Am 7. März 2023 fand zum 15. Mal der internationale „Equal Pay Day“ statt. Sein Ziel: die Aufmerksamkeit für die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern zu schärfen, deren Ursachen zu erforschen und zu benennen. Ergänzt wurde er in diesem Jahr von einem „Zukunftskongress“, getragen von dem Business and Professional Women e.V. und gefördert vom Bundesgleichstellungsministerium. Das Datum des internationalen „Equal Pay Day“ markiert symbolisch die statistische Lohnlücke in Höhe von 18 Prozent: „Bis zu dem Tag (7. März) mussten Frauen umsonst arbeiten, während Männer seit dem 1. Januar 2023 für ihre Arbeit bezahlt werden.“ (Equal Pay Day Kampagne)
Der Gender Pay Gap ist in den Musikberufen in den letzten 15 Jahren bundesweit kontinuierlich von 18 Prozent im Jahr 2005 bis auf 26 Prozent im Jahr 2020 gestiegen. Das freiberufliche Durchschnittseinkommen von Frauen und Männern in Musikberufen insgesamt unterscheidet sich in Nordrhein-Westfalen deutlich. Im Jahr 2022 lag es bei den Frauen bei rund 11.800 Euro, Männer erreichten dagegen rund 15.900 Euro. Musikerinnen verdienten also 4.100 Euro oder rund ein Viertel weniger als ihre männlichen Kollegen. Das entspricht einem Gender Pay Gap von 26 Prozent.
Bei dem Vergleich mit der Entwicklung des Durchschnittseinkommens der Musiker ist allerdings eine interessante Verschiebung zu beobachten. Während deren Einkommen zwischen 2019 und 2021 von rund 16.500 Euro auf rund 14.500 Euro sank, veränderte sich das Durchschnittseinkommen der Musikerinnen nur geringfügig. Es lag im fraglichen Zeitraum zwischen 11.200 und 11.900 Euro. Damit sank der Gender Pay Gap in den Pandemiejahren – jedoch nicht, weil das Einkommender Frauen stieg und sich den Einkommen der Männer annäherte, sondern weil die Männer größere Einkommensverluste zu verzeichnen hatten. Es handelt sich also um einen „schlechten Trend“, das heißt, der Einkommensunterschied verkleinert sich durch das Sinken der Einkommen von Männern und nicht durch eine Steigerung der Einkommen von Frauen.
Wenn man die Einkommen der Musikberufe nach Altersgruppen untersucht, weisen die Daten der KSK einen interessanten Trend aus. Aus den Bundesdaten ist ablesbar: Bei jüngeren Musiker/innen (Alter 20-30 Jahre) ist der Gender Pay Gap am niedrigsten. In der Altersklasse 30 – 40 Jahre steigt der Gender Pay Gap hingegen sprunghaft an. Ein wesentlicher Faktor scheint hier die Gründung einer Familie zu sein. Viele Frauen unterbrechen jetzt ihr berufliches Engagement oft für längere Zeit und arbeiten danach in einem zeitlich geringeren Umfang weiter, was wiederum zu geringeren Einkünften führt. Dieser allgemeine Befund gilt übrigens für alle Erwerbsformen in Deutschland.
Zugleich vergrößern männliche Musiker bei einer Familiengründung ihren beruflichen Zeitaufwand deutlich, um höhere Einkommen zu erzielen. Dieser Trend ist seit 2010 ebenfalls aus den KSK-Daten ablesbar. In der Altersgruppe 40-50 Jahre ist der Gender Pay Gap regelmäßig am höchsten.
Die vollständige Auswertung von Michael Söndermann im Auftrag des Landesmusikrats NRW finden Sie als Meldung vom 7. März unter lmr-nrw.de