Die JMD unterstützt Jugendorchester weiter dabei, in und nach der schwierigen Corona-Zeit den „Betrieb“ wieder aufzunehmen. Aus dem von der Bundesregierung aufgelegten Förderprogramm „Aufholpaket“ Kultur vergibt die JMD auch 2022 Mittel, die speziell der Jugendorchesterarbeit zugute kommen. Die finanzielle Unterstützung macht den erlittenen Verlust von Gemeinschaft und die traurige Erfahrung wiederholter Projekt- und Konzertabsagen, Verzicht und Stillstand nicht wett, aber sie kann helfen, erste neue Impulse zu geben, (Vor)freude zu stiften und das Erlebnis „Orchester“ wieder möglichst vielen Jugendlichen zugänglich zu machen.
Bereits 2021 wurden über die JMD über 100.000 Euro aus dem „Aufholpaket“-Förderprogramm des Bundes verteilt. Rund 30 Ensembles haben von einer Förderung profitiert. Das Programm wurde um ein weiteres Jahr verlängert, und dank der beratenden Expertise u.a. der JMD haben die politisch Verantwortlichen die Förderkriterien so angepasst, dass sie die aktuellen Gegebenheiten und konkreten Schwierigkeiten von Orchestern berücksichtigen. Ermöglicht werden sollen besondere Aktivitäten, die Motivation, Attraktivität und Gemeinschaft im Jugendorchester spürbar machen und die Selbstwirksamkeit Jugendlicher fördern. Nicht gemeint ist die Förderung der regulären wöchentlichen Orchesterarbeit.
Die kurzen Beschreibungen der in 2021 geförderten Projekte zeichnen ein ebenso bedrückendes wie ermutigendes Bild von der Situation der Orchester: In den gestellten Anträgen finden sich keine Floskeln, dafür durchaus emotionale Statements, in denen sich eine motivierende Entschlossenheit der Orchesterleiter*innen ausdrückt, angesichts der schwierigen Bedingungen nicht zu resignieren, sondern neue Formen der Organisation und der Kommunikation zu schaffen und zu nutzen. Wieder gemeinsam zu musizieren wird durchgehend als das unverzichtbare und höchste Ziel genannt. Von bedrückender Deutlichkeit ist zugleich auch, welch einschneidende, teils existenzgefährdende Konsequenzen die Corona-Auszeit für die Orchester hat: Zusammen mit der im Jugendorchester üblichen Fluktuation kann vielerorts bereits nicht mehr an eine Gemeinschaft angeknüpft, sondern muss diese ganz neu aufgebaut werden. Mit Blick auf die längerfristige Perspektive stimmt dabei ganz besonders sorgenvoll, wie etwa von einer Kollegin aus der Jugendorchesterschule Berlin berichtet, dass es überwiegend die jüngeren Musizierenden sind, die den besonderen Flow eines Jugendorchester noch nie erlebt und sich in der Corona-Zeit anderen Hobbys zugewandt haben. Das Loch, das die Pandemie gerissen hat, betrifft auch keinesfalls nur die Basisarbeit der Schul- und Musikschulorchester vor Ort, auch Projektorchester beklagen und stemmen sich nach Kräften gegen Folgen, die noch gar nicht in voller Konsequenz absehbar sind. Auch die Landesjugendorchester müssen wieder „Aufholen“ und Substanz gewinnen. So sensibilisierte etwa das LJO Sachsen in seiner Herbstarbeitsphase die Jugendlichen ganz besonders für das Thema „Musikergesundheit“.
Dem Verlust steht das tief glücklich machende Gefühl gegenüber, wo Gemeinschaft wieder möglich war: Vor den Sorgen „Wegfahren“ konnte das Orchester des Helmholtz-Gymnasiums Karlsruhe, und auch die Mitglieder der Jugendkapelle Bad Wurzach konnten dank der finanziellen Unterstützung bei einem „Fit-Fun-Spaß-Wochenende“ endlich wieder einmal unbeschwerte Momente erleben. Der jungen Bläserphilharmonie Ulm glückte es, „nach Monaten digitalen ‚bei-Laune-Haltens‘ endlich einen vitalen Neustart einer neu belebten Orchestergemeinschaft zu machen.“ Die erneuerte Begegnung sollte auch eine vertiefte persönliche sein – dieses Anliegen formulierte die Musikschule tomatenklang aus Berlin, deren Instrumentalist*innen für ein Wochenende gemeinsam an den Wannsee fuhren: „hier können sie – fernab vom Schulalltag und -stress – ohne Druck wieder sozial interagieren, toben, lachen, am Lagerfeuer unterm Sternenhimmel stehen und die Seele baumeln lassen. Und sie erhalten auch den Raum, um sich über ihre Erfahrungen und Ängste, auch über das Thema Corona, auszutauschen und gegenseitig zu stärken.“ Auch für die Ensemble-Leiter*innen bedeutet ein „Reload“ („BigBand relaoded“ der Junior BigBand Leizpig) eine immense Erleichterung, waren sie doch monatelang vor die Aufgabe gestellt, Jugendliche zu motivieren und „bei der Stange zu halten“ ohne zu wissen, wann es überhaupt wieder möglich sein würde, ein Konzert zu spielen oder auch nur zu einer gemeinsamen Probe zusammen zu kommen. Allen gibt es nach dieser zermürbenden Zeit Kraft, wenn das unvergleichliche Orchesterfeeling plötzlich wieder da ist. Und umso stärker, wenn Jugendliche sich selbst aktiv einbringen und mitgestalten. Die Dramatik wird sofort gemildert, wenn konkret angepackt und etwas getan werden kann. Auch dafür bietet das Aufholpaket Unterstützung: Das Orchester der Musikschule Leipzig etwa konnte ein neues, größeres Probenlokal beziehen. In Freiburg steuerten Studenten der Musikhochschule eigens komponierte Stücke für den Neustart des Jugendorchesters der Musikschule St. Georgen-Furtwangen bei.
Die Frage, womit sie einen Mehrwert schaffen wollen, liegt ausschließlich in der Verantwortung der Orchester. Dies kann ein organisatorisches ebenso wie ein inhaltliches Extra sein, ein Mehr an „frei“Zeit bei einem Probenwochende oder ein Mehr im musikalischen Programm, etwa durch einen Extra-Dozenten, der einen motivierenden Input liefert. Oder Orchesterleiter*innen ergreifen die Chance, mithilfe eines Förderbetrags Neuentdeckungen im Repertoire zu machen. Sei es, Noten eines zeitgenössischen Werks zu leihen oder – noch spannender – eine*n Komponisten*in anzusprechen und einzuladen, eine Komposition mit dem Orchester zu erarbeiten oder gar eigens für das Jugendorchester zu komponieren.
Die JMD unterstützt Orchester in der Antragsstellung und sorgt durch persönliche Betreuung dafür, dass durch die substanzielle finanzielle Hilfe etwas bewegt werden kann. Sie ermutigt ausdrücklich auch diejenigen Orchesterleiter*innen, Unterstützung zu beantragen, die damit bislang noch keine Erfahrungen gemacht haben. Das Hilfsprogramm ist nicht „weit weg“, sondern über die JMD-Website oder mit einem Anruf direkt und unkompliziert erreichbar. Ausführliche Informationen zum Förderprogramm unter www.jmd.info/aufholpaket
Kontakt: aufholen [at] jeunessesmusicales.de (aufholen[at]jeunessesmusicales[dot]de), Tel. 07934 9936-0