VBS-Schulmusiktag 2019: Das „Kombi-Angebot“ aus Fortbildungsveranstaltung und Mitgliederversammlung des VBS findet zweijährlich jeweils in einem anderen Regierungsbezirk statt und ist mittlerweile eine feste Größe im Vereinskalender. Nach der Oberpfalz (2015) und Mittelfranken (2017) war nun Oberfranken an der Reihe: In Bamberg trafen sich am 22. Februar rund 30 Lehrkräfte aus Mittelschule, Realschule und Gymnasium, um an zwei Workshops zum Thema „Populäre Musik im Unterricht“ teilzunehmen. Im Mittelpunkt von Florian Kagers Kurs „Rock-/Popmusik im Klassenzimmer“ stand das gemeinsame Erproben exemplarischer Arrangements von Songs aus unterschiedlichen Epochen und Stilen. Daran anknüpfend wurden didaktische Überlegungen zum schüler/-innen- und sachgerechten Umgang mit Musik und Equipment angestellt. Florian Mohr präsentierte im Workshop „Populäre Musik im Unterricht – kompetenzorientiertes Arbeiten“ Unterrichtskonzepte und Materialien, die eigenständiges, leistungsdifferenziertes und kompetenz-orientiertes Erarbeiten von theoretischen und praktischen Inhalten ermöglichen.
Mitgliederversammlung
Die Vorsitzende des VBS, Heidi Speth, stellte im Tätigkeitsbericht des Vorstands drei Arbeitsschwerpunkte heraus: den zähen Kampf um die Anerkennung des Fachs Musik als „wissenschaftliches“ Unterrichtsfach an nichtmusischen Gymnasien („UPZ-Aktion“), die Organisation von Fortbildungsangeboten sowie kollegiale Kooperation im politischen Raum.
Unterrichtspflichtzeit
Wie bereits mehrfach berichtet, wurde die Klage des VBS zur Angleichung der Unterrichtspflichtzeit von Musiklehrkräften an nichtmusischen Gymnasien im Juli 2017 vom Verwaltungsgericht München in erster Instanz abgewiesen. Wegen der grundsätzlichen Bedeutung der Sache ließ das Gericht jedoch eine Berufung zu. Diese wurde vom VBS beziehungsweise von den vier Musterkläger/-innen fristgerecht eingereicht, im Januar 2018 legte dann die Landesanwaltschaft in einer Stellungnahme den Standpunkt des Dienstherrn nochmals dar. Bedingt durch die chronische Überlastung der Verwaltungsgerichte ist das Verfahren seitdem nicht vorangekommen. Es steht aber zu hoffen, dass die Berufungsverhandlung noch im Kalenderjahr 2019 angesetzt wird. Politischen Rückenwind bekommt das Anliegen unter anderem vom Präsidenten des Bayerischen Musikrats (BMR), Thomas Goppel. Bei einem Gespräch des BMR-Präsidiums mit Staatsminister Bernd Sibler im Februar 2018 konnte Heidi Speth das Anliegen auch persönlich vorbringen. Der VBS-Vorstand wird um einen Gesprächstermin beim neuen Staatsminister Michael Piazolo (Freie Wähler) bitten. Dabei kann dann unter anderem an die Zusicherungen in den VBS-„Wahlprüfsteinen“ zur Landtagswahl 2018 erinnert werden.1
Wie bereits berichtet, stehen die Chancen auf Anerkennung des Unterrichtsfachs Musik als „wissenschaftliches Fach“ an Realschulen sehr schlecht, seit 2015 eine Kollegin von einer musischen Realschule einen ents-prechenden Prozess verlor. Es gibt aktuell nur die Möglichkeit, mit langem Atem Überzeugungsarbeit zu leisten, beispielsweise im Dialog mit dem BRLV und der Politik, wie ihn Martina Raab in den vergangenen Jahren intensiv pflegte, aber auch durch Qualitäts- und Informationsoffensiven vor Ort in den Schulen.
Rückblick auf die Tage der Bayerischen Schulmusik 2018
Die „Tage der bayerischen Schulmusik“ im März 2018 standen unter dem Motto „Macht Musik“. Rund 350 Kolleg/-innen kamen zu dieser musikpädagogischen Biennale in die Musikhochschule München und setzten sich in Vorträgen, Workshops und Gesprächsveranstaltungen mit dem facettenreichen Thema auseinander. Als Referentinnen und Referenten konnten namhafte Akteure der künstlerischen Musikpraxis ebenso gewonnen werden wie renommierte Vertreter/-innen aus Musikpädagogik, Musikwissenschaft, Musiktheorie, Musiktherapie, Politischer Bildung, Psychologie, Medizin und Neurobiologie. In den nächsten Wochen wird wieder ein Tagungsband erscheinen, der ausgewählte Beiträge der Veranstaltung zum Nachlesen und Weiterdenken versammelt. Die Mitglieder des VBS erhalten das Buch kostenlos als Jahresgabe, erstmals geht der Tagungsband auch den Kolleg/-innen des VDS Niedersachsen zu: Auch daran dokumentiert sich die kollegiale Kooperation von VBS und VDS Niedersachsen, die sich unter dem gemeinsamen Dach der Deutschen Gesellschaft für Schulmusik (DGS) überaus erfreulich entwickelt hat.
