Banner Full-Size

Kollegialer Austausch auf Bundesebene

Untertitel
Vertreter des VBS und des VDS-Bundesvorstands trafen sich in Würzburg
Publikationsdatum
Body

Autonomie und Kollegialität: Diese Koordinaten waren und sind in der Frage der Fusion von VDS und AfS leitend für die Navigation des VBS-Vorstands. Die VBS-Mitgliederversammlungen der Jahre 2012, 2013 und 2014 billigten das Handeln des Vorstands in dieser Sache ausdrücklich. Die Mitgliederversammlung 2014 beauftragte den Vorstand mit überwältigender Mehrheit – ohne Gegenstimme bei drei Enthaltungen –, diesen Kurs zu halten. Im Vollzug dieses Mandats trafen sich Vertreter des VBS- und des VDS-Bundesvorstands in Würzburg zum Meinungsaustausch.

Briefe ohne Antwort

In der Fusionsfrage hatte der VBS-Vorstand in den Jahren 2013 und 2014 ausführliche Schreiben an die Bundes- und Landesvorstände des VDS und AfS gerichtet. Mit dem jüngsten Brief entsprach der VBS einer ausdrücklichen Bitte, die aus den Reihen des VDS-Bundesvorstands an ihn herangetragen wurde. Auch darin dokumentiert sich: Kollegiale Kooperation auf Länder- und Bundesebene zu pflegen und im Dienste der gemeinsamen Sache zu stärken, ist für den VBS-Vorstand kein Lippenbekenntnis. Die Schreiben zeigten konkrete Wege auf, wie das Problem der Einbindung des VBS in einen Bundesverein gelöst werden könnte, und zwar unter Berücksichtigung sowohl der Weisungen der VBS-Mitgliederversammlungen als auch der Interessen der anderen Beteiligten. Zu beiden Briefen liegen bis dato weder vom VDS- noch vom AfS-Bundesvorstand Antwortschreiben vor, auch keine schriftlichen Eingangsbestätigungen.

„Historische Dokumente“

Die Vorsitzende des VBS, Heidi Speth, bat beim Würzburger Austausch die VDS-Vorstandsvertreter daher um Stellungnahme zu den VBS-Schreiben und zu den darin enthaltenen Vorschlägen. Das, so die Antwort des VDS-Vorsitzenden Ortwin Nimczik, worauf sich die Schreiben beziehen, sei nicht mehr aktuell. Die vom VBS vorgeschlagenen Satzungsmerkmale – Meinungsfreiheit, Selbstbestimmung, Souveränität auf Landesebene, föderale, kooperative, basisdemokratische Prinzipien – sehe man in der aktuellen Planung umgesetzt. Daher handle es sich bei den VBS-Briefen, so Nimczik, um „historische Dokumente“. Eine weitere Stellungnahme sei demnach obsolet.

Der stellvertretende VDS-Vorsitzende Stefan Gies betonte, dass der VBS zwar bei Planungstagungen nicht persönlich vertreten gewesen sei, die AG Struktur sich aber mit den VBS-Vorschlägen befasst habe, zumal ähnliche Bedenken auch von anderer Seite geäußert worden seien. Die VBS-Vorschläge hätten keine Mehrheit gefunden.

Der VBS-Vorstand stellte klar, dass es sich bei der geplanten Fusion um ein Vorhaben der Vereine VDS und AfS handle, nicht um ein Projekt des VBS. Dies zu würdigen, habe stets die Position des VBS bestimmt. Nichts liege dem VBS ferner, als auch nur den Eindruck zu erwecken, als wolle man bei Angelegenheiten anderer mitsprechen oder gar mit abweichender Meinung stören. So habe sich der VBS der Teilnahme an Fusionstagungen enthalten.

Ausdrücklich würdigte der VBS-Vorstand die viele mühsame und gewiss nicht vergnügungssteuerpflichtige Arbeit in der AG Struktur. Dass Gremien von VDS und AfS die vorliegende Planungsskizze mehrheitlich befürworteten, heiße jedoch nicht, dass die Planung die in den VBS-Schreiben genannten Prinzipien spiegle. Zu konstatieren sei, dass es offenbar unterschiedliche Auffassungen darüber gebe, wie man Begriffe wie Demokratie, Souveränität oder Föderalismus verstehe und in einer Vereinssatzung ausbuchstabieren solle.

