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Max Frey. Foto: Carolin Gmeinwieser
Max Frey. Foto: Carolin Gmeinwieser
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Klanggestalter, Chorerzieher, Menschenfischer

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Zum 75. Geburtstag von Max Frey
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Am 24. Juni feiert Prof. Max Frey seinen 75. Geburtstag – langjähriges Mitglied des VBS und eine Persönlichkeit, die in den vergangenen Jahrzehnten die bay-erische Chormusik wie auch die Schulmusik-Ausbildung maßgeblich mitgestaltet hat (siehe auch nmz 5/15). An Stelle einer klassischen Laudatio sollen hier einige Weggefährten und ehemalige Studierende mit persönlichen Erinnerungen und Glückwünschen zu Wort kommen, stellvertretend für viele weitere Gratulanten aus den Reihen des VBS wie von außerhalb.

Was? Schon 75?

Dabei war doch gefühlt erst vor kurzem der 60er, an dem wir für Max Frey nach der Madrigalchorprobe am Montagmorgen eine kleine Überraschungsfeier organisiert haben. Aufgrund des unfreiwillig veranstalteten Lärms im Lichthof der Hochschule, rechneten wir, die wir dafür natürlich die parallel laufende Chorprobe schwänzten, fest damit, dass Max irgendwann wutentbrannt aus dem Probenraum käme, um dem Treiben Einhalt zu gebieten. Wutausbrüche gehörten aber Gott sei Dank nur selten zum emotionalen Repertoire. So zeigte sich an diesem Tag auch weder Ärger noch Wut, sondern nur ein verdutztes und dann erfreut glückliches Gesicht unseres Chorleiters angesichts des opulenten Kuchenbuffets und des durch die ganze Hochschule schallenden Ständchens.

Sich für Max Frey ins Zeug zu legen, fiel leicht, da er sich umgekehrt für seine Studenten immer über die Maßen engagierte. Jede Probe war stringent, aber immer auch mit einem ordentlichen Spaßfaktor versehen und man bekam im Unterricht ein wirklich gutes Handwerkszeug mit auf den Weg. In der Chorbibliothek wurden fachliche Fragen, aber auch „Lebensthemen“ im kleineren und oft gemütlichen Kreis diskutiert, und dabei verschwand auch das eine oder andere Schokolädchen aus den neben den Ablageordnern angelegten Vorräten.

Max motivierte immer zu bestmöglichen Leistungen. War beispielsweise ein Auftritt mal nicht ganz nach Vorstellung, gab es trotzdem noch aufbauende Worte oder, wie im Fall der in Budapest missglückten Bachmotette „Singet dem Herrn“, eine kleine vorsätzliche Täuschung beim gemeinsamen Anschauen des Videobandes. Max ließ einfach parallel die Aufnahme der Motette vom Münchner Konzert laufen. Allerdings flog der Schwindel dann doch auf, da die Tempi leider nicht exakt gleich waren – aber ein charmanter Versuch des „homo technicus“ Frey war es allemal.

Lieber Max, ich bin mir sicher, dass du deinen Enkeln als Opa mindestens genauso viel Fürsorge und Engagement mit auf den Lebensweg gibst, wie du es bei deinen Studenten immer getan hast. Dazu wünsche ich Dir beste Gesundheit und zum richtigen Zeitpunkt ein schönes Stück Torte – und das nicht nur am Geburtstag!

Dorothea Schweiger

Für Anregungen immer aufgeschlossen

Manch einer kennt das aus seiner eigenen Biographie: Hin und wieder hat man das Glück und trifft auf Lehrer, die einen für das ganze Berufsleben prägen. Prof. Frey verkörperte mit seinem ganzen Wesen den Idealtypus eines meisterlichen Chorleiters und Lehrers für Chorleitung und schulpraktisches Klavierspiel. Er strahlte eine ungemeine Sicherheit und Klarheit aus, wenn er uns in seinem Madrigalchor dirigierte. Immer standen die weiche, unforcierte Stimmgebung und die große Durchhörbarkeit des Chorsatzes im Vordergrund. Sein Dirigat war auf die Bedürfnisse des Chorsängers kongenial abgestimmt. Trotz seines immensen Wissens und Könnens blieb Prof. Frey immer bescheiden und war für Anregungen aufgeschlossen. So schloss er sich uns zum Beispiel einmal an und fuhr mit uns zu einem Seminartag mit Nikolaus Harnoncourt ans Salzburger Mozarteum. Ein anderes Mal befreite er uns von der Madrigalchorprobe, damit wir Proben und Aufführungen aller Schubertsymphonien mit Harnoncourt in Feldkirch besuchen konnten.

