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Eine Person mit Kapuze und dunklen Haaren die quer über die Stirn fallen hält die ausgestreckte Hand vor die Kamera, dass nur die Augen und Stirn des Gesichts noch zu sehen sind.

Foto: Ana Krach (ottawagraphics)

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Lehramtsstudium Musik – warum nicht?

Untertitel
Ergebnisse der Studie „MULEM-EX“
Vorspann / Teaser

In den letzten Jahren sind die Studien­bewerbungen für Lehramt Musik deutschlandweit insgesamt deutlich zurückgegangen. In einer Zeit, in der die kulturelle Bildung immer weiter zurückgedrängt wird, überrascht das nicht besonders. Zusätzlichen Anlass zur Besorgnis gibt dieser Trend aber angesichts der demografischen Entwicklung: Musik ist an Deutschlands Schulen seit Jahrzehnten Mangelfach, in den kommenden Jahren gehen Zehntausende Musiklehrkräfte aus den „Babyboomer“-Jahrgängen in den Ruhestand. Musikpädagogischer Nachwuchs wird dringender gebraucht denn je. Die bundesweite Studie „Musiklehrkräftemangel – eine explorative Studie“ (MULEM-EX) ging den Ursachen für die fatale Entwicklung auf den Grund, am 3. Juni wurden die Ergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt. 

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Studium Lehramt Musik: nur für Reiche?“ und „Rock, Pop, Jazz: 
im Schulmusikstudium unerwünscht?“ – so brachte der Deutsche Musikrat (DMR) in seiner Berichterstattung zentrale Ergebnisse von MULEM-EX auf den Punkt. Die Bestandsaufnahme beschränkte sich aber nicht auf Fragen des Zugangs zum Lehramtsstudium Musik. Unter die Lupe genommen wurden auch weitere Faktoren, die die Studien- und Berufswahl un­güns­tig beeinflussen. 

Kooperation auf breiter Basis 

MULEM-EX wurde in Rekordzeit von einem breiten Bündnis akademischer Einrichtungen und Organisationen unterstützt und durchgeführt: Innerhalb eines Jahres konnten so aussagekräftige Ergebnisse erzielt werden. Dafür arbeiteten über 100 Forschende an 33 Standorten der Lehrkräftebildung in einem koordinierten Ansatz zusammen. Mit dabei waren Universitäten, Musikhochschulen und Pädagogische Hochschulen aus ganz Deutschland. Auch in Bayern wurden Teilprojekte durchgeführt: Zu den beteiligten Institutionen gehören die Hochschule für Musik und Theater München sowie die Universitäten Augsburg, Erlangen-Nürnberg, Passau und Regensburg. 

Ermöglicht wurde MULEM-EX aber auch durch umfangreiche und aktive Unterstützung von weiteren Organisationen und Institutionen des kulturellen und musikalischen Lebens: Die Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen (RKM) übernahm die finanzielle Trägerschaft, organisatorische und ideelle Förderung kamen vom Deutschen Musikrat e.V. (DMR) und verschiedenen musikpädagogischen Fachverbänden. Die organisatorische Abwicklung und Kommunikation der Ergebnisse lag in Händen der Bundesfachgruppe Musikpädagogik (BFG). 

Negatives Berufsbild

Einer der wesentlichen Gründe, die aus Sicht junger Menschen gegen ein Lehramtsstudium Musik sprechen, sind die Arbeitsbedingungen für Musiklehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen. Viele befragte Jugendliche, die noch keine oder nur wenig Erfahrung in der Arbeit als Musiklehrkraft haben, haben bereits ein negatives Bild des Berufsfelds Schule und stellen sich den Beruf der Musiklehrkraft als belastend vor. Die finanzielle Absicherung und der Beamtenstatus werden zwar als große Vorteile anerkannt, insgesamt überwiegen aber die negativen Erwartungen: Die Jugendlichen rechnen mit hohem Arbeitsaufwand und intensiven emotionalen Anforderungen in Verbindung mit fehlenden Möglichkeiten zu kreativer und musikalisch-künstlerischer Entfaltung. Einige Interviewte nennen auch mangelndes künstlerisches Niveau im schulischen Musikunterricht als einen Grund dafür, kein Musiklehramtsstudium aufnehmen zu wollen. Geprägt werden solche Vorstellungen offenbar durch Erfahrungen aus dem familiären Umfeld, durch eigene schulische Erlebnisse und durch Gespräche mit den Instrumentallehrkräften, die für musikaffine Jugendliche anscheinend eine zentrale Beratungs- und Orientierungsfunktion haben.

