Es war schon nach dem 6. Landes-Orchesterwettbewerb NRW im Jahr 2003 in Wuppertal absehbar: Dieser Wettbewerb, alle vier Jahre vom Landesmusikrat NRW veranstaltet und von der Landesregierung gefördert, gewinnt mehr und mehr an Popularität und Akzeptanz unter den Laienmusikern im Land. So waren der Landesausschuss des Wettbewerbs und das Team des LMR NRW sich bereits bei der Suche nach einem geeigneten Veranstaltungskonzept für 2007 und, damit verbunden, nach der räumlichen und logistischen Infrastruktur bewusst, dass hier eine musikalische Großveranstaltung ins Haus stand, die es in dieser Form in Nordrhein-Westfalen noch nicht gegeben hatte. Die Resonanz auf die Ausschreibung des 7. Landes-Orchesterwettbewerbs war dann sogar noch höher als erwartet: Insgesamt 96 Orchester meldeten sich an, von denen letztendlich 85 wirklich teilnahmen.
Die Stadt Hamm in Westfalen ist im Allgemeinen nicht ein Synonym für große Kulturevents. Das Wochenende des 10. und 11. November 2007 hat aber gezeigt, dass dies nicht so bleiben muss. Den über 3.000 Musikerinnen und Musikern der Orchester konnten in den insgesamt vier Spielstätten in Hamm optimale Bedingungen für musikalische Höchstleistungen geboten werden, deren sich manch größere Stadt nicht schämen müsste.
Im großen Saal des Kurhauses traten die Blechbläserensembles, die Spielleute, das einzige teilnehmende Akkordeonorchester, die Gitarrenensembles, die Kinderorchester (eine nordrhein-westfälische „Spezialität“) und die Sinfonieorchester an.
Herausragend war hier das Blechbläserensemble der Musikschule aus Hamm sowie das Vororchester des Jugendblasorchesters der Rheinischen Musikschule in Köln, das mit 88 noch sehr jungen Bläserinnen und Bläsern anreiste und ein hinreißend kindgerechtes Programm in der Kategorie „Kinderorchester“ darbot.
Die Aula der Friedensschule bot zwar einen nicht ganz so glanzvollen Rahmen, war aber für die Darbietungen der Zupforchester und der Posaunenchöre bestens geeignet. Besonders zu erwähnen sind hier die Leistungen dreier nordrhein-westfälischer „Dauerbrenner“: Bei den Posaunenchören konnten erneut die Bläser der Christuskirche Herford am meisten überzeugen, bei den Zupforchestern gab es, wie fast in jedem Landes-Orchesterwettbewerb NRW, wieder ein Kopf-an-Kopf-Rennen des Mülheimer Zupforchesters mit der Mandolinen-Konzertgesellschaft Wuppertal, das die Zupferinnen und Zupfer vom Rhein in diesem Jahr knapp für sich entscheiden konnten.
Zum Wettbewerb hatten sich insgesamt 18 symphonische Blasorchester angemeldet, was die Wettbewerbsleitung dazu veranlasste, die mit Abstand größte Halle in Hamm, die 3.000 qm große Alfred-Fischer-Halle, ganz diesen in NRW sehr leistungsstarken Klangkörpern zu reservieren. Auch hier überraschte das Ergebnis die Insider nicht. Der Orchesterverein Hilgen war wieder nicht zu schlagen und erreichte das Traumergebnis von 25 Punkten. An den Abenden der Wettbewerbstage war die Halle zudem Kulisse für die großen Abschlusskonzerte, die mit jeweils circa 1.000 Zuhörern ein begeistertes Publikum fanden.
Ein edles Ambiente bot den Kammerorchestern, den Big Bands und den Ensembles der „Offenen“ Kategorie der Saal des Gustav-Lübcke-Museums. Den Atem stocken ließ hier das Westfälische Jugendkammerorchester Münster, vor allem mit dem Vortrag des „Adagio for Strings“ von Barber, bei dem man die Stecknadel fallen hören konnte. Der Wettbewerb der Big Bands bot grandiosen Swing und Jazz, bei dem sich am Ende vier Orchester dem Deutschen Orchesterwettbewerb 2008 empfahlen. Dass von diesen vier Ensembles wohl nur ein einziges an der Wupper auftreten wird, dafür sorgt eine in Hamm heftig diskutierte Regelung in der bundesweiten Ausschreibung.
Obwohl in ganz Deutschland die Wettbewerbe dieser Kategorie „Ea“ (Jazzorchester) und „Eb“ (Jugend-Jazzorchester) zu den zahlenmäßig und qualitativ stärksten aller Landeswettbewerbe gehören, gesteht der Projektbeirat des Deutschen Orchesterwettbewerbs den Bundesländern nur je eine „Festmeldung“ von Jazzorchestern zu. Andererseits wird getrennt gewertet nach Jugend und Erwachsenen, was die Jurys und die Verantwortlichen vor die unlösbare Aufgabe stellt, sich für das eine oder das andere Orchester entscheiden zu müssen. In anderen Kategorien, etwa bei Blasorchestern, Akkordeonorchestern oder Kammerorchestern, ist dies nicht erforderlich. Hier können je ein Jugend- und ein Erwachsenenorchester fest angemeldet werden. Die Gründe des Projektbeirats sind hierbei, so hört man, nicht nur finanzieller Natur. Man fürchtet auch, dass der DOW durch die zu erwartenden mehr als 25 Big Bands inhaltlich „aus dem Lot“ geraten könnte. Ob man hiermit aber der Tatsache gerecht wird, dass die Big Band-Szene in deutschen Schulen und Musikschulen boomt und auch qualitativ immer mehr an das Profi-Niveau heranwächst, sei dahin gestellt.
In Nordrhein-Westfalen betroffen ist die Junior Big Band der Clara-Schumann-Musikschule Düsseldorf, die sich trotz hervorragenden Spiels (24 Punkte) mit einer unsicheren „Optionsmeldung“ nur für das Nachrückverfahren des DOW qualifizieren konnte. Fest gemeldet wurde die „BIG STUFF“-Big Band der Musikschule Wipperfürth. Den Jugendlichen aus Düsseldorf ist diese Regelung leider nur sehr schwer vermittelbar. Ein Wermutstropfen in einer faszinierenden Großveranstaltung.