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Der Komponist und Musikpädagoge Helmut Bieler (1940–2019). Foto: Achim Bieler
Der Komponist und Musikpädagoge Helmut Bieler (1940–2019). Foto: Achim Bieler
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Feinsinniger Lehrer, kreativer Künstler

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Zum Tode von Helmut Bieler
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Warum er eine solche Musik komponiere, wurde Helmut Bieler einmal von seiner Mutter gefragt. Er sei doch eigentlich ein netter Mensch! In pointierter Kürze wirft diese Anekdote ein Blitzlicht auf den Komponisten und Musikpädagogen Helmut Bieler, diesen feinsinnigen Künstler und humanistischen Lehrer. Wer Helmut Bieler je begegnete, wird seiner Mutter einhellig beipflichten: wirklich ein netter Mensch, und zwar ein besonders netter. Seine offene Freundlichkeit, seine ausgleichende Art, seine unerschütterliche Integrität, seine Bescheidenheit und Heiterkeit stehen da als leuchtende Belege. Furios und leidenschaftlich konnte man Helmut Bieler aber auch erleben – in der Musik, auf der Bühne.

Helmut Bieler wurde 1940 in Gersfeld/Rhön als jüngstes Kind einer musikliebenden Lehrerfamilie geboren. Der Vater verstarb früh. Helmut Bieler erhielt als Kind Klavier- und Violinunterricht. Später, als Gymnasiast, wurde er in Komposition unterwiesen. Als Jugendlicher begleitete er Sänger und korrepetierte beim Philharmonischen Chor Bayreuth, den sein Lehrer Robert Spilling leitete. Bieler beschäftigte sich schon in jungen Jahren intensiv mit Improvisation und Komposition, und über die Komponisten Klaus Hashagen und Dieter Salbert kam er in Kontakt mit der Komponistenvereinigung „Junge Akademie Nürnberg“.

Schulmusiker und Hochschullehrer

Nach dem Abitur, das er in Bayreuth ablegte, studierte Bieler Schulmusik an der Musikhochschule München. Dort zählten Franz Xaver Lehner (Musiktheorie), Friedrich Wührer und Aldo Schoen (Klavier) sowie Fritz Schieri (Chorleitung) zu seinen Lehrern. 1967 trat Bieler eine Stelle als Schulmusiker am musischen Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium in Bayreuth an, 1979 wechselte er als Dozent für Musikdidaktik an die Universität Bayreuth. Dort trug er 25 Jahre lang, bis zu seiner Pensionierung 2004, die Verantwortung für die Lehramtsausbildung im Fach Musik – ein „Ein-Mann-Unternehmen“, das viel Kraft forderte. 1988 wurde er zum Honorarprofessor für Musikdidaktik bestellt. Helmut Bieler gründete und leitete den Universitätschor und ein universitäres Improvisationsensemble, und auch außerhalb der Universität entfaltete er rege künstlerische und pädagogische Tätigkeit. Er konzertierte mit seinem Ensemble „Musica Viva Bayreuth“, organisierte die Konzertreihe „Zeit für Neue Musik“ in Bayreuth und wirkte als Dozent bei zahlreichen Kursen.

Komponist von über 100 Werken

Bielers Werkverzeichnis umfasst mehr als 100 Kompositionen, darunter Orchester- und Kammermusik, eine Kammeroper, Werke für Orgel und Vokalkompositionen. Etliche seiner Werke wurden für Rundfunk und Fernsehen produziert und bei renommierten Festivals im In- und Ausland aufgeführt. Helmut Bieler wurde mit dem Kulturförderpreis der Stadt Nürnberg (1980) und mit dem Kulturpreis der Stadt Bayreuth (1992) geehrt, 2008 erhielt er den Friedrich-Baur-Preis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
Nach langer Krankheit ist Helmut Bieler am 11. Januar 2019 im Alter von 78 Jahren verstorben. Mit ihm verliert die bayerische Musikpädagogik einen ihrer Großen.

Der VBS wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

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