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Die „Samba Kids“ der Clermont-Ferrand-Mittelschule Regensburg. Foto: Manfred Lehner
Die „Samba Kids“ der Clermont-Ferrand-Mittelschule Regensburg. Foto: Manfred Lehner
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Kreativbereich Musik

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Von der „normalen“ Hauptschule zur gebundenen Ganztagsschule mit Schwerpunkt Musik
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Die Clermont-Ferrand-Mittelschule Regensburg (CFMS) ist eine gebundene Ganztagsschule mit Schwerpunkt Musik. Ausgehend von den bereits im gebundenen Ganztag geführten Klassen, beschloss die Schulfamilie im Jahr 2004, den Bereich „Musik“ auszubauen. An musikalischer Ausstattung standen anfangs lediglich ein Klavier, ein E-Piano, ein reparaturbedürftiges Drumset, ein E-Bass und diverse Orff-Instrumente zur Verfügung.

Die erste Anschaffung zur Erweiterung unseres Bestands an Rhythmusinstrumenten waren vier Mülltonnen – vom ortsansässigen Entsorgungsunternehmen gesponsert – und 20 Straßenkehrbesen, eine kostenlose Gabe des städtischen Bauhofes. Die damit gegründete „Stomp-AG“ war ein voller Erfolg. Über die Beziehungen eines Kollegen zum Stadttheater Regensburg konnten wir für unsere damals drei gebundenen Ganztagsklassen die Leiterin der Abteilung Musiktheater und eine Tänzerin als Honorarkräfte für eine wöchentliche, zweistündige Musical-AG gewinnen. Möglich wurde dies durch die Gründung eines eigenen Fördervereins, der als Kooperationspartner über den Etat des gebundenen Ganztags externe Fachkräfte anstellen konnte. „Der kleine Horrorladen“ und „Deutschland sucht den Super-Musical-Star“ begeisterten die Schüler/-innen auf der Bühne genauso wie das Publikum.

Ein paar Jahre später wurden wir nach erfolgreicher Bewerbung zu einer der acht Musikhauptschulen Bayerns ernannt. Unsere gebundenen Ganztagsklassen wurden mehr, das Angebot im musikalischen Bereich änderte sich ebenfalls, nachdem uns die Kooperationspartnerinnen vom Stadttheater durch berufliche Wechsel an andere Orte nicht mehr zur Verfügung standen. Über unsere Kontakte zum Stadttheater Regensburg, zur ortsansässigen Music Academy und zur FH (Sozialpädagogik – Schwerpunkt Musik und Bewegung) fanden wir neben Schauspielern andere Tänzerinnen und Musiker zum Ausbau unserer AG-Schiene am Montagnachmittag. Der Montagnachmittag hatte sich dadurch ergeben, dass alle unsere neuen externen Kräfte nahezu ausschließlich an diesem Tag Zeit hatten. Die Aktivitäten mit unseren bisherigen externen Kräften wurden verstärkt, über die Tätigkeit des Schulleiters als Zweitprüfer am Lehrstuhl für Musikpädagogik kam eine Kooperation mit der Uni Regensburg zustande, welche in eine enge Zusammenarbeit mit der pädagogischen Abteilung des Stadttheaters Regensburg und dem Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks mündete. Im Folgenden sollen einige Highlights aus unseren Kooperationen vorgestellt werden.

„Tanz um dein Leben“ – Projekt mit Royston Maldoom

Der britische Tänzer und Choreograph Royston Maldoom wurde in Deutschland durch den Film „Rhythm is it!“ (2004) bekannt. Im Frühjahr 2010 stellte er in Regensburg sein Buch „Tanz um dein Leben“ vor. Da Mitglieder des Ballett-Ensembles und ein Musiker und Komponist im regulären Unterrichtsbetrieb der Schule sowieso entsprechende Arbeitsgemeinschaften leiteten, waren die notwendigen Kontakte schnell geknüpft: In Kooperation mit dem Stadttheater Regensburg und der Buchhandlung Dombrowsky wurde in mehrwöchiger, intensiver Arbeit eine öffentliche Vorstellung vorbereitet. Die komplette Klasse 5b der Clermont-Ferrand-Mittelschule konzipierte unter Anleitung des Komponisten Andreas Groll zunächst ein Musikstück, das sich zur tänzerischen Umsetzung eignete. Im Unterricht wurden Auszüge aus Maldooms Buch gelesen, und da alle beteiligten Tänzer nur Englisch sprachen, konnten die Kinder im Zuge des Projekts auch noch ihre Fremdsprachenkenntnisse deutlich erweitern. Die intensive Vorbereitung mündete in eine Abendvorstellung im Velodrom, moderiert durch den Ballettdirektor Olaf Schmidt. Die Veranstaltung umfasste Interview und Lesung mit Royston Maldoom, eine  Filmvorführung, in der der Entstehungsprozess der Tanzdarbietung dokumentiert wurde, sowie schließlich die Tanzdarbietung der Klasse zur Eigenkomposition.