Deutsche Gesellschaft für Schulmusik (DGS)
Unter dem Titel „Musikpädagogische Kooperation“ stand, wie der scheidende stellvertretende Vorsitzende des VBS Bernhard Hofmann darlegte, eine Reihe von Dialogveranstaltungen, die vom Präsidenten des Deutschen Musikrats (DMR), Martin Maria Krüger, und dem DMR-Generalsekretär Christian Höppner initiiert und moderiert wurden. Ziel war es, DGS und BMU ins konstruktive Gespräch zu bringen. Dies geschah im Nachgang des Antrags der DGS auf Aufnahme in den Deutschen Musikrat vom Dezember 2016, über den das DMR-Präsidium bislang aber noch nicht entschieden hat. Nach zwei eintägigen Treffen in Würzburg und Hannover 2018 konferierten am 12. und 13. Januar 2019 in der Musikhochschule Würzburg Martin Maria Krüger und Christian Höppner (DMR), Jürgen Oberschmidt, Michael Pabst-Krüger, Carl Parma, Friedrich Kampe, Evelyn Beißel und Hans-Ulrich Schäfer-Lembeck (alle BMU) sowie Heidi Speth, Bernhard Hofmann und Martin Weber (DGS). Die Beteiligten einigten sich auf einen „Letter of Intent“ folgenden Inhalts:
„[Es] besteht Einigkeit, dass es angesichts der schwierigen Lage der Schulmusik in Deutschland dringend erforderlich ist, mit größtmöglicher Gemeinsamkeit im politischen Raum zu agieren.
Es wird gemeinsam die Notwendigkeit gesehen, dass in den Ländern und im Bund die Schulmusik mit einer Stimme spricht.
Es besteht Einigkeit, das[s] nach einer Phase […] vertrauensbildender verbindlicher, verlässlicher Zusammenarbeit ein einheitlicher Schulmusikverband geschaffen werden soll, der in einen föderalen Bundesverband mit 16 Landesverbänden mündet.
Möglichkeiten für ein über die Schulmusik hinaus projektiertes ‚Haus der Musikpädagogik‘ sind dabei im Blick.
Gemeinsame Sitzungen und Maßnahmen der Vorstände in Bayern und Niedersachsen und auf Bundesebene sind verabredet.“
Zu diesem Berichtspunkt wurde in der Mitgliederversammlung die Frage aufgeworfen, wie es, jenseits von organisatorischen Absichtserklärungen, um inhaltliche Gemeinsamkeiten oder Differenzen von DGS und BMU stehe. Dazu konnte berichtet werden, dass man sich offenbar in BMU-Kreisen wieder zu Begriff und Konzept von „Schulmusik“ bekenne. Die DGS vertrete die Auffassung, dass „Schulmusik mit Anspruch“ prinzipiell für alle Facetten schulischen Musikunterrichts anzustreben sei und auch Gebiete wie etwa Musikunterricht in der Oberstufe oder im Musischen Gymnasium, Musik- Abitur et cetera einschließe. Gerade in diesen Segmenten zeige sich ein Bedarf an komplementären Angeboten, insbesondere mit Blick auf Fortbildungsveranstaltungen. Insgesamt gelte es, eine Reihe fachlicher, aber auch atmosphärischer Differenzen zu beheben. Bernhard Hofmann unterstrich abschließend, dass der Blick in die Zukunft und auf einen gemeinsamen Weg gerichtet sei. Ziel müsse es sein, die Schulmusik in Deutschland durch musikpädagogische Kooperation nach vorne zu bringen und zu stärken – ein Prozess, den er für seinen Teil mit „skeptischem Wohlwollen“ sehe.
