Zwölf Stunden benötigte die technische Crew, bis der Bühnenaufbau auf der Raseneinfassung der Galopprennbahn Dortmund stand. Schief – gerade – schief – unstet – endlich statisch solide: Auf dieser Schrägfläche brauchte es seine Zeit.
Notwendig war der Aufwand, denn noch einmal wollten Landesmusikrat, Chorverband NRW und Sängerkreis Dortmund den Festakt für hundertjährige Musikvereine und Chöre nicht verschieben. Am 15. August konnten nun Staatssekretär Klaus Kaiser (Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW) und Präsidentin Regina van Dinther (Chorverband NRW) 17 Chöre und 10 Instrumentalensembles beziehungsweise -vereine auszeichnen.
Über die Jahre hinweg droht dieser Festakt zuweilen eine gewisse Gleichförmigkeit anzunehmen. Der Landesmusikrat und die bei ihm zusammenarbeitenden Verbände bemühen sich durch immer neue Spielstätten und originelle musikalische Begleitprogramme Abwechslung in die Folge zu bringen. Dieser Event war nun wirklich anders: Die Weite der Galopprennbahn, die pandemiegerechte straffe Organisation der Auf- und Abgänge von Rednerinnen und Rednern, von Ensembles sowie von ausgezeichneten Vereinsvertreterinnen und -vertretern und nicht zuletzt die muntere und souveräne Moderation durch Rolf Schmitz-Malburg sorgten für eine Veranstaltung, die alle als eine besondere empfanden. Dorothee Fontein (Chorverband NRW) und Eva Luise Roth (Landesmusikrat NRW) sorgten für die Organisation. Die Redebeiträge von Regina van Dinther und Klaus Kaiser arbeiteten geschickt mit Gegenwartsbezügen.
Sowohl die Pandemie und die kulturlähmende Wirkung der Schutzmaßnahmen als auch die Starkregenkatastrophe und die Verluste an Vereinsheimen, Instrumentensätzen und Notenarchiven rücken die Leistungen näher, die notwendig sind, um ein Vereinsleben über zwei Weltkriege, Spanische Grippe, Hungerjahre und weitere historische Einschnitte hinweg am Leben zu erhalten. Die Anwesenden aus den Laienmusikverbänden wussten auch sehr zu schätzen, wie flexibel das nordrhein-westfälische Kulturministerium 2020 mit einem finanziellen Hilfsprogramm, das über die Laienmusikverbände im Landesmusikrat umgesetzt wurde, Vereine vor coronabedingten finanziellen Gefahren schützte. Eine Wiederholung noch 2021 ist avisiert. Auch ein Hilfsprogramm des Landesmusikrats für Vereine, die große Verluste durch Starkregen und Flut erlitten haben, ist in Vorbereitung.
Das Blechbläserquintett „Quintity Brass“ und das Vokal-Ensemble „Florian Singers“, geleitet von Hans Frambach, boten das musikalische Begleitprogramm. „Quintity Brass“ besteht aus Bläsern des Musikvereins „Eintracht“ in Olsberg. Sie spielten beherzte Arrangements von Pop- und Filmmusiktiteln. Die „Florian Singers“ kommen aus dem Dortmunder Raum und nutzten die Galopprennbahn schon in den Monaten zuvor, aber auch digitale Räume, um unter Pandemiebedingungen proben zu können. Einen Titel, „September“, hatten sie bis zum Tage des Festakts ausschließlich digital geprobt und waren selbst gespannt, ob das Ergebnis auf der Bühne überzeugen würde. Das tat es. In dieser Hinsicht besorgt die „vierte Welle“ nicht.