Im Rahmen eines Konzerts schlossen das Landesjugendblasorchester (LJBO) Sachsen und die Sächsische Bläserphilharmonie am 27. April eine tutti-pro-Orchesterpatenschaft. Mittlerweile bestehen bundesweit fast 50 Patenschaften zwischen einem Jugendorchester und einem Profiorchester. Doch die aktuell geschlossene ist eine Premiere, wie auch die Vertreter der beiden Initiatoren-Verbände JMD und Deutsche Orchestervereinigung (DOV) betonten. „Dies ist die erste Patenschaft zweier sinfonischer Blasorchester. Dabei sind sie nicht nur Pioniere für eine modellhafte Nachwuchsarbeit, nun auch im Bereich der Blasorchester. Sie verbinden ihr Engagement darüber hinaus mit einem hohen künstlerischen Anspruch“, so JMD-Generalsekretär Ulrich Wüster. Gemeinsam mit Wolfram Wessel vom Gesamtvorstand der DOV überreichte er die Urkunden und gratulierte den Musikern und Verantwortlichen der beiden Orchester.
Das LJBO Sachsen in Trägerschaft des Sächsischen Blasmusikverbandes bietet begabten Musikerinnen und Musikern im Alter von 14 bis 27 Jahren die Möglichkeit, in zwei Projektphasen pro Jahr anspruchsvolle sinfonische Bläsermusik unter der professionellen Anleitung renommierter Dozenten zu erarbeiten. In seinen jeweils zweijährigen Spielzeiten erarbeitet das Orchester meist ein „Klassiker“-Konzertprogramm, gedacht auch als „Nabelschau“ des Repertoires für großes Blasorchester. So erlebte das Publikum in Frankenberg ein eindrucks- und und klangvolles Konzert mit Werken u.a. von Gustav Holst und George Enescu. Sein Qualitätsanspruch ist auch einer der Gründe dafür, dass das LJBO seine „Heimat“ als Mitgliedsorchester in der JMD gefunden hat. Projektleiter Norman Grüneberg engagiert sich auch im gemeinsamen Netzwerk Sinfonische Jugendblasorchester der JMD und der World Association for Symphonic Bands and Ensembles (WASBE). In der vom Netzwerk initierten Konferenz der Landesjugendblasorchester wirkt er daran mit, die bestehenden Bläserensembles auf Landesebene in einen Erfahrungsaustausch und engeren Kontakt miteinander zu bringen.
Die tutti-pro-Patenschaft, die nun mit der Urkundenübergabe offiziell besiegelt wurde, war ein schöner Anlass, die über mehrere Jahre gewachsene Zusammenarbeit zwischen Jugendlichen und Profis zu feiern. Die beiden Blasorchester haben wahrlich Grund, stolz zu sein: Bereits seit der Gründung des LJBO Sachsen 1997 begleitet die Sächsische Bläserphilharmonie das Auswahlensemble und ist maßgeblich an seiner Entwicklung zu einem auf hohem Niveau musizierenden Klangkörper beteiligt. Die Zusammenarbeit der Bläserphilharmonie – eines der wenigen professionellen Blasorchester in Deutschland – mit dem Jugendauswahlorchester wird durch das persönliche Engagment der Profis, die sich als Dozenten engagieren, sowie einen regen Ideenaustausch und eine hohe ideelle Unterstützung mit ständigem Leben erfüllt. Einer der Höhepunkte der Zusammenarbeit war 2012 ein gemeinsames Konzert beider Klangkörper im Gewandhaus zu Leipzig mit dem Posaunisten Thomas Leyendecker von den Berliner Philharmonikern. Wie von der Initiative tutti pro intendiert, wird auf Landesebene in Sachsen beispielhaft eine für beide Seiten Gewinn bringende Nachwuchsarbeit realisiert, die die Beteiligten als eine Win-win-Situation erfahren: Die Profimusiker nehmen ihre jungen „Kollegen“ in ihrem Können ernst, geben ihre Erfahrungen weiter und motivieren sie für das Orchesterspiel auf hohem Niveau. Umgekehrt ist die Begeisterungsfähigkeit und Hingabe der jungen Musiker immer wieder ein Impuls für die Berufsmusiker. Diese positive Erfahrung hat Langzeitwirkung: In den vergangenen Jahren fanden bereits mehrfach ehemalige Musikerinnen und Musiker des LJBO nach ihrer künstlerischen Ausbildung an einer Musikhochschulen ihren Weg in die Sächsische Bläserphilharmonie.