Body
Kurzbiografie
Ulrike Liedtke, geboren 1958 in Weimar, Theaterkind, Muikwissenschaftsstudium in Leipzig, 1985 Promotion, Musikredakteurin, Musikwissenschaftlerin an der Akademie der Künste in Berlin, 1990–1991 Abteilungsleiterin im Kultur-Magistrat/Senat Berlin, seit 1991 Aufbau und Leitung der Musikakademie Rheinsberg GmbH, seit 2000 einschließlich Schlosstheater-Betreibung, Lehraufträge in Weimar und Berlin, zahlreiche Veröffentlichungen zur Musik des 18. und 20. Jahrhunderts. Seit 1995 Vizepräsidentin des Landesmusikrates Brandenburg, seit 1997 Mitglied, seit 1999 Stellvertretende Vorsitzende des ORB-Rundfunkrates, Rundfunkarbeitskreis im Deutschen Musikrat, Jurorin bei Kompositionsaufträgen des Berliner Senats, 2000 Sprecherin des „Arbeitskreises der Musikbildungsstätten in Deutschland“, Expert in the European Commission Programme „Kultur 2000“
Ihr Lieblingskomponist/ -interpret, Ihre Lieblingsmusikrichtung?
Ich mag einfallsreiche und spannende Kompositionen aus musikgeschichtlichen Umruchzeiten, 18. Jahrhundert, zeitgenössische Musik.
Ihre Beweggründe, sich zur Wahl des Präsidiums des Deutschen Musikrates zu stellen?
Die Ergebnisse vom Herbst 1989 begreife ich noch immer als Chance für Neues – mittun, verändern, Zukunft gestalten durch Investitionen in Wissenschaft, Bildung und Kultur mittels musikalischer Experimente, Werkstätten und Ideen.
Was sind Ihre Pläne? Wo möchten Sie sich schwerpunktmäßig engagieren?
Förderung junger Musiker, Komponisten, Musikwissenschaftler und Musikpublizisten in einem gesellschaftlichen Umfeld, das Kultur trägt – in der Aus- und Weiterbildung, im Veranstaltungsbetrieb, in den Verlagen und Medien.
Wo sehen Sie besondere Stärken des Deutschen Musikrates, wo Defizite?
Stärken: politische Präsenz, länderübergreifende Aktivität, Vermittler eines entwickelbaren Wertesystems musikalischer Kultur.
Defizite: Wir sind zu leise! Gefahr der gesellschaftlichen Randstellung droht – eine oberflächlich eilfertige Entwicklung zieht vorbei, reißt den Musik- und Instrumentalunterricht, Musikverbände und -vereine um, übrig bleibt die musikalische Belanglosigkeit mit Mozart in der Hotelbar, Vivaldi zur Tomatensoßenwerbung und laienhaft Zeitgenössisches.
Welches sind Ihrer Meinung nach die dringlichsten Aufgaben des Deutschen Musikrates?
Unterstützung der Kulturträger – besonders dann, wenn
Musik zu einer nutzbaren Dienstleistung von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse wird, wenn kreative Prozesse nur noch Wettbewerbsrichtlinien unterworfen werden, wenn Musik nur noch als Wirtschaftsfaktor zählt.
Ihre Vision für das Musikleben im Jahr 2010?
Beliebige Musik im virtuellen System nervt dermaßen, dass Live-Aufführungen „in“ sind. Multimediale Kunstprojekte führen zu einer Blüte der zeitgenössischen Musik. Gesellschaftlicher Umbau hat ein verändertes Freizeitverhalten und musikalische Neuansätze zur Folge, Denken mit den Ohren...