Gerhard Stäbler komponierte für das Jugendsinfonieorchester der Musikschule Bochum und das Landesjugendperkussions-Ensemble SPLASH das Werk „Walls“. „Walls“ für sechs Schlagzeuger und Orchester, uraufgeführt am 4. Juli, galt der Aula der Albert-Einstein-Schule in Bochum, die 35 Jahre lang Heimstatt des Jugendsinfonieorchesters war und vor dem Abriss steht. „Walls“ ist also nicht nur für die beiden Klangkörper, sondern auch für den Raum geschrieben.
Elf Schlagzeuger sind in der Aula verteilt und spielen auf traditionellen Instrumenten, aber auch auf Donnerblechen und Steinen, auf tönenden Fliesen und Holzverkleidungen. Von allen Seiten und auch aus seiner Mitte dringen die Klänge des Raumes auf das Publikum in der nahezu voll besetzten Aula ein. Nach einer perkussiven Intrada nimmt das Orchester die Klangwogen auf und führt sie auf gewaltige, akkordische Wellenkämme. Ein eigener Abschnitt des Werks gilt dann einem Gedicht, „Flüchtling – In Memoriam: Giorgio de Chirico“ von Ranjit Hoskoté, das von den Musikern zitiert wird, indem sie es mit Klangerzeugern auf die Wände der Aula schreiben. Auf den klingenden Fliesen summieren sich die weithin tragenden Schreibgeräusche zu einem Vortrag des Gedichts, der zwar nicht texttreu zu verstehen ist, aber umso suggestiver wirkt. Die Orchestermusiker übernehmen die Rezitationen, variieren sie und gestalten sie klangfarbig bis zum Höhepunkt des Werks aus.
Norbert Koop dirigierte SPLASH und das Jugendsinfonieorchester mit einer zupackenden Dynamik, die sich auf die Musiker übertrug. Stephan Froleyks hatte „Walls“ mit SPLASH einstudiert. Um das Stäblersche Werk herum gruppierte Koop ein Programm, das von Cimarosas Konzert für zwei Flöten in G-Dur – mit den virtuos parlierenden Solistinnen Lisa Obermeier und Victoria Romann – zu Verdi, Rimsky-Korsakov und Tschaikowski führte.
Das Publikum nahm die Leistung der jungen Musiker und das Werk Stäblers mit Ovationen auf. Der Saal erlebte seine Adelung als ein Instrument der Komposition und einen Abschied zugleich. „Walls“ ist aber auch in anderen Räumen als dieser Aula realisierbar.
Das Konzert, die Auftragskomposition und SPLASH wurden gefördert vom Ministerpräsidenten des Landes NRW.