Wir gratulieren diesem besonderen Mann von ganzem Herzen!

Birgit und Gunther Brennich

Vorbild und geduldiger Lehrer

Bereits 1986 durfte ich als junge Studentin Prof. Max Frey als damaligen Leiter des berühmten Madrigalchors der Musikhochschule München kennenlernen. In dieser Funktion war er Generationen von Schul- und Kirchenmusikern Vorbild und geduldiger Lehrer. Auch wenn ich leider nie das Vergnügen hatte, ihn als Chorleitungs- oder SchuPra-Professor zu genießen, konnte ich mir bei den jahrelangen wöchentlichen Besuchen der Madrigalchorprobe am Montag um 10 Uhr alles abschauen, was ich später als Chorleiterin in den eigenen Chören zur Anwendung bringen konnte. Nein, Stopp: Einen kleinen Kurs habe ich schon bei ihm als Dirigierlehrer belegt: Im 3. Semester am Mittwoch um 8 Uhr Rezitativdirigieren, das war ein kleiner Kurs Unermüdlicher, die etwas vom routinierten Oratoriendirigenten lernen wollten. Vielen anderen war das einfach zu früh ...

Ein besonderes Erlebnis war es dann, als 1993 sowohl der Madrigalchor als auch der Jugendkammerchor Ingolstadt unter meiner Leitung bei dem renommierten Rundfunkwettbewerb „Let the peoples sing“ in verschiedenen Kategorien je einen ersten Preis gewannen. Beim Abschlusskonzert im Großen Konzertsaal bot Max Frey mir an, das Schlussstück zu dirigieren. Für mich war es besondere Herausforderung und Ehre zugleich, vor einem solch professionellen und anspruchsvollen Ensemble Tschaikowskys Cherubinischen Lobgesang dirigieren zu dürfen.

Danke, Max Frey, für deine gewinnende, souveräne und hochprofessionelle Art, uns den Zugang zu allen Facetten der Chormusik näherzubringen! Das wirkt in uns allen weiter. Die besten Wünsche zum 75. Geburtstag, Glück, Gesundheit, weitere erfüllte Jahre mit deiner Familie, Freude an der Musik und der „reichen Ernte“ im musikalischen Wirken all deiner „Zöglinge“!

Eva-Maria Atzerodt

Ton- und Menschenfischer

Was haben Max Frey, Alexander Dobrindt und Giovanni Trapattoni gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel. Allein Max Frey war seiner Zeit schon immer weit voraus! So führte er bereits Mitte der 90er-Jahre erfolgreich bei Probentagen in Marktoberdorf die Maut für alle Sängerinnen und Sänger des Madrigalchores ein, die ihre mitgebrachten Flaschen nicht unter Kontrolle hatten. „MAUT!“ schallte es durch den Probensaal. Die unverwechselbare Stimmgebung dabei war immer ein wichtiger Teil der Chorerziehung!

Verglich 1998 Trapattoni die Leistung seiner Spieler des FC Bayern mit leeren Flaschen, holte Max Frey mit eben diesen schon Jahre vorher das absolute Maximum aus seinem Madrigalchor heraus. Es war diese hohe Kunst der Chorleitung: eine angenehme Atmosphäre schaffen und dabei aber fast unmerklich die Seinen zu Höchstleistungen führen.

Lieber Max Frey, vielen Dank für all Ihre tollen, neuen und innovativen Ideen, für all die unter die Haut gehende Musik und für all die schönen Reisen, mit denen Sie uns die schönste Zeit unseres Studiums schenkten. Alles Gute und weiterhin viel Freude beim Ton- und Menschenfischen!

Stefan Urlbauer

Fördern, fordern und unvergessliche Erlebnisse

Max Frey 75 – schon??? Kann eigentlich nicht sein. Chorleitungsunterricht, Schulpraktisches Klavierspiel, Rezitativdirigieren und natürlich der Montagmorgen im Madrigalchor sind in der Erinnerung immer noch sehr nah. Schon im Chorleitungsunterricht ließ sich vieles lernen, was später in der Schule sehr nützlich war: Regelmäßiges videogestütztes Training, gepaart mit konstruktiv-kritischen, sensiblen Rückmeldungen trug nicht nur dazu bei, dass wir kontinuierlich dirigentisch dazulernen und den Lernzuwachs auch wahrnehmen konnten; in keinem anderen Studienfach ließ sich der eigene „Auftritt“ bei der musikalischen Arbeit mit einer Gruppe so gut üben.