„Classic Hour“ mit zeitgenössischer Musik

Im Rahmen einer Education-Veranstaltung des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks moderierten Schülerinnen und Schüler unserer Schule im Dezember 2010 eine öffentliche Generalprobe des Orchesters zu „Slonimsky’s Earbox“ von John Adams. Auf Basis gemeinsamer Vorarbeit mit dem Team des Lehrstuhls für Musikpädagogik der Uni Regensburg und dem Team des Bayerischen Rundfunks konnten die Jugendlichen das komplexe Werk einem großen Publikum ebenso anschaulich wie lebendig vorstellen. Dirigent Andris Nelsons und Orchestermusiker stellten sich bereitwillig den Fragen der jungen Moderatorinnen und Moderatoren.

„Ich und Du“ – Operneinführungen zu „Elektra“ und „Lola rennt“

Im Februar 2012 moderierten ausgewählte Schülerinnen und Schüler aus den Jahrgangsstufen 8 und 9 der Clermont-Ferrand-Schule für andere Regensburger Schülerinnen und Schüler eine Education-Veranstaltung und bereiteten diese auf den Besuch der Oper „Elektra“ von Richard Strauss vor. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Konzertreihe „Ich und Du – Einführung in das Musiktheater für Jugendliche“ des Theaters Regensburg statt. Die große Bühne des Hauses mit den Originalkulissen der Inszenierung stand dafür ebenso zur Verfügung, wie Orchester und Gesangssolist/-innen, die sich gerne interviewen ließen und einzelne musikalische Stellen oder ganze Szenen anspielten. So konnte ein sehr unmittelbarer und lebendiger Einblick in die Arbeit am Theater, in Strauss’ Musik und die Regensburger Inszenierung vermittelt werden.

Bereits im Vorfeld hatte ein Team des Lehrstuhls für Musikpädagogik der Uni Regensburg gemeinsam mit Schüler/-innen der Clermont-Ferrand-Schule Unterrichtsmaterialien zur Werkeinführung erstellt und in der Schule erprobt. Im Rahmen einer regionalen Lehrerfortbildung des Staatlichen Schulamts stellten Dozentin und Studierende interessierten Lehrkräften eine entsprechende Materialmappe vor, damit diese ihre Klassen auf den Theaterbesuch vorbereiten konnten. Die gemeinsamen Anstrengungen zahlten sich aus: Die „Ich-und-Du“-Veranstaltung im Theater Regensburg war gut besucht und wurde sehr positiv angenommen. Das Schüler-Moderatorenteam machte seine Sache ausgezeichnet – und zahlreiche Schüler/-innen der Clermont-Ferrand-Schule konnten sich für das Musiktheater begeistern.1

An diesen Erfolg konnte 2013 angeknüpft werden: Wieder war es ein Schülerteam der Clermont-Ferrand-Schule, das anderen Jugendlichen aus Regensburg und Umgebung auf der Bühne des Stadttheaters eine Oper nahebrachte – diesmal ein zeitgenössisches Werk: „Lola rennt“ von Ludger Vollmer, basierend auf der Handlung des bekannten Kinofilms. Die Vorbereitung erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Fagottisten Ralf Müller, der das konzertpädagogische Programm des Theaters leitet und die Veranstaltungsreihe „Ich und Du“ initiierte.

Pupils’ Dance Project – 200 Mittelschüler tanzen Carl Orffs Carmina Burana

Für dieses Projekt schlossen sich 2013 sieben Regensburger Mittelschulen, Chor und Orchester der Chorphilharmonie Regensburg unter Leitung von Horst Frohn sowie die Nachwuchs-chöre der Regensburger Domspatzen und professionelle Gesangssolisten zusammen, die Choreografie entstand an der Clermont-Ferrand-Schule.

