Dass der ersten Bundeskongress Musikunterricht, der vom VDS und AfS im September in Weimar durchgeführt wurde, ein voller Erfolg war, kann mit Fug und Recht behauptet werden: mit über 2.300 Mitwirkenden, 230 Referenten, 380 Workshops, Seminaren, Arbeitskreisen, Vorträgen und Diskussionen setzte er inhaltliche, qualitative und quantitative Maßstäbe und übertraf sogar noch die hohen Erwartungen der Veranstalter.
Dieser bisher größte Kongress seiner Art vereinte die bisherige Reihe der Schulmusikwochen des VDS und der Bundeskongresse des AfS und soll auch künftig in zweijährigem Turnus stattfinden. Die große Resonanz bei den Teilnehmern, das unerwartet hohe Medienecho und die hervorragende Organisation trugen wesentlich zum einmaligen Erfolg der Veranstaltung bei.
Im Zentrum des Veranstaltungsmarathons standen natürlich das Musikmachen und die Vermittlung von Musik. In den einzelnen Kursen und Workshops wurden Wege gezeigt, wie Musik von der Grundschule bis hin zur Hochschule praxisnah und adäquat vermittelt werden kann. Und dabei gab es keine stilistische Begrenzung; das Angebot reichte von Barockmusik, Folk-
lore, Neuer Musik bis hin zu Heavy Metal und HipHop. Mit großer Begeisterung nahmen die teilnehmenden Lehrerinnen und Lehrer dieses Angebot an, so dass trotz des reichhaltigen Parallelangebotes manche Kurse regelrecht überlaufen waren.
Auch in der Stadt Weimar konnten sich die Bürger und Besucher der Außenwirkung des Kongresses nicht entziehen: bei einer Aktion der Nachwuchsorganisation „Junges Forum Musikunterricht“, bei einem Flashmob in der Innenstadt, aber auch bei vielen Konzerten im kulturellen Beiprogramm zum Kongress wurde die Außenwirkung des Bundeskongresses deutlich.
Für viele der angereisten Lehrerinnen und Lehrer war aber auch die im Rahmenprogramm angebotene, umfangreiche Verlags- und Musikalienausstellung ein wesentlicher Impulsgeber für die eigene Arbeit. Hier konnte man sich über Bewährtes und Neues aus dem Bereich des Literatur- und Notenangebotes praktisch aller Musikverlage informieren, in Ruhe schmökern und Anregungen für die eigene berufliche Tätigkeit finden. Das Angebot an Unterrichtsmaterialien, didaktischen Konzepten, Literatur zum Klassenmusizieren oder Noten und Büchern aller Art war ungemein groß.
Neben den auf die Unterrichtspraxis ausgerichteten Veranstaltungen wurde aber auch die schulpolitische Landschaft in den einzelnen Bundesländern diskutiert und aufgearbeitet. Wichtigstes Ergebnis dieser Diskussionen war daher zum Abschluss der Tagung die Verabschiedung der „Weimarer Resolution“ durch die Föderation der Musikpädagogischen Verbände mit dem Appell an die politisch Verantwortlichen, sich für eine Verbesserung der bestehenden und zum Teil katastrophalen Verhältnisse in allen Bereichen musikalischer Bildung einzusetzen. In den Veranstaltungen, bei Diskussionsrunden und bei offiziellen Anlässen wurde immer wieder deutlich gemacht, dass die musikalisch-ästhetische Bildung auch künftig ein wesentlicher Bestandteil unseres Schulsystems bleiben muss. Einschränkungen des Schulfaches Musik, Kürzungen der Stundentafel, Einsatz fachfremder Lehrkräfte oder das Verschmelzen des Faches in so genannten Fächerverbindungen sind nicht hinnehmbar.
„Musik ist kein Neben-Neben-Fach“. Mit diesen Worten hatte der Bundesvorsitzende des Verbandes Deutscher Schulmusiker (VDS), Prof. Dr. Ortwin Nimczik, der sich zusammen mit Prof. Dr. Jürgen Terhag, Bundesvorsitzender im Arbeitskreis für Schulmusik (AfS), die Gesamtverantwortung für den Bundeskongress teilte, die Situation in einem Statement zu Beginn der Veranstaltungsreihe umrissen. Denn dass die Begeisterung der Lehrer für die Vermittlung von bewährten und innovativen Inhalten, Projekten und Methoden in der gesamten Bandbreite der Musikpädagogik ungebrochen ist, zeigte ja das überwältigende Inter-esse am Bundeskongress. Und dieses Potential sollten die politisch Verantwortlichen nützen. Denn nur die allgemein bildende Schule kann allen Kindern und Jugendlichen aus allen Gesellschaftsschichten eine musikalische Bildung und damit eine nachhaltige kulturelle Teilhabe ermöglichen.
„Musikunterricht braucht eine Lobby, die sich nicht auseinander dividieren lassen darf“, betonte daher auch der scheidende AfS-Bundesvorsitzende Jürgen Terhag. Und das positive Feedback der Referenten und Teilnehmer und die gute Stimmung bei allen Veranstaltungen in diesen fünf Tagen intensiven Lernens, Reflektierens, Musizierens und Diskutierens bestätigt eine andere Aussage Ortwin Nimcziks: „Wenn die musikpädagogischen Verbände ihre Zukunft gemeinsam gestalten, dann ist mir um den Dreiklang Bildung-Musik- Kultur in der Schule nicht bange“.
In diesem Sinne haben auch bereits die Vorplanungen für den nächsten gemeinsamen Bundeskongress der beiden großen Schulmusikverbände in zwei Jahren bereits begonnen.