Noch bis 18. Februar läuft eine Ausstellung von Dieter Buchhart unter dem Titel „CUT. Zwei Menschen. Neun Leben. Ein Film.“
CUT ist eine interaktive Videogeschichte der beiden fiktiven Protagonisten Paul Schmidt und Clara Thomsen, die 2004 bei einem tragischen Autounfall ums Leben kamen. In der – auf die Räume des Museums Moderner Kunst Passau abgestimmten – Videoinstallation wird dem Betrachter eine Entscheidung mit neun Möglichkeiten angeboten. Dabei geben die assoziativen momenthaften Videobilder, Fotografien und persönlichen Gegenstände Hinweise, die eine Rekonstruktion ihrer Vergangenheit evozieren. Wer waren Paul und Clara, in welchem Verhältnis standen sie zueinander und welche dramatische Verkettung von Ereignissen führten zum tödlichen Crash? Der österreichische Konzeptkünstler Dieter Buchhart spielt mit den Mechanismen von Realität und Fiktion, Entscheidungsfreiheit, Zufall und Schicksal. Durch die unterschiedlichen Verknüpfungsmöglichkeiten kommt es zu einer Rekonstruktion von Erinnerung und Vergessen. Indem der Künstler die Besucher aktiv in das Spiel um Leben und Tod mit einbezieht, unterläuft er traditionelle Erwartungshaltungen an ein Kunstwerk und setzt einen Prozess der Infragestellung dieser Mechanismen in Gang.
Noch bis 4. März ist eine Ausstellung von Miroslav Tichý zu sehen. Sie trägt den Titel „Artists for Tichý – Tichý for artists”. Der heute 80-jährige tschechische Fotograf Miroslav Tichý lebt seit Jahren äußerst zurückgezogen in seiner Heimatstadt Kjyov und meidet, obwohl inzwischen weltberühmt, heute wie damals jeden Kunsttrubel um seine Person. Der Entschluss, jegliche Produktion von Bildern einzustellen und damit der Kunstwelt wie auch dem sozialen Umfeld zu entsagen, fiel fast gleichzeitig mit dem Besuch des Malers Arnulf Rainer im Jahre 1992 zusammen. Dieser musste feststellen, dass Tichý seine Arbeiten nicht für Geld aus seinen Händen geben wollte: „Wozu brauche ich Geld, es genügen ein paar Kronen für Zigaretten und eine Flasche Slivovic“, so Tichý. Dass jedoch sowohl der Künstler – wie auch der Mensch Tichý – auf dem zeitgenössischen Kunstgelände seit kurzer Zeit eine exponierte Position einnimmt, beruht auf der Achtsamkeit von zwei Personen: von Harald Szeemann, der mit seinem Kennerblick für das Ungewöhnliche bei seiner ersten Sichtung voller Begeisterung war und Tichý bei der Biennale in Sevilla 2004 in den zeitgenössischen Kunstkontext stellte, und von Roman Buxbaum, der seit seiner Kindheit familiär mit Tichý verbunden ist. Buxbaum rettete das Oeuvre Tichýs nicht nur vor dem Vergessen, sondern auch vor der sicheren Vernichtung durch kontinuierlichen Verfall. Die Passauer Ausstellung, die sich über rund 900 m² erstreckt, wird nicht nur einen umfassenden Einblick in den fotografischen Kosmos von Miroslav Tichý geben – und somit die erste Museumspräsentation des Künstlers in Deutschland bedeuten – sondern auch den unkonventionellen Ansatz dieses „Work in Progress“-Tauschprojektes verdeutlichen. Mittlerweile haben mehr als 25 Künstlerinnen und Künstler wie Thomas Ruff, Fischli/Weiss, Arnulf Rainer, Jürgen Klauke, Jonathan Meese, Keith Tyson, Anna & Bernhard Blume, Daniele Buetti, Katharina Grosse, Annelies Strba und viele andere mit der Stiftung „Tichý Ocean“ (Roman Buxbaum & Adi Hoesle) Tichý-Arbeiten gegen eigene, zum Teil für Tichý geschaffene Werke getauscht. Anstelle eines rationalen ökonomischen Systems wurde eine Transaktion installiert, die auf dem Austausch von menschlichen und persönlichen Beziehungen basiert und zwischen Gruppen und Individuen funktioniert.
Weitere Ausstellungen: Johannes Zechner (24. Februar bis 22. April 2007); Zoran Music. Aus der Sammlung Großhaus (3. März bis 20. Mai 2007); Jeff Beer (28. April bis 17. Juni 2007); Joseph Beuys. Heilkräfte der Kunst. Werke aus der Sammlung Murken (26. Mai bis 19. August 2007). Info: Museum Moderner Kunst Passau, Bräugasse 17, Tel. 0851/38 38 79-0, E-Mail: info [at] woerlen-mmk.de (info[at]woerlen-mmk[dot]de) und www.mmk-passau.de