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Bilde sich wer kann

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Initiativen musikalischer Bildung in NRW erfordern viel eigenes Engagement der Beteiligten
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Manchmal geht ein bisschen der Überblick verloren: Landesprogramm Kultur und Schule, Jedem Kind ein Instrument, Offene Ganztagsschule, MUS-E, Kultur macht Schule, Klassenmusizieren, Modellversuche mit Musikschulen, Kinder zum Olymp!, netzwerk junge ohren … Es gibt in Nordrhein-Westfalen mittlerweile eine Reihe von Programmen und Initiativen, die geeignet sind, dem „normalen“ Musikunterricht an den allgemein bildenden Schulen „auf die Sprünge zu helfen“. Denn an welchen Schulen, vor allem Grundschulen, ist schon gewährleistet, dass die Kinder durch Musikunterricht an Musik und eigenes Musizieren herangeführt werden? Selbst das Schulministerium räumt mittlerweile ein, dass nicht mehr als ein bis zwei Prozent des Musikunterrichts an Grundschulen von Fachlehrern erteilt werden. Da ist man über Hilfe von außen dankbar.

Die zur Zeit durch Landesmittel geförderten Programme und Projekte bestätigen, dass es der Landesregierung mit kultureller Bildung von Kindern und Jugendlichen Ernst ist. Wahrscheinlich mehr unfreiwillig als freiwillig stellt sich allerdings eine Wettbewerbssituation ein: Welche Schulen bewerben sich für welche Programme? Und finden vielleicht noch weitere Förderer und Sponsoren? Hier ist viel Engagement insbesondere der Schulleiter gefragt.

„Kultur und Schule“

Das Landesprogramm „Kultur und Schule“ wurde für das Schuljahr 2006/2007 erstmalig ausgeschrieben und möchte Künstler – also auch Musikerinnen und Musiker – zu einer Zusammenarbeit mit Schülern gewinnen. Bei der zweiten Ausschreibung für das Schuljahr 2007/2008 ist ein Eigenanteil der Schulen gefordert. Schulen und Künstler stellen einen gemeinsamen Antrag an ihre Kommune. Die Projekte sollen nach Möglichkeit zweistündig über die beiden Schulhalbjahre laufen. Im letzten Schuljahr wurden rund 700 Projekte gefördert.

Offene Ganztagsschule

Mittlerweile bieten fast zwei Drittel der rund 3.000 Grundschulen in NRW ein qualifiziertes Ganztagsangebot; Hauptschulen werden seit dem letzten Schuljahr zu „gebundenen“ – also für die Schüler verpflichtenden – Ganztagsschulen ausgebaut. Eine zwar bescheidene, aber vorhandene finanzielle Ausstattung ermöglicht die Betreuung sowie zusätzliche Angebote am Nachmittag, so auch Musikangebote (Landesmusikrat und der Landesverband der Musikschulen haben bei Einführung der offenen Ganztagsschule im Jahr 2003 eine Rahmenvereinbarung mit den damaligen Ministerien für Schule und für Kultur geschlossen). Die Musikschulen engagieren sich dabei in besonderer Weise und werden von den Schulen als erste Kontaktadresse empfunden. Die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Musik NRW fördert außerdem eine Reihe von Projekten aus Mitteln des Landesjugendplans. Aufgrund des offenen Charakters und der Fluktuation der teilnehmenden Kinder ist eine kontinuierliche und aufbauende Arbeit in der OGS nur schwer zu gewährleisten.

„Jedem Kind ein Instrument“

Dieses Programm, eine gemeinsame Initiative des Landes NRW und der Bundeskulturstiftung, geht von einem Bochumer Modell gleichen Namens aus, das seit zwei Jahren erfolgreich läuft. „Jedem Kind ein Instrument“ startet zum Schuljahr 2007/2008 und sieht vor, dass die beteiligten Kinder nach einem vorbereitenden elementaren Musikunterricht im ersten Schuljahr ab dem zweiten Jahr ein Musikinstrument erlernen und ihre Fähigkeiten bis zum vierten Schuljahr durch Kleingruppenunterricht und Spiel in Ensembles und Orchestern weiterentwickeln.

