Erst zehn Tage vor dem vereinbarten Termin zeichnete sich ab, dass die Landesbegegnung „Schulen musizieren“ 2004 überhaupt stattfinden konnte. Die Aufgabe bestand nun darin, in dieser kurzen Zeit eine Veranstaltung von und für ca. 230 Kinder und Jugendliche auf die Beine zu stellen. Der erlösende Brief war vom Ministerpräsidenten gekommen, denn wie bereits berichtet sieht der reguläre Landeshaushalt NRW eine Förderung von „Schulen musizieren“ nicht mehr vor. Immerhin durften auf diese Weise die sechs in elf Regionalbegegnungen ausgewählten Ensembles – angemeldet hatten sich insgesamt 65 schulische Gruppen – am 8. Mai nun doch in der Folkwang-Hochschule Essen die Früchte ihrer musikalischen Arbeit präsentieren.
Da gab es das 70-köpfige Sinfonieorchester der Bischöflichen Marienschule aus Mönchengladbach neben einer siebenköpfigen Gruppe von Jungen der Sprachheilschule Kopernikusstraße aus Köln mit dem Namen „Die Kops“, die eindrucksvoll zeigten, wie wichtig es für die Entwicklung von Kindern ist, Musik zu machen und zu erleben. Das Amandusorchester der Amandusschule Herongen in Straelen führte vor, was Klassenmusizieren auch sein kann: Die Zweitklässler der Grundschule erlernen alle seit dem letzten Sommer ein Instrument in der Schule, was durch ein Modellprojekt des Verbands Deutscher Schulmusiker und des Landesverbands der Musikschulen NRW ermöglicht wird. Die 60 Kinder spielten auf Geigen, Trompeten, Posaunen, Quer- und Blockflöten, Saxophonen und Tenorhörnern, nur die normalerweise dazugehörende Keyboardgruppe fehlte.
Der Chor „Cantos“ aus Werne überzeugte durch saubere Intonation und mitreißende Gestaltung. Die dreißig jungen Leute aus dem Christophorus Gymnasium hatten ein Programm zusammengestellt, das zum Beispiel „New York, New York“, „I got rhythm“ und „Chattanooga Choo choo“ enthielt. Zum ersten Mal überhaupt gab es Kabarett in einem Landesbegegnungsprogramm: Fünf mutige Mädchen aus den Klassen 9 und 10 des Mataré-Gymnasium aus Meerbusch führten einige leicht „männerfeindliche“ Szenen überzeugend aus ihrem abendfüllenden Programm auf, unterstützt von einem männlichen Schlagzeuger und ihrem Musiklehrer am Klavier. Die Bigband des Erftgymnasiums aus Bergheim beendete das Konzert mit klangschönem Sound.
Angesichts des großen Erfolgs des Abschlusskonzerts blieb schließlich die Verwunderung darüber, dass Politiker zwar den Wert der Musikerziehung in Schulen nicht hoch genug preisen können, die praktische Unterstützung dann aber doch gleichwohl sehr zu wünschen übrig lässt, wie dies der Vorsitzende des Verbands Deutscher Schulmusiker in NRW, Dr. Walter Lindenbaum, auch Vizepräsident des Landesmusikrates NRW, in seiner Ansprache formulierte.