Nachbesserung Landeshaushalt 2004/05
Der im Dezember vorgelegte Haushaltsplan der Landesregierung für die Jahre 2004/2005 (Doppelhaushalt) hatte beim Landesmusikrat Bestürzung ausgelöst. Denn in dem Entwurf kamen die Laienmusik, die Jugendensembles und die Jugendwettbewerbe in der Landesförderung nicht mehr vor. Zwar konnte eine Nachbesserung insofern erreicht werden, als die Förderbereiche nun inhaltlich wieder genannt werden, allerdings mit erheblich gekürzten Ansätzen. Für 2004 wird in Aussicht gestellt, für die Projekte einen zumindest teilweisen Ausgleich durch die Bereitstellung von Mitteln aus Glücksspielzweckerträgen („Oddset-Wette“) zu schaffen. Dies hilft aber 2005 nicht mehr: Durch Kürzungen im institutionellen Bereich und bei der Laienmusik sinkt das Fördervolumen erheblich.
Improvisation und mehr
Kompositionsworkshop für Mädchen in Köln
„Freie und kontrollierte Improvisation“ in Jazz und Neuer Musik war das Thema des diesjährigen Workshops für Mädchen und junge Frauen, der vom Ministerium für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen unterstützt und vom Landesmusikrat Nordrhein-Westfalen e.V. durchgeführt wurde. Dabei zeigte sich, dass kreativer Umgang mit Musik und Improvisieren auf dem eigenen Instrument und Jazz-Musik keine Männerdomäne sein muss.
Die jungen Frauen im Alter von 15 bis 19 Jahren hatten an zwei Wochenenden die Gelegenheit, mit den Komponistinnen und Musikerinnen Angelika Niescier und Eunshin Jung sowie Johannes Fritsch, der an der Kölner Musikhochschule eine Professur für Komposition innehat, über Jazz Standards, Skalen, Geräusche, Pop-Stücke und eigene Werke improvisieren zu lernen. Praktisch und theoretisch erfuhren die Teilnehmerinnen Tipps und Tricks zum Melodieaufbau in einer Improvisation, lernten die Regeln der freien und kontrollierten Improvisation, trainierten rhythmische Fähigkeiten und das Zusammenspiel in einem Ensemble, bekamen Einblick in die gängige und die moderne Harmonielehre. Gearbeitet wurde mit gewohnten und mit neuen Instrumenten. Neuarrangements von Stücken gaben Raum für eigene kompositorische Ideen und Improvisationen. Zur Workshoparbeit und zur Abschlusspräsentation wurden die Teilnehmerinnen von einer Rhythmus-Gruppe aus Profi-Musikern unterstützt, mit denen Improvisationen und Kompositionen ausprobiert werden konnten. Und schließlich wurde ein zusätzlicher Workshoptag vereinbart, um noch einmal intensiv Jazztheorie zu büffeln – symptomatisch für die Lernmotivation der Gruppe. Geplant ist, dieses Projekt zur Förderung von Kunst und Kultur von Frauen auch im Herbst/Winter 2004 Jahr wieder durchzuführen. Teilnahmeberechtigt sind Mädchen und junge Frauen, die Schulen und Musikschulen in Nordrhein-Westfalen besuchen, zwischen 14 und 21 Jahre alt sind und Interesse am Komponieren oder kreativen Umgang mit Musik haben.
Mit HipHop Jugendliche erreichen
Workshop zum Thema „Politisch(es) Lied – heute?“ in Düsseldorf
Im Januar haben die Landeszentrale für politische Bildung und der Landesmusikrat NRW im Düsseldorfer „Stadttor“ einen Workshop zum Thema „Politisch(es) Lied – heute?“ durchgeführt. Ausgangspunkt war eine Recherche der Landeszentrale für po- litische Bildung zu diesem Thema. Gefragt wurde, welche sozialen und politischen Themen heute musikalisch aufgegriffen werden und in Liedtexten zeitgemäßen Ausdruck finden. „Politisch“ wurde dabei in einem weiten Sinne aufgefasst.
Neben der Präsentation der Recherche-Ergebnisse wurden beim Workshop ausgewählte musikpädagogische Projekte vorgestellt. Es zeigte sich, dass die Verknüpfung von Musik mit gesellschaftlichen und politischen Anliegen durchaus Sinn macht. So lassen sich etwa über HipHop-Musik viele Jugendliche mit gesellschaftspolitischen Themen erreichen (Beispiel LAG Musik NRW: „HipHop for Respect“), musikpädagogische Projekte können Zugänge zu politischen Themen schaffen (Beispiel Büro für Konzertpädagogik Köln: „Musik und Macht“, „Plenarmusik“, „Hotel Bellevue“) sowie die literarisch-musikalische Auseinandersetzung mit herausragenden Personen der Zeitgeschichte (Beispiel Ulrich Klan: Else Lasker-Schüler und Armin T. Wegener).
In dem mit wachsendem Erfolg jährlich durchgeführten Internet-Wettbewerb „www.start-ab.com“ des Landesverbands der Musikschulen NRW – mit überwiegend junger (und männlicher) Klientel – soll in diesem Jahr anlässlich der Europawahl das Thema der Völkerverständigung aufgegriffen werden (Bearbeitung von Beethovens „Ode an die Freude“). Einen interessanten, ganz von der Musik hergeleiteten Ansatz bei der Beschäftigung mit der Migrantenpolitik in NRW bot Birgit Ellinghaus (Alba Kultur Köln). Die bei Lesungen in Kulturzentren vorgestellte Untersuchung von Martin Greve „Die Musik der imaginären Türkei“ macht deutlich, wie bestimmte Stile der türkischen Musik schwerpunktmäßig in NRW verteilt sind –, was wiederum Rückschlüsse auf die dort lebende Bevölkerung und den sozialen Kontext zulässt. Veranschaulicht wird dieser Zusammenhang durch eingespielte und live vorgetragene Musikbeispiele. Im Anschluss an Lesung und Konzert findet eine Diskussion des deutsch-türkischen Publikums statt.
Die Frage, wie politische und musikalische Bildung künftig enger kooperieren können, soll weiter verfolgt werden; an die Bildung eines Netzwerkes für einen Informationsaustausch ist gedacht.
- Ein „Urgestein“ der nordrhein-westfälischen Laienmusikszene, Heinz Gengler, hat am 25. Januar seinen 90. Geburtstag gefeiert. Er war 1958 Mitbegründer des Landesverbands NRW des Deutschen Harmonika-Verbandes und von 1972 bis1996 dessen Vorsitzender. Seit der Gründung 1935 ist sein Name mit dem Ersten Kölner Akkordeon-Orchester verbunden, das er 62 Jahre lang am Dirigentenpult geleitet hat.
- Der Initiator der Landesmusikakademie NRW in Heek-Nienborg und Vorsitzender von 1979 bis 1989, Karl Feldhaus, hat am 1. Februar seinen 80. Geburtstag gefeiert. Der Musikpädagoge, Grundschullehrer und -rektor sowie Musikschulleiter in Ahaus war von 1974 bis 1984 Vorsitzender des Landesverbands der Musikschulen NRW und hat sich insbesondere für die Lehrerfortbildung im Fach Musik an den Grundschulen und für elementare Musikerziehung in Vor- und Grundschule eingesetzt.
Percussion-Workshop
Vom 2. bis 6. April veranstaltet der Landesmusikrat NRW in der Kreismusikschule in Viersen einen Percussion-Workshop für Preisträger von „Jugend musiziert“ und Mitglieder der Landesjugendensembles. Dozenten sind Ralf Holtschneider, Stephan Froleyks und Robert Schäfer.