Im Januar 2006 treten zum zweiten Mal Langhalslautenisten im Duisburger Baglama-Wettbewerb von „Jugend musiziert“ an. Die Idee entstand während der Zentralkonferenz „Jugend musiziert“ im November 2003 in Potsdam. Gero Natzel, Leiter der Niederrheinischen Musik- und Kunstschule in Duisburg hörte von dem Berliner Versuch, die türkische Langhalslaute Baglama in den dortigen Regionalwettbewerb zu integrieren. Da lag es nahe, für den „Schmelztiegel Ruhrpott“ ein ähnliches Experiment zu wagen. Der Landesmusikrat NRW zeigte sich von diesem Vorhaben so begeistert, dass man Duisburg beauftragte, diesen Versuchsballon als Pilotprojekt für ganz Nordrhein-Westfalen zu starten.
Die Arbeiterstadt am westlichen Rand des Ruhrgebiets beheimatet mehr als 15 Prozent ausländische Mitbürger, wobei die türkischstämmige Bevölkerung deutlich dominiert.
Auch die junge Generation hat ihre Wurzeln noch in der Türkei, sie ist wesentlich von diesem Kulturkreis geprägt, und das Erlernen und Ausüben des Baglamaspiels gehört selbstverständlich dazu. Es liegt also nahe, dieses traditionsreiche und weit verbreitete Musikinstrument in den Wettbewerb aufzunehmen.
Diese Erweiterung und Öffnung erforderte allerdings das fachliche „Know-how“ von unterschiedlichsten Seiten. Die Niederrheinische Musik- und Kunstschule suchte sich als Partner das Internationale Zentrum der Volkshochschule, um Kontakte zur türkischen Musikszene knüpfen zu können. Nach einem ersten Kennenlernen folgten gemeinsame Sitzungen und Besprechungen, die viel Geduld und Zeit erforderten, um unseren türkischen Freunden den Geist und die Bedeutung von „Jugend musiziert“ vermitteln zu können. Beim gemeinsamen Austüfteln von Wettbewerbsbedingungen und Anmeldeformularen musste viel Tee getrunken werden, bis man zu einem Ergebnis kam.
Als dann am 13. Februar 2005 innerhalb des Preisträgerkonzertes im großen Saal des Theaters der Stadt Duisburg Baglamaklänge zu hören waren und die deutschen und türkischen Teilnehmer mit strahlenden Augen ihre Urkunden entgegennahmen, fragten sich die Organisatoren, warum sie nicht schon längst auf diese Idee gekommen waren.
27 Baglama-Spieler beteiligten sich am Wettbewerb, den eine fünfköpfige Jury bewertete. Die Fachleute betonten das hohe spieltechnische und musikalische Niveau, das den Vergleich mit den etablierten Fächern nicht scheuen musste.
Die Duisburger Organisatoren möchten diesen ersten Schritt als wichtigen Beitrag zur Integration und Verständigung der Kulturen verstanden wissen. Vielleicht wird einmal die türkische Volks- und Kunstmusik normaler Bestandteil in diesem großen traditionsreichen musikalischen Wettstreit „Jugend musiziert“ sein. Sollten weitere Bundesländer dem Beispiel aus NRW und Berlin folgen, müsste ein Bundeswettbewerb für diese Sparte keine Zukunftsmusik bleiben.
Infos
Die Baglama-Wertung 2006 findet am Samstag, den 21. Januar, in der Niederrheinischen Musik- und Kunstschule, Duissernstr. 16, in Duisburg statt. Anmeldeschluss ist der 1. Dezember.
Weitere Informationen unter Tel. 0203/2832525, E-Mail: musikschule [at] stadt-duisburg.de (musikschule[at]stadt-duisburg[dot]de)