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Kurzbiografie
Stefan Piendl, 1965 in Frankurt geboren, leidenschaftlicher Liebhaber klassischer Muik. Trotz exzessiver abendlicher Aufenthalte in Frankfurts Alter Oper hat der Bub auch was Anständiges gelernt: Industriekaufmann nämlich. Seit rund zehn Jahren in der Musikwirtschaft tätig: bei Sony Music, EMI Classics (dort unter anderem verantwortlich für die Celibidache-Edition) und seit 1998 Geschäftsführer der BMG Ariola Classics GmbH München. Engagement für die Klassik.Komm und den ECHO-Klassikpreis – beides war die Mühen wert, auch wenn nicht erreicht wurde, was wir uns vorgestellt und erhofft haben. Gleichwohl kandidiere ich als Delegierter für die Jeunesses Musicales Deutschland und nicht als Bertelsmann-Vertreter oder Sprecher für die Tonträgerindustrie.
Ihr Lieblingskomponist/ -interpret, Ihre Lieblingsmusikrichtung?
Wenn es denn nur wenige „CDs für die Insel“ sein dürfen: Für die Sinfonik: Bruckner und Mahler; für die Kammermusik: Beethoven und Schubert; für die Oper: Wagner und Puccini und Schostakowitsch einfach für alles. Interpret: Celibidache (trotz und wegen „allem“)
Ihre Beweggründe, sich zur Wahl des Präsidiums des Deutschen Musikrates zu stellen?
Durch die Arbeit für die CD- Edition des Musikrates „Musik in Deutschland 1950–2000“ und mein Engagement für die Aktion „Hauptsache Musik“ von Beginn an habe ich Menschen kennen gelernt, die sich beim Musikrat für die Musik und das Musikleben einsetzen und mir die Kandidatur vorschlugen. Dazu wollte und konnte ich nicht „Nein“ sagen. Trotzdem empfinde ich meine Kandidatur als eine ohne Seil(-schaft) und Netz(-werk) und hoffe, dass ich als Quereinsteiger mehr frischen Wind als heiße Luft produzieren kann.
Was sind Ihre Pläne? Wo möchten Sie sich schwerpunktmäßig engagieren?
Gewachsene Strukturen haben ihre Vorteile – werden daraus festgewachsene Strukturen, entstehen möglicherweise auch Risiken. Vielleicht lässt sich ja hier und da „Vereinsmäßiges“ durch manches im besten Sinne „Unternehmerisches“ sinnvoll ergänzen. Auch in Sachen Außenwirkung (PR) ließe sich sicher noch einiges bewegen.
Wo sehen Sie besondere Stärken des Deutschen Musikrates, wo Defizite?
Wein, Weib und Gesang: Nur wenige Begriffe sind belegt wie der der Musik, stecken so voller Emotionen. Musik ist eines der häufigsten Hobbies und ein riesiger Wirtschaftszweig (der seine Kraft nicht optimal nutzt). Mit rund acht Millionen Mitgliedern hat der Deutsche Musikrat die Kampfstärke des ADAC, leider manchmal nur theoretisch. Es gilt, die „Power des Musikrates auf die Straße zu bringen“ – für seine Mitglieder und die Musik.
Welches sind Ihrer Meinung nach die dringlichsten Aufgaben des Deutschen Musikrates?
Der Deutsche Musikrat existiert nicht als Selbstzweck, sondern verfolgt Ziele und Aufgaben. Trotz der acht Millionen Mitglieder und elf Millionen Mark Etat sind wir noch zu sehr eine „geschlossene Gesellschaft“ – der Musikrat kann und muss im Bewusstsein der Öffentlichkeit und damit in dem der Politiker eine noch viel gewichtigere Rolle spielen als bisher und dadurch noch mehr für das Musikleben mit all seinen Facetten bewirken.
Ihre Vision für das Musikleben im Jahr 2010?
Die Vision, dass wir alle – der Musikrat mit seinen Verbänden und Mitgliedern – in diesen zehn Jahren alles getan haben, um besonders Kindern und Jugendlichen den Zugang zur Musik in allen Varianten zu ermöglichen, damit das Musikleben auf Dauer so lebendig bleiben kann wie es heute ist.