Spätestens ab dem zweiten Schuljahr ist von den Eltern hierfür ein moderater Monatsbeitrag zu entrichten; damit wird das Programm jedoch zu einer freiwilligen Angelegenheit, wenn auch keiner aus finanziellen Gründen ausgeschlossen werden soll, ein Sozialfonds für Kinder aus einkommensschwachen Familien wird eingerichtet. Das Programm fängt mit ausgewählten Schulen in ausgewählten Städten des Ruhrgebiets an und soll bis zum Jahr 2010 circa 80 Prozent der Schülerinnen und Schüler im ersten Schuljahr im gesamten Ruhrgebiet umfassen. Eine Ausweitung auf ganz Nord-rhein-Westfalen ist vorgesehen.

MUS-E ist ein europaweites Programm der Yehudi-Menuhin-Stiftung, das 1993 ins Leben gerufen wurde. Künstler aller Sparten arbeiten mit Kindern in Schulen im Kernbereich des Unterrichts.

Besonderer Wert wird auf die positiven Wirkungen der Beschäftigung mit Kunst und Kultur gelegt: die Förderung von sozialer Kompetenz und Toleranz. Zielgruppe sind vor allem Kinder an Schulen in sozial benachteiligten Stadtteilen.

Da kein Stiftungskapital existiert, ist MUS-E auf Förderer angewiesen. Für NRW konnte 2006 die RWE AG als Hauptsponsor gewonnen werden; auch private Spenden sind willkommen. Das Programm war ein besonderes Anliegen der letzten Landesregierung, wird aber auch von den Nachfolgern weiter unterstützt. In NRW nehmen derzeit 440 Klassen an MUS-E teil.

Zusammenarbeit mit Musikschulen

Seit langem gibt es eine Zusammenarbeit von Grundschulen und Musikschulen. Musikschulen haben Angebote in Räumlichkeiten der Schule gemacht, um die Kinder vor Ort „abzuholen“. Durch die Möglichkeit der Kooperation im Rahmen der offenen Ganztagsschule hat sich dieser Kontakt verstärkt.

Die Landesregierung hat im Zeitraum 2003 bis 2005 die Zusammenarbeit von Musikschullehrern und Schulmusikern im Vormittagsbereich gefördert, die eine besondere Nachhaltigkeit verspricht. Zu dem an vier Grundschulen durchgeführten Modellversuch „Vernetzung der Angebote von Schulmusik und Musikschule zur Optimierung der musikalischen Bildungsangebote für Kinder im Grundschulalter“ liegt mittlerweile eine Evaluation von Ortwin Nimczik (Musikhochschule Detmold) vor. Musikschulverband, Landessportbund und Landesmusikrat NRW haben in einer weiteren Kooperation an drei Standorten Modellprojekte „Sport und Musik“ in der offenen Ganztagsschule initiiert.

Projekte mit Konzerthäusern und Orchestern

Konzerthäuser (Kölner Philharmonie, Tonhalle Düsseldorf, Philharmonie Essen u.a.) und Orchester (Bergische Symphoniker, Gürzenich-Orchester, musikFabrik NRW, Beethoven Orchester Bonn u.v.m.) führen Projekte mit Schulen durch. Vermittler sind Konzertpädagogen in fester Anstellung beziehungsweise freie Konzertpädagogen; in Köln gibt es eigens ein „Büro für Konzertpädagogik“.

Die Jeunesses Musicales Deutschland haben im Jahr 2000 die Initiative „Konzerte für Kinder“ ins Leben gerufen. Daran anknüpfend und zusammen mit weiteren Partnern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wurde im Mai 2007 das „netzwerk junge ohren“ gegründet, um vorhandene Ressourcen und Potenziale zu bündeln und einen besseren Austausch zu ermöglichen.

Wettbewerbe und Preise

In die Riege von Wettbewerben und Preisen, bei denen es letztlich aber vielmehr um eine Form des Austauschs und des Bekanntmachens geht, sind die Landesbegegnung „Schulen musizieren“ und prominente Initiativen auf Bundesebene wie „Kultur macht Schule“ (Bundesvereinigung Kulturelle Jugendbildung) und „Kinder zum Olymp!“ (Kulturstiftung der Länder) einzureihen. Solche Wettbewerbe bieten einen Anreiz, innovative Modelle zu entwickeln, und sind zugleich – ganz legitim – lohnendes Modell für Nachahmer. Das „Klassenmusizieren“ bietet eine gute und effektive Möglichkeit, alle schulpflichtigen Kinder über einen gewissen Zeitraum an eigenes Musizieren heranzuführen. Um hierfür zu werben, haben der Verband Deutscher Schulmusiker und der Landesverband der Musikschulen zusammen mit dem Landesmusikrat NRW den Wettbewerb „klasse musiziert!“ ins Leben gerufen, der in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal in Lüdenscheid durchgeführt worden ist.

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