Pupils’ Dance Project 2 – Beethovens 9. Sinfonie tanzen

Beim zweiten „Pupils’ Dance Project“ 2017 in Regensburg erarbeiteten 150 Schüler/-innen aus 7 Regensburger Mittelschulen eine Choreografie zu Beethovens 9. Symphonie. Als Abschluss des Projekts wurde diese Choreografie an zwei Abenden zusammen mit dem Chor der Chorphilharmonie Regensburg, professionellen Solisten und dem Deutschen Radio Kammerorchester im Velodrom aufgeführt.

Am Projekt nahm auch das Ballettpodium Regensburg unter der Leitung von Sumjati Widjaja teil. Sie bestritt mit ihren Tänzern den dritten Satz alleine. Die Hauptverantwortliche für die gesamte restliche Choreografie, die Dramaturgie und das Gesamtkonzept war Alexandra Karabelas, die zusammen mit 15 Tanzpädagoginnen - davon waren zwei Honorarkräfte an der CFMS - mit den Schülern arbeitete. In die choreografische Arbeit wurden die Interessen der Schüler/-innen (z.B. Hip-Hop) demokratisch mit aufgenommen, die Szenen wurden gemeinsam erarbeitet und auch die Vorerfahrungen der jungen Tänzer/-innen aus den letzten Jahren konnten aufgegriffen werden. Parallel zu den tänzerischen Aktivitäten wurde auch im Klassenmusikunterricht Beethoven als Komponist mit dem Schwerpunkt auf der 9. Sinfonie umfassend behandelt; der Deutschunterricht befasste sich ergänzend dazu mit Schillers „Ode an die Freude.“

Musik eint die Kinder aus aller Welt – Projekt mit Flüchtlingskindern und Asylbewerbern

Im Herbst 2015 trommelten wir einmal pro Woche gemeinsam mit unseren jungen Gästen, die in der Schulturnhalle einquartiert waren. Für jeweils zwei Stunden trafen wir uns dazu in unserem Mehrzweckraum. Vor dem Abschied im Dezember gab es dann ein gemeinsames Abschlusskonzert in der Aula. Die Mittelbayerische Zeitung titelte: „Zauber der Töne und Rhythmen wirkt: Schüler der Regensburger Clermont-Ferrand-Mittelschule spielten mit Flüchtlingskindern.“2

„Classic meets Samba“ – das Rio-Musikprojekt

Im Rahmen des Kulturfondsprojektes „Drei Orchester – zwei Kontinente – eine Sprache“ verbrachten wir im Oktober 2017 zehn Tage mit SchülerInnen der Deutschen Schule aus Rio und Mitgliedern der Münchner Symphoniker in der Musikakademie Alteglofsheim. Den Höhepunkt des Sozialprojekts bildete das gemeinsame Konzert im Audimax der Universität Regensburg am 27. Oktober 2017. Im Herbst 2018 werden die Musiker/-innen unserer Schule dann zum Gegenbesuch in Rio erwartet.

Schärfung des Schulprofils

Nachdem wir sukzessive zur reinen gebundenen Ganztagsschule mit M-Zug und über den Europäischen Sozialfonds geförderten Ganztags-Übergangsklassen wurden, fassten wir unsere Schulphilosophie in vier Begriffe zusammen: Wertschätzung – Kreativität – Selbstorganisiertes Lernen – Musik. Getragen wird alles von folgender Idee: „Unsere Schülerinnen und Schüler werden in ihren individuellen Vorlieben und Stärken gefördert und mit größter Motivation zur Höchstform gebracht. In Bereichen, die ihnen nicht so liegen oder in denen sie nicht so kompetent sind, erfahren sie die notwendigen Grundlagen. Ein wertschätzender Umgang untereinander hat dabei den höchsten Stellenwert. Lebensnahes, selbstorganisiertes und berufsorientiertes Lernen bilden in Verbindung mit der musischen Förderung in den Kreativbereichen die Basis unseres schulischen Zusammenlebens. Nicht ausschließlich über die Leistungen in Mathematik, Deutsch und Englisch können die Grundlagen für eigene Kompetenzen unserer Schüler/-innen geschaffen werden, sondern besonders über die persönlichen Erfahrungen und Erfolge in musisch-kreativen Bereichen.“