Musikunterricht bedroht

Der hessische VDS-Landesvorsitzende Volkhard Stahl stellte positive Perspektiven eines künftigen Bundesverbands heraus. Die Existenz des Musikunterrichts an Schulen sei zunehmend bedroht. Dem könne man nur mit Geschlossenheit und konzertiertem Handeln entgegentreten, weil sich so die Schlagkraft im politischen Raum steigern ließe. Die Stärkung musikalischer Bildung an Schulen, so pflichtete der VBS-Vorstand bei, mache den Interessenskern des VBS aus und sei leitend für die inhaltliche Arbeit des Vereins. Der VBS-Vorstand begrüßte und bekräftigte die Übereinstimmung in diesem Punkt. Doch gab der VBS-Vorstand zu bedenken, dass die Erwartung, ein großer (Bundes-)Verband sei schlagkräftiger als mehrere (kleinere) Landesverbände, keineswegs evidenzbasiert sei. Im Gegenteil: Mit Blick auf die (Bildungs-)Politik in Bayern sei es, dies lehre die Erfahrung, nicht nur wenig aussichtsreich, sondern zuweilen schlicht kontraproduktiv, wenn sich Stimmen aus dem Bund zu Wort meldeten. Wie sich an zahlreichen Aktionen zeige, habe es sich jedenfalls in Bayern als sehr erfolgreich erwiesen, „getrennt zu marschieren und gemeinsam zu schlagen“. Dies sei auch dem freundschaftlichen Verhältnis zu verdanken, das VBS und AfS in Bayern pflegen.

Zu der vom VDS übermittelten Strukturskizze eines künftigen Bundesverbands enthielt sich der VBS-Vorstand eines offiziellen Kommentars (ein Austausch dazu erfolgte auf persönlicher Ebene und außerhalb des Protokolls). Nach Informationen, die dem Vorstand des VBS vorliegen, hätten keineswegs alle zuständigen VDS-Gremien, etwa Mitgliederversammlungen in den Ländern, über den aktuellen Fusions- und Strukturplan bereits Beschlüsse gefasst. Vielmehr seien Bedenken und Unbehagen, Kritik und Ablehnung artikuliert worden. Es zeigten sich, auch inhaltlich-fachlich, Bruchlinien in einer Breite und Deutlichkeit, wie sie seit Jahrzehnten nicht mehr konstatiert worden waren. Dissens und Zersplitterung stünden jedoch im blanken Widerspruch zum selbst gesteckten Ziel größerer Geschlossenheit und größerer Schlagkraft.

Der VBS habe, als er darum gebeten wurde, „Brücken gebaut“, und er hätte sich gewünscht, dass diese Brücken von der Gegenseite als tragfähig und gangbar erkannt worden wären. Mehrheitsentscheidungen benachbarter Verbände zu respektieren, sei für den VBS-Vorstand jedoch selbstverständlich.

Einbußen

Die Geschäftsführerin des VDS, Dorothee Pflugfelder, erklärte, dass Bayern im Falle einer Fusion über mehr Geld verfügen könnte als bisher. Der VBS-Vorstand wies diese Annahme als Irrtum zurück. Auf der Grundlage jener Zahlen, die der VDS vorgelegt hätte, errechne sich jedenfalls für den VBS ein massives Defizit gegenüber dem Status quo. So wären etwa das Abonnement der nmz, die Durchführung der sehr erfolgreichen „Tage der bayerischen Schulmusik“, die Inanspruchnahme anwaltlicher Beratung aus einem drastisch geschrumpften Landesetat nicht mehr zu finanzieren. Auch eine Bundeskasse würde die Kosten keineswegs übernehmen, wie die VDS-Vorstandsvertreter einhellig einräumten. Folglich bedeute eine Fusion nichts weniger als das Ende dessen, wofür der VBS stehe. Errungenschaften und Vorzüge, die der Verein in seiner langen Geschichte erwirtschaftet hat, wären mit einem Schlag zunichte.

Pacta sunt servanda

Nach den Vorstellungen zum Verhältnis zwischen einem künftigen Bundesverbands und dem VBS gefragt, hielt sich der VDS-Vorstand bedeckt. Die Türen stünden seiner Einschätzung nach offen, doch man könne jetzt nicht Entscheidungen vorgreifen, die ein künftiger, neu gewählter Bundesvorstand zu treffen hätte, meinte Nimczik. Angesichts dieser Sachlage wollte Jürgen Scholz (VBS-Beauftragter für „Schulen musizieren“) wissen, wie es um Treffen der Schulensembles 2015 stehe und welche Informationen er den bayerischen Kollegen und Schülern weitergeben könne, auch in Hinsicht auf die Auswahl der Gruppen. Unter Berufung auf einen ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten bekräftigte Nimczik, dass gegebene Zusagen eingehalten würden.

Ort
Print-Rubriken
Unterrubrik