Stellensituation
Die Einstellungssituation für Musiklehrkräfte an den bayerischen Realschulen hat sich im Vergleich zu den Jahren 2015 und 2016 zwar geringfügig verbessert, doch kann man mit der Lage weiterhin keineswegs zufrieden sein. Im September 2015 bewarben sich 66 Personen auf 4 Stellen an staatlichen Schulen (Einstellungsquote 6 %), im September 2018 bekamen von rund 80 Kandidat/-innen immerhin 20 eine Planstelle angeboten (ca. 25 %). Eine Grenznote wurde aus Datenschutzgründen nur für die Fächerkombination Musik/Deutsch bekannt gegeben, sie lag bei 1,90. Ab 2020 rechnet das Kultusministerium laut eigener Prognose wieder mit höheren Einstellungszahlen,2 verlässliche Voraussagen zur Einstellungssituation im Fach Musik lassen sich angesichts der kleinen Fallzahlen aber kaum treffen.
An den Gymnasien scheint sich die Situation nach einigen sehr schwierigen Jahren wieder zu bessern. Im September 2018 bewarben sich 70 Personen, davon 37 von der Warteliste, auf eine Planstelle. Insgesamt wurden 32 Einstellungen vorgenommen (knapp 46 %), die Grenznote lag bei 2,11. Zum Einstellungstermin Februar 2019 erhielten 10 der 29 Bewerber/-innen ein Stellenangebot (34 %, Grenznote: 2,0). Besonders gefragt sind mittlerweile Absolvent/-innen mit Musik in der Fächerverbindung. Offenbar spricht sich bei den Schulleitungen allmählich herum, dass hier junge Leute zur Verfügung stehen, die beste Qualifikationen für Musikunterricht sowie für ein weiteres Unterrichtsfach mitbringen und zudem flexibler einsetzbar sind als Absolvent/-innen, die ausschließlich eine Fakultas im Fach Musik besitzen.
Inakzeptabel ist es, dass nach wie vor an Grund- und Mittelschulen Musikunterricht vorwiegend fachfremd erteilt wird. An etlichen Realschulen und Gymnasien wird Klassenunterricht in Musik durch Quer- oder Seiteneinsteiger*innen bestritten – eine Situation, die nicht zur Dauerlösung oder zum „Normalfall“ werden darf.
Rückkehr zum G9
Das G9 wächst Jahr für Jahr nach oben, doch die inhaltliche Ausgestaltung der Lehrpläne für die Jahrgangsstufen 11–13 ist nach wie vor offen. Heidi Speth nahm im Februar an einer Dialogveranstaltung zu diesem Thema im Bayerischen Landtag teil (siehe nmz 3/19). Der VBS beteiligt sich aktiv an Diskussionen, Dialogveranstaltungen und Anhörungen und fordert insbesondere, dass begabte Schüler/-innen weiterhin die Möglichkeit haben müssen, ihre ins-trumentalen und vokalen Fähigkeiten in die Abiturprüfung einzubringen.
Kassenbericht
Auch heuer konnte wieder eine erfreuliche finanzielle Bilanz der Verbandsarbeit gezogen werden. Sehr kostenbewusster Umgang mit den Ressourcen des Vereins führte trotz hoher Ausgaben für die „Tage der Bayerischen Schulmusik 2018“ zu einem ausgeglichenen Ergebnis. Die Kassenprüfer Norbert Köhler und Patrick Ehrich bestätigten die ordnungsgemäße Buchführung, dem Vorstand wurde einstimmig die Entlastung ausgesprochen.
Neuwahl des Vorstands
In der Besetzung des Vorstands gab es erstmals seit einer Reihe von Jahren einen Wechsel: Martina Raab, Bernhard Hofmann und Florian Zeh beendeten auf eigenen Wunsch ihre Vorstandsarbeit für den VBS. Neu als stellvertretende Vorsitzende gewählt wurden StD Thomas Frank und StR (RS) Benedikt Landenhammer, das Amt der Schriftführerin übernimmt künftig StRin Elisabeth Löffler. Im Amt bestätigt wurden Heidi Speth als Vorsitzende und Reinhard Eckl als Kassenführer. Heidi Speth dankte den ausscheidenden Vorstandsmitgliedern für die vieljährige engagierte, konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit, würdigte Florian Zehs tatkräftiges und zuverlässiges Eintreten für den Verband, Martina Raabs Verdienste für die Belange der Musiklehrkräfte an Realschulen und Bernhard Hofmanns organisatorisches, bildungspolitisches und strategisches Engagement für das Schulfach Musik und seine Lehrkräfte in Bayern und darüber hinaus.
Anmerkungen
1 Die „Wahlprüfsteine“ der Parteien sind nachzulesen in der nmz 10/18 (Print- und Online-Ausgabe, Zusammenfassung) sowie auf der Homepage des VBS unter http://www.vbsmusik.de/sites/default/files/konzepte_zur_wahl.pdf (ungekürzte Fassung).
2 Siehe https://www.km.bayern.de/lehrer/lehrerausbildung/lehrerbedarfsprognose…