Von der AG-Schiene am Montag zu den Kreativbereichen am Montag und Mittwoch

Entsprechend der großen Anzahl von gebundenen Ganztagsklassen an unserer Schule stieg auch der Bedarf an externen Kräften, um jeder Schülerin und jedem Schüler am Montag-nachmittag die Teilnahme an einer „Pflicht-AG“ aus dem musisch-kreativen Bereich zu ermöglichen. Die meisten Angebote kamen dabei wohlgemerkt nach wie vor aus der Musik. Unserem Förderverein standen zwar jetzt die nötigen Finanzmittel aus dem gebundenen Ganztag zur Verfügung, aus stundenplan- und personaltechnischen Gründen (Nicht alle Kräfte hatten am Montag Zeit!) entschlossen wir uns jedoch, diese Schienen auf Montagnachmittag (Klassen 7 bis 10) und Mittwochnachmittag (Klassen 5 und 6) zu verteilen. Die Pflicht blieb: Jede Schülerin beziehungsweise jeder Schüler muss eine Arbeitsgemeinschaft beziehungsweise jetzt einen Kreativbereich wählen.

„Kreativbereich“ statt „Arbeitsgemeinschaft“

Die Arbeitsgemeinschaften standen bis jetzt isoliert mit ihren fachimmanenten Anforderungen. Im Laufe der Zeit vernetzten wir allerdings die einzelnen Bereiche je nach Bedarf kreativ miteinander; dies war die Geburtsstunde der sogenannten „Kreativbereiche“. Was heißt das im Einzelnen? Die parallel gelegten Schulbands zum Beispiel setzten vorübergehend gewisse Schwerpunkte (Gesang, bestimmte Instrumente und Instrumentengruppen) mit dem gemeinsamen Ziel, ein Musikstück zur Aufführung zu bringen, im Tonstudio einen Datenträger zu erstellen, über das Schulradio und den Schulblog Hintergrundinformationen weiterzugeben und das Ganze vom Filmteam festzuhalten zu lassen. Die Schüler/-innen wechselten so in der „Schulband“ in der Entstehungsphase zwischen den einzelnen Gruppierungen hin und her. Am Ende des Prozesses stand ein aufführungsreifes, perfekt arrangiertes Stück.

Instrumentalunterricht als kostenloses Angebot

Neben eigenen Lehrkräften stehen uns externe Musikerinnen und Musiker für einen für Schülerinnen und Schüler kostenlosen Instrumentalunterricht zur Verfügung. Sie werden über das Ganztagsbudget finanziert. Unsere erste Idee war es, diesen Unterricht am Montag und Mittwoch parallel zu den Kreativbereichen zu legen. Das zerschlug sich allerdings sehr schnell aus raum-, personal- und instrumentaltechnischen Gründen. Wir reservierten daher dafür im Stundenplan einen Extrabereich. Freitags endet seit Jahren der allgemeine Unterricht um 11.15 Uhr. Anschließend ist bis 13.00 Uhr ausschließlich Instrumentalunterricht beziehungsweise Raum für eine Samba Bateria und eine E-Gitarrenklasse. Es stehen Angebote für folgende Instrumente zur Verfügung: Klavier, E-Gitarre, Gitarre, Schlagzeug und Ukulele. Dieser Unterricht ist eng vernetzt mit dem Musikunterricht und den musikalischen Kreativbereichen am Montagnachmittag und Mittwochnachmittag.