Dann natürlich die fantastischen Musiktheaterprojekte mit dem Madrigalchor in den 1990er Jahren: Alle Beteiligten begaben sich damit auf Neuland, die jungen Sängerinnen und Sänger genauso wie Regisseure und Dirigent. Dass alle Projekte glückten, auch die gewagteren wie „Datum 9. November“, ist wohl zu einem guten Teil Max Freys spezifischer Mischung aus großer Offenheit für Neues einerseits und wohl bedachter Auswahl von Projekten und Musikstücken andererseits geschuldet. Und noch einer ganz besonderen Gabe verdanken wohl viele Chorsängerinnen und -sänger unvergessliche Momente: Max Frey gelang es immer wieder, in Aufführungssituationen über das sorgfältig Geübte und Geprobte hinaus fast „magische“ musikalische Erlebnisse zu schaffen. Die Livemitschnitte von Mendelssohns „Nachtigall“, Rheinbergers „Abendlied“ oder Vittorias „Requiem“ sind noch heute faszinierend und beglückend anzuhören, sie wecken intensive Erinnerungen an eine besondere Dimension musikalischen „Gelingens“.

Lieber Max, auch von mir herzlichen Glückwunsch und alles Gute für Ihre musikalischen wie familiären Aktivitäten!

Gabriele Puffer

Ein Mensch ...

Ein Mensch einst Schulmusik studiert,
Nicht klar sich war, was da passiert,
Privat, beruflich, allerley,
Bis er dort traf Dozent Max Frey.
Der bat die Leut’ zur ersten Stund’
Der Chorleitung in kleiner Rund’:
„Kommt doch ein wenig näher ran!“
 Mit schelm‘schem Lächeln fuhr sodann
Er fort: „Inzwischen ist ja wohl bekannt
Im Münchner Musikhochschulland:
Das Heiratsinstitut hier sei
Die Schulmusikstudierabtei.“
Der Mensch bemerkt dies, wundert sich
Und spricht zum Jüngling neben sich:
„Der hat bestimmt getroffen hier
Sein Weib als Lebenselixier“!
So ging es los und der Dozent
War unser Glückslos – evident.
Die Chorleitung die Lieblingsstund‘,
Methodisch, fachlich, stimmlich rund.
In Starnbergs Schul’ ein Praktikum,
Den Menschen überzeugt rundum.
Der Lehrer Frey auch hier besticht,
Zeigt Profession als helles Licht
In ihrer echten Wortgestalt.
So gibt’s für ihn auch niemals „Halt“
Vor Ungewohntem, neuen Wegen –
Dass er so ist: Es ist ein Segen!
Da krönt er Stimmbildung balsamisch
Bald mit Bewegung sehr dynamisch,
Als erster lässt er alle tanzen,
Studenten, Klassen: Hoch die Ranzen!
Sein Einsingen ist legendär,
„Was gibt das Stück denn dafür her?“
Und nicht nur „Was“, auch noch das „Wie“
Zeigt pädagogisch ihn wie nie!
Sensibel und sehr einfühlsam
Er jedem zeigt, wo’s noch war klamm,
Weiß stets den Tipp, präzis und schnell,
Dass dunkler Horizont wird hell.
Und später, als Professor nun,
- Als hätt´ er sonst gar nichts zu tun -
Zeigt er als Fortbilder sich wieder,
Studiert mit Lehrern neue Lieder.
Da geh´n sie dann mit viel Elan
Gestärkt, gebildet fort sodann
Und jubeln laut mit „frölich Gschray“:
Der Allerbeste ist Max Frey!
Sein „follower“ der ersten Stund,
Hier noch viel mehr ihn rühmen kunnt,
Hat doch für seine Lebensbahn
Max Frey als Vorbild, Mentor dann,
Als Künstler auch und Freund agiert:
Zur Hochzeit Bach er dirigiert.
So war er auch noch ein Prophet,
Wie es manchmal im Leben geht:
Der Jüngling aus der Chorleitung,
– Zwar jetzt bekannt, doch nicht mehr jung –
Dem Mensch fast vierzig Jahr vermählt!
Wer hätt’s geglaubt, wenn’s nicht erzählt!
Doch ein Kritikpunkt sei gewagt
(Der Mensch hätt‘s beinah nie gesagt)
Sehr traurig er hier sagen tät:
„Der Madrigalchor kam zu spät!“
Nun wünscht der Mensch dem Jubilar
Noch viele g’sunde, heit’re Jahr’,
Und lässt den Max von Herzen wissen:
„Wir niemals hätt’n dich woll’n missen!“

Felizitas Faessler

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