Die 54. Festspiele Europäische Wochen Passau (16. Juni bis 23. Juli) werden 2006 von zwei großen Persönlichkeiten aus der heutigen Musikwelt begleitet: Die aus Bratislava stammende Sopranistin Edita Gruberova hat sich angesichts des Mottos „Hommage an Mozart“ zur Übernahme der Schirmherrschaft bereit erklärt. Kammersängerin Edita Gruberova ist seit drei Jahrzehnten „Primadonna assoluta“, ein Phänomen der Koloratur. Die Festrede der Eröffnung wird Professor Dr. Joachim Kaiser halten, der nach wie vor als oberste Instanz unter den Musikkritikern und journalistisch arbeitenden Musikhistorikern gilt. Der 1928 in Ostpreußen geborene Joachim Kaiser studierte Musikwissenschaft, Germanistik, Philosophie, Soziologie und war ab 1947 Mitglied der Gruppe 47. Als Musik-, Theater- und Literaturkritiker wurde er bei der „Süddeutschen Zeitung“ zum Aushängeschild des Feuilletons. Kaiser lehrte als Professor in Stuttgart und wurde durch seine Bücher wie Radiosendungen zur lebenden Musiklegende, zum „Allwissenden“.
Die Passauer Festspiele stehen ganz im Zeichen des 250. Geburtstages von Wolfgang Amadeus Mozart. Ausschlaggebend für diese besondere Huldigung war etwa die Tatsache, dass der sechsjährige Mozart mit seinen Eltern und seiner Schwester Nannerl die Dreiflüssestadt auf dem Weg nach Wien mit einem fünftägigen Besuch beehrte. Zweck der Visite im September 1762 war es, dem damaligen Fürstbischof Joseph Maria Graf von Thun-Hohenstein die musikalische Aufwartung zu machen. Mit eine Rolle spielte bei der Programmgestaltung durch den Intendanten Pankraz Freiherr von Freyberg auch folgende Besonderheit: Nahezu alle späten Mozart-Opern (außer „Così fan tutte“) wurden schon kurz nach ihrer jeweiligen Uraufführung am seinerzeit neuen Fürstbischöflichen Opernhaus in Passau (heute Stadttheater) unter dem aufgeklärten Fürstbischof Joseph Franz Anton Graf von Auersperg aufgeführt. Das Programm der Europäischen Wochen 2006 enthält nicht allein Namen so weithin bekannter Künstler wie Gidon Kremer, Oleg Maisenberg, Arnulf Rainer, Sabine Meyer, Milan Sladek, Peter Härtling, Ton Koopman und Enoch zu Guttenberg. Vielmehr wird auch ein ganz besonderer Akzent auf die Teilnahme hervorragender Nachwuchstalente gesetzt. Mit fünf Uraufführungen von Auftragsproduktionen auf den Sektoren Musik und Theater zeigen sich die Europäischen Wochen – wie schon in der Vergangenheit – offen für Neues. Zusätzlich zu der Ehrung Mozarts, die im Mittelpunkt des Programms steht, wird mit einigen ausgewählten Veranstaltungen auch des jeweils 150. Todestages von Heinrich Heine und Robert Schumann gedacht sowie des 100. Geburtstages von Dimitrij Schostakowitsch. Wie schon in den letzten Jahren finden die 60 Veranstaltungen aus den Bereichen Chor-, Solo-, Symphonie- und Kammerkonzert, Theater, Lesung, Vortrag, Film, Ausstellung und Podiumsdiskussion grenzüberschreitend in den schönsten Kirchen, Klöstern, Schlössern und Museen in Ostbayern, Oberösterreich und Böhmen statt.
Folgende Veranstaltungen stehen allein im Juni auf dem Programm (in Klammern Daten und von Passau abweichende Veranstaltungsorte): Eröffnungskonzert mit dem Bayerischen Landesjugendorchester unter der Ltg. von Joseph Wolfe (16.), die Klarinettistin Sabine Meyer und das Radio-Symphonieorchester Wien (17.), Festgottesdienst mit Mozarts Krönungsmesse (18., Eintritt frei), 9. Passauer Tetralog: Podiumsgespräch zur Bildungsdiskussion (18., Eintritt frei), Konzert des Jacques Thibaud Trios und Heinrich-Heine-Lesung (18., Mariakirchen/Rottal), Amadeus – Schauspiel von Peter Shaffer mit Markus Völlenklee als Salieri (19.), „Mordnacht Mozart“ – Musikalischer Krimi mit Herbert Feuerstein (20., Vilshofen), Quatuor Ebène – Werke von Mozart, Beethoven, Schubert und Webern für Streichquartett (21., Metten), Concertino Praga – Preisträgerkonzert internationaler Rundfunkwettbewerbe (22., Burghausen), 6. Passauer Orgelnacht von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang (23.), Open-Air-Konzert der Mozart-Band – Mozart schrill, verrockt und schön verrückt (24.), Piano nobile – 1. Klaviermatinée mit Anton Kuerti (25.), Vivat Mozart – Picknickkonzert mit dem Jazzensemble Saxofour (25., Waldkirchen), 1. Opernnacht im Film: „Don Giovanni“ Ltg. Wilhelm Furtwängler (26.), der Trompeter Gabor Boldoczki und das Prager Kammerorchester (27., Fürstenzell), Konzert mit der Camerata Salzburg und dem Hornisten Szabolcs Zempléni (28.), „Eine kleine Nachtmusik“ mit Maria Christina Kiehr und Nova Stravaganza (29., Ortenburg) und „Requiem“ von W. A. Mozart unter der Ltg. von Enoch zu Guttenberg (30., Niederalteich).
Infos, Karten: Kartenzentrale der Europäischen Wochen, Schustergasse 21, 94032 Passau, Tel. 0851/75 20 20 u. 516 89, Fax 0851/490 34 24 bzw. kartenzentrale [at] ew-passau.de (kartenzentrale[at]ew-passau[dot]de) und www.ew-passau.de