Musik als „Pflichtfach“ auch in den Ü-Klassen

In der Stundentafel der Übergangsklassen sind in den Jahrgangsstufen 5/6 das Fach Musik und in den Jahrgangsstufen 7 bis 9 die Fächer Musik und Kunsterziehung nicht vorgesehen. Wir führen diese Klassen im ESF-geförderten gebundenen Ganztag dennoch verpflichtend mit Kunst und Musik; finanziert wird diese Maßnahme aus dem Ganztags-Stundenbudget. Das geschieht aus folgenden Gründen: Gerade in den Übergangsklassen treffen die unterschiedlichsten schulischen Voraussetzungen aufeinander. Vom leistungs- und lernbereiten, vorgebildeten, aber sprachunkundigen Kind bis hin zum „Nahezu-Analphabeten“ ist alles vorhanden. Die Neuankömmlinge sind in der Regel noch vollkommen geprägt von der Kultur ihres Herkunftslandes und oft traumatisiert durch die politische Situation dort. Einzelne Schüler sind kaum sozialisiert oder kommen aus anderen Gründen in keinster Weise mit unseren Sitten und Bräuchen zurecht, was die Übernahme von Pflichten, einen regelmäßigen Schulbesuch, Zuverlässigkeit und die grundlegenden Formen eines sozialen Miteinanders in Deutschland betrifft. Erschwert wird alles durch die nicht beziehungsweise minimal vorhandenen Deutschkenntnisse. Angesichts dieser schier unüberwindbaren Unterschiede gilt es, eine Schnittmenge beziehungsweise einen brauchbaren schulischen Förderansatz zu finden, eine Gemeinsamkeit für alle Schülerinnen und Schüler, unabhängig von Sprache und Kultur.

Wir haben dies im musischen Bereich gefunden und da besonders im gemeinsamen Musizieren und Tanzen. Nicht ohne Grund sind wir eine der acht Musikhauptschulen in Bayern, die diesen Ansatz im Schulprofil verankert haben. Beim Einüben eines Musikstücks im Klassenverband werden wie von selbst die notwendigen Schlüsselqualifikationen und Kompetenzen trainiert und angewandt. Jeder Musiker muss sich konzentrieren, auf den anderen hören, sich an die Gesetzmäßigkeit des Stücks halten und pünktlich sowohl zu den Proben als auch zum Auftritt erscheinen. Bei Missachtung erfolgt die Quittung sofort: Die Darbietung misslingt. Bei Einhaltung all dieser Regeln jedoch hört jeder den Erfolg, das Publikum applaudiert und bewundert das gezeigte Können. Und außerdem macht gemeinsames Musizieren auch noch Spaß! Darüber hinaus durften wir feststellen, dass dieser Lernzuwachs zurückwirkt auf das Arbeitsverhalten in den anderen Fächern.

Ukulele als „Pflichtfach“ in den 5. und 6. Jahrgangsstufen

In allen 5. und 6. Klassen führten wir in einer dritten Musikstunde das Fach „Ukulele“ verpflichtend ein. Möglich wurde dies wiederum über das Stundenkontingent des gebundenen Ganztags sowie durch die Unterstützung einer Stiftung. Wir konnten einen kompletten Klassensatz dieser Instrumente anschaffen; zusätzliche Leihinstrumente finanzieren wir über das Preisgeld eines gewonnenen Wettbewerbs und mit Finanzmitteln des Sachaufwandsträgers.

Djembéklasse – Interkulturell und interreligiös

Unsere neueste Errungenschaft ist ein Klassensatz Djemben. Hier kauften wir mit Hilfe von Fördergeldern stimmbare Instrumente in guter Qualität. Zur Förderung eines friedlichen Miteinanders ist es schon seit Jahren ein Traum von uns, als feste Institution in den Ü-Klassen und darüber hinaus eine Gruppe „Interkulturelles und interreligiöses Trommeln“ einzurichten mit dem Ziel, in unserer ganzen Vielfalt innerhalb und außerhalb der Schule aufzutreten. Unsere Lehrkräfte besuchten dazu bereits einen Wochenlehrgang für Gruppenmusizieren mit Djemben, erstellten Videotutorials und besorgten Notenmaterial.

„klasse.im.puls“ – 22 E-Gitarren mit Verstärker

Über die erfolgreiche Bewerbung bei „klasse.im.puls“3, einem Projekt der FAU Nürnberg, konnten wir 22 E-Gitarren mit Verstärker zur Einrichtung einer E-Gitarrenklasse anschaffen. In Verbindung mit einem kostenlosen Instrumentalunterricht erzielen wir mit unserer musikalischen Arbeit auch auf diesem Gebiet bemerkenswerte Erfolge.

