeugt, aber nicht alles war so umsetzbar, wie wir es uns zunächst vorgestellt hatten. Irgendwie hatte auch jeder noch seine eigene Vision des Projekts im Kopf. Und in Gesprächen mit Generalsekretär Ulrich Wüster und dem Team in Weikersheim mussten wir unsere Idee auch mit den Vorstellungen der JMD verbinden. Die Diskussionen und die Atmosphäre empfand ich als sehr angenehm: die „Erwachsenen“ ließen uns „Jugendlichen“ sehr viel Platz für unsere Ideen und unterstützen diese, wo es ging, sagten aber auch, wenn etwas zu utopisch gedacht war. Auf Augenhöhe brachten sich alle gleichberechtigt ein. Es wurden Themen besprochen, mit denen ich mich davor noch nie in dem Umfang beschäftigt hatte: Rechtliches, Finanzierung, Organisatorisches oder Logistik, und ich lernte sehr viel dazu.

Wir hatten uns viel vorgenommen. Das Projekt sollte über Himmelfahrt 2022 stattfinden, allerdings war es ja schon Ende 2021. Auf unsere kurzfristigen Anfragen nach einer Unterkunft bekamen wir viele Absagen, allerdings auch zwei Zusagen. Da die Teilnehmer*innen ja aus ganz Deutschland anreisen würden, entschieden wir uns für die Landesmusikakademie Hessen in Schlitz als Treffpunkt. Um das festzumachen, half uns das JMD-Generalsekretariat dann doch ein wenig. Keiner von uns hatte so etwas jemals gemacht, weder etwas gebucht, noch gleich eine ganze Musikakademie. Ich würde den ganzen Prozess als „Hand in Hand“ beschreiben. Wir konnten Verantwortung übernehmen, aber es war keine Überforderung. Die JMD hatte ein super Feingefühl dafür, was sie uns zutrauen konnte und wo das Ganze noch etwas angeleitet werden musste.

Nachdem der Grundriss des Projekts beschlossen war, wir Ort und Datum hatten, teilten wir vier die Aufgaben unter uns auf und widmeten uns neben Alltag und Schule der detaillierteren Planung. Das gemeinsame Musizieren sollte ohne den Anspruch von Perfektion oder vollständiger Besetzung unter dem Namen „Tutti“ laufen, angeleitet von Simon Edelmann, einem tollen jungen Dirigenten, den Lukas und Marit von einer ihrer Arbeitsphasen des LJSO Hessen kannten. Friederike und ich übernahmen die Planung der anderen Workshops. Dafür bekamen wir aus Weikersheim Kontakte und Tipps, was sich in vorangegangenen Projekten bewährt hat. Ein paar Wochen und viele Telefonate später standen die verschiedenen Workshops:

Simon Edelmann übernahm „Dirigat und Werkanalyse“. Ich selbst hatte einmal auf einer LJO Arbeitsphase erlebt, dass der Dirigent mit uns den Hintergrund des Stücks beleuchtete, und das als sehr bereichernd für das Musizieren empfunden. Deshalb war es mir ein Anliegen, dass alle Teilnehmenden diese Erfahrung machen und sich trauen, vielleicht auch einmal ihre*n Dirigenten um eine solche Einführung zu bitten. Der Vorschlag „Musikdesign“ kam von Friederike. Es erschien uns sinnvoll, etwas Praktisches mit einzubauen, bei dem man über den Orchestertellerrand und die Grenzen des eigenen Instruments hinausblicken kann. Dozent dafür: Yann Wienand, der zudem sein Jahr als BuFDi bei der JMD in Weikersheim gemacht hatte. Das „Forum“ sollte das Herzstück des Wochenendes sein. Uns allen war der Austausch untereinander sehr wichtig, auch dass Anregungen gesammelt und anschließend allen zur Verfügung gestellt würden. Die Rolle des Moderators übernahm Niklas Woebs vom JSO Bremen. „Bodypercussion“ mit Ben Schütz hatte uns allen beim „Wir sind Jeunesses“-Wochenende großen Spaß gemacht, auch, weil es die Leute zusammenbringt. Da war die Überlegung, dass womöglich einige leicht umsetzbare „Choreographien“ anschließend in die LJOs wandern könnten. Für den Workshop „Musikerphysiologie“ engagierten wir Jella Großmann. LJO Arbeitsphasen sind meistens lang und intensiv, und der Körper wird extrem und häufig einseitig belastet. Da viele LJOler überlegen, die Musik zu ihrem Beruf zu machen, wollten wir ein Augenmerk auf Prävention von Haltungsschäden et cetera legen. Die Leute sollten hilfreiche Übungen für Warm Ups und Cool Downs in ihre LJOs mitnehmen können.

Mit diesem Programm ging kurz vor Ostern die erste Einladungsmail an alle LJOs, die Deutsche Streicherphilharmonie und das Bundesjugendorchester raus, von denen sich jeweils zwei bis drei Jugendliche anmelden konnten. Wir hatten bis dahin schon viel Zeit und Energie in das Projekt gesteckt und waren gespannt, wie es angenommen werden würde. Auch bei der Planung der Workshops hatten wir wieder unfassbar viel gelernt. Wir hörten zum ersten Mal etwas von Mehrwertsteuerpflicht, machten Honorare aus, und bastelten einen genauen Ablaufplan zusammen. Meine Planungsmappe füllte sich mit immer mehr Klebezettelchen und Gesprächs-Protokollen. Schließlich hatten wir 38 Teilnehmer*innen aus 16 Orchestern zusammen! Und am 26.05. war es tatsächlich soweit: Überall in Deutschland setzten sich Jugendliche in den Zug und fuhren nach Schlitz. Was folgte, war ein intensives Wochenende mit viel Austausch, viel Spaß und viel Musik. Neue Freundschaften wurden geschlossen. Es war unfassbar, wie sich in weniger als 24 Stunden eine sehr soziale und enge Gruppendynamik mit einem tollen Gemeinschaftsgefühl einstellte. Die Feedbackrunde am Ende zeigte deutlich, wie gut es allen gefallen hatte, und was für ein Erfolg die Sache gewesen war. Alle sind motiviert, etwas in ihrem Orchester zu bewegen und niemand ging ohne mindestens ein Dutzend neuer Ideen für sein oder ihr LJO beziehungsweise BJO und DSP nach Hause. Ich freue mich sehr, Teil des Ganzen gewesen zu sein und bin sehr gespannt, wie sich das Projekt und die Initiative der JM Botschafter*innen im Jugendorchester weiter entwickeln. Die Dynamik und der Tatendrang sind auf jeden Fall da, nun auch bei 38 weiteren LJOler*innen …

 

 

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