Das „Europäische Zentrum für Wissenschaftliche, Ökumenische und Kulturelle Zusammenarbeit e.V. – Griechisch-Deutsche Initiative“ will die deutsch-griechischen Beziehungen, die auf eine lange Tradition enger und fruchtbarer Zusammenarbeit vor allem auf wissenschaftlichem und kulturellem Gebiet zurückblicken können, pflegen und im Rahmen des sich einigenden Europas weiter ausbauen.
Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Würzburger Initiative eine Vielzahl von Aktivitäten entwickelt. Folgende Vorträge finden in den nächsten Monaten statt:
„Die Rezeption Nietzsches in der polnischen Literatur der Jahrhundertwende“ (Prof. Dr. Marta Kopij, Breslau; Dienstag, 12. Dezember 2006)
Die Spezifik der Nietzsche-Rezeption in der polnischen Literatur an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert resultiert aus der Verbindung der europäischen kulturellen Strömungen mit der Einbettung in die Komplexität der Nationalproblematik, wodurch ein dynamisches und originales Rezeptionsbild entsteht. Polnische Intellektuelle begannen sehr früh – bereits ab 1883 –, sich mit Nietzsche auseinanderzusetzen. Zu den bekanntesten Nietzsche-Adepten gehören Stanislaw Przybyszewski, Stanislaw Brzozowski, Karol Irzykowski, Waclaw Berent, Tadeusz Micinski, Leopold Staff. Einen Wendepunkt für diesen Rezeptionsprozess markieren die Jahre 1900 und 1905. Im ersten Falle handelt es sich um das Todesjahr des Philosophen, in dem das Interesse an seinem Werk international zunahm. Die Bedeutung des Jahres 1905 ist dagegen mit immanent polnischen Ereignissen verbunden und mit dem Beschluss, das Gesamtwerk Nietzsches in polnischer Sprache herauszugeben. Die Nietzsche-Aufnahme kennzeichnet sehr oft eine selektive Lektüre seiner Werke, bei der solche Aspekte wie Übermensch, der Tod Gottes, Immoralismus, Umwertung aller Werte oder der Wille zur Macht die Oberhand gewinnen.
„Umberto Ecos Baudolino und die byzantinische Literatur“ (Dr. Horst Schneider, Bochum; Dienstag, 16. Januar 2007)
„Aus vielen Büchern ein neues machen.“ So könnte man Umberto Ecos poetische Technik auf den Punkt bringen, doch so trivial, wie dieser Satz anmuten mag, verfährt Umberto Eco beileibe nicht. Er ist hingegen ein wahrer Meister in der Kunst, mit Texten literarisch zu spielen, sie in neuen Zusammenhängen zu verwenden, zu verändern und neuen erzählerischen Bedürfnissen und Notwendigkeiten anzupassen, und schafft es dabei doch, auch ernstzunehmende Werke der Weltliteratur zu kreieren, die in der Regel Weltbestseller werden. Wirft man einen Blick hinter die Kulissen, so ist man erstaunt, was für Textmaterial in die schriftstellerische Werkstatt des Meisters Eingang finden kann. Im Falle byzantinischer Texte ist der Roman Baudolino eine wahre Fundgrube und es setzt immer wieder in Erstaunen, welche Autoren Eco konsultiert hat. Will man also das von Eco gewobene intertextuelle Geflecht wenigstens ansatzweise entwirren, so muss man zunächst der Frage nachgehen, welche Werke er sich ausgesucht hat, bevor man zu einer tiefer gehenden Analyse kommt und Überlegungen über die Wirkung des Textes auf den Leser sowie über die Strategie des Textes beziehungsweise des Autors anstellt.
„Der andere Iran“ (Lichtbildervortrag von Dr. Klaus Gallas, Weimar; Dienstag, 23. Januar 2007)
Iran ist eines der bedeutendsten, größten und landschaftlich vielseitigsten Länder des Vorderen Orients. Seine Lage zwischen den Großräumen Arabiens, Indiens und Russlands ließ es seit Jahrtausenden zur Drehscheibe vieler Völkerwanderungen werden, wodurch die kulturelle und geistige Entwicklung Persiens über 6000 Jahre geprägt wurde. Die Landschaft zwischen dem Kaspischen Meer und dem Persischen Golf ist unglaublich prägend. Der Wechsel von Küstenregionen und Hochgebirge, von Oasen inmitten von Wüstenlandschaften und Großstädten ist überwältigend.
„Visionen für ein gemeinsames Europa“ (Dr. Henning Schulte-Noelle, München; Dienstag, 30. Januar 2007)
„Die Giebel des Parthenon“ (Lichtbildervortrag von Frau Prof. Dr. Erika Simon, Würzburg; Dienstag, 6. Februar 2007)
Im Jahre 1674 wurden die Skulpturen des Parthenon für den französischen Botschafter in Konstantinopel gezeichnet. Dadurch ist die Komposition des Westgiebels überliefert, dessen Zentrum 13 Jahre später durch eine Explosion zerstört wurde. Mit diesem Giebel, den der Besucher der Akropolis zuerst sah, beginnt der Vortrag. Durch Pausanias ist das Thema bekannt: der Streit der Gottheiten Poseidon und Athena um Attika. Im Osten war die Geburt der Athena aus dem Haupt des Zeus dargestellt. Da von diesem Giebel nur die Skulpturen in den Ecken erhalten sind – die Szene im Zentrum fehlt seit frühbyzantinischer Zeit – gibt es dafür allzu viele Rekonstruktionen. Diese lassen sich jedoch stark reduzieren, wenn man die neuen Forschungen zum Westgiebel mit einbezieht. Zwischen den Giebeln, die wahrscheinlich auf Entwürfe des Phidias zurückgehen, gibt es nämlich enge inhaltliche Verbindungen.
„Byzantinische Vorgaben für die mittelalterliche Kunst des Westens“ (Lichtbildervortrag von Prof. Volkmar Greiselmayer, Würzburg; Dienstag, 13. Februar 2007)
Alle Vorträge finden jeweils um 20.15 Uhr im Hörsaal 162 der Neuen Universität (Sanderring 2) Würzburg statt.