Musik in Verbindung mit anderen Kreativbereichen

Vieles läuft in diesen Bereichen zusammen. Da gibt es die Medien-AG des Künstlers und Mediengestalters David L., der mit seinen AG-Mitgliedern nicht nur den schulinternen Blog, eine Online-Zeitung des Medienpools – bestehend aus Medien-AG, Radio- und Tonstudio, Film-AG und Schreibwerkstatt – gestaltet, sondern auch die Kinder anleitet, wie man richtig und sicher im Internet recherchiert.

Daraus entstehen Woche für Woche unter anderem Texte für die Radio-AG unter Leitung von Sepp Fischer, die diese wiederum als Textvorlagen für die wöchentlich stattfindende Schulradio-Sendung „2 nach 8“ verwendet, welche im Tonstudio unter Leitung von Michael Boritzka geschnitten wird.

Dabei ergibt sich immer eine Auswahl von Themen, die Schülerinnen und Schüler besonders in ihrem Schulleben, aber auch in ihrer Freizeit gerade stark ansprechen, die aber gleichzeitig den Fachbereichen Deutsch, Geschichte, Erdkunde, Sozialkunde, Musik, ja sogar Mathematik und so weiter zuzuordnen sind. Da geht es um Biografien bestimmter Künstler aus Musik oder Film, ergänzt durch die Interpretation berühmter Zitate. Da geht es aber auch um den „Geburtstagsvogel der Woche“, der hier ausführlich recherchiert wird. In einer Sendung wurde zum Beispiel das Geburtstagskind Sophie Scholl vorgestellt. Das Radioteam recherchierte in Verbindung mit dem Geschichtsunterricht und lieferte eine umfassende Abhandlung über die „Weiße Rose“ für die Radiosendung und dauerhaft für den SchulBlog.4 Nachhaltiger kann Geschichtsunterricht nicht sein.

Die Gestaltung und die Umsetzung solcher und ähnlicher Angebote orientieren sich an den Bedürfnissen und Wünschen der Schülerinnen und Schüler, aber auch an unterrichtlichen Anforderungen. So schnitten unsere Klassen in einer bayernweiten Vergleichsarbeit im Bereich „Bildhafte Sprache“  unterdurchschnittlich ab. Um diesem Defizit entgegenzuwirken, haben wir in die Radiosendung die Sparte „Woher kommt’s?“ aufgenommen. Darin wird jede Woche ausführlich Herkunft und Bedeutung einer Redewendung erklärt. Getreu dem schulischen Grundgedanken mit vielen Ansätzen für Projektarbeit im Klassenunterricht finden sich nicht nur Anregungen, um Wissen in vielen Themenbereichen zu erweitern; der Gedanke des sozialen Miteinanders und des respektvollen Umgangs im Team steht immer mit im Fokus.

Fazit

In den zurückliegenden 14 Jahren haben wir gelernt, dass der Unterschied zwischen Scheitern und Erfolg beim Anpeilen von gesetzten Zielen meist am Durchhaltevermögen liegt. Misserfolge waren bei unserer Aufbauarbeit an der Tagesordnung, teilweise über Jahre hinweg – sei es beim Finden von geeignetem Personal oder bezüglich der Ausstattung. Qualifiziertes Personal kommt nicht von alleine an die Schule. Wir haben unsere Wünsche über Verbindungen des Kollegiums publik gemacht, sind auf verschiedene Einrichtungen mit unserem Ansinnen zugegangen, oft sogar mehrmals. Alle Ziele, die uns wichtig waren, haben wir dennoch konsequent weiterverfolgt – und waren letztendlich erfolgreich.

Manfred Lehner, Clermont-Ferrand-Mittelschule Regensburg

Kontakt und weitere Infos unter: https://www.cfms.schulen2.regensburg.de sowie unter https://www.blkm.de/Bildung/Themenportal-musikalische-Bildung/Musik-im-…

Anmerkungen

1    Das Projekt ist dokumentiert in: Puffer, Gabriele (2015): „Ich und Du“: Elektra in der Mittelschule?! Ein Projektbericht. In: Hofmann, Bernhard (Hg.): Muffat, Mozart, Maffay, Strauss – Musik und Musiker in Bayern. Beiträge zu den „Tagen der bayerischen Schulmusik“ 2014. Rum u.a.: Helbling. S. 111-118.
2    https://www.mittelbayerische.de/region/regensburg/stadtteile/westenvier…
3    www.klasse-im-puls.de

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