Dass die befragten Jugendlichen mit ihren Einschätzungen nicht völlig daneben liegen, zeigen die Daten der berufserfahrenen Musiklehrkräfte. Auch sie nennen eine hohe Belastung als wesentliches Merkmal ihres Berufs. Einige Befragte nehmen zwar eine durchaus hohe Selbstbestimmung wahr und schätzen die Möglichkeit, innerhalb gewisser Freiräume selbst zu entscheiden, wie viel Zeit und Engagement sie in die Tätigkeit als Lehrperson stecken. Insgesamt wird das Fach Musik aber auch als belastender als andere Fächer beschrieben. Als ein Grund dafür wird die musikpraktische Arbeit genannt, die besonders umfangreiche zeitliche Ressourcen erfordert, sowohl für die Organisation von Musikprojekten, Schulfeiern oder AGs als auch in der Vorbereitung des gemeinsamen Musizierens im regulären Musikunterricht. Aus bayerischer Perspektive und vor dem Hintergrund der andauernden Diskussion um eine Angleichung der Lehrdeputate von Musiklehrkräften an das Maß „wissenschaftlicher“ Unterrichtsfächer ein bemerkenswerter Befund! Als weitere Herausforderungen benennen die in MULEM-EX interview­ten Musiklehrkräfte die hohe Geräuschbelastung und gemeinsames Musizieren in (allzu) großen heterogenen Gruppen. 

Wie in anderen Unterrichtsfächern bringen auch für das Fach Musik das Referendariat und die Phase des Berufseinstiegs besonders große Belastungen mit sich. Dort kollidieren selbst gestellte und von außen herangetragene hohe Ansprüche an die Qualität des Unterrichts mit fehlenden Routinen und zu geringen zeitlichen Ressourcen. Die Befragten wünschen sich hier mehr Unterstützung durch Teamarbeit und Kooperation, die allerdings wiederum häufig an fehlenden zeitlichen und organisatorischen Kapazitäten scheitert. 

In der Schule qualitativ hochwertig arbeiten und auch außerhalb noch als Musikerin oder Musiker aktiv sein: Das wünschen sich sowohl die befragten Musiklehrkräfte als auch die Studierenden. Eine wichtige Option ist deshalb die Möglichkeit, auf Wunsch in Teilzeit arbeiten zu können. Die öffentlich diskutierten und teilweise bereits umgesetzten Überlegungen zur Einschränkung von Teilzeit-Arbeit wegen des Lehrkräftemangels werden von den Befragten mit entsprechend großer Sorge betrachtet und tragen ganz offensichtlich dazu bei, den Lehrberuf noch unattraktiver zu machen.

Hürde Eignungsprüfung 

Doch bereits der Zugang zum Studium ist hindernisreich: Auch musikalisch hoch kompetente Jugendliche nehmen die Eignungsprüfung fürs Lehramt Musik als bedeutende Hürde wahr. Besonders häufig genannt werden in diesem Zusammenhang die Fächer Musiktheorie und Gehörbildung sowie das Erlernen eines Zweit­instruments. Die Prüfungen fordern oft Fähigkeiten, die sich nicht direkt mit den Anforderungen des späteren Berufsalltags in Verbindung bringen lassen; viele Befragte empfinden sie als zu spezialisiert und zu anspruchsvoll. Außerdem erfordert die Vorbereitung auf die Eignungsprüfung erheblichen Zeitaufwand und beträchtliche, über mehrere Jahre andauernde finanzielle Investitionen, die sich nicht alle Studieninteressierten leisten können – beispielsweise die Kosten für qualifizierten Instrumentalunterricht. 

In vielen Fällen sind junge Menschen bei der Vorbereitung auf eine Eignungsprüfung offensichtlich auch auf sich selbst gestellt. Weder der schulische Musikunterricht noch der Instrumentalunterricht bereiten direkt auf die Eignungsprüfung für das Lehramtsstudium vor; fast alle Inhalte, die über den instrumentalen Schwerpunkt hinausgehen, müssen eigenständig erarbeitet werden. Institutionelle studienvorbereitende Angebote (SVA) nutzen nur 29 Prozent der Befragten – was möglicherweise auch mit fehlender Infrastruktur zu tun hat, insbesondere im ländlichen Raum. Anders gewendet: Wenn Jugendliche von ihren schulischen Musiklehrkräften aktive und gezielte Unterstützung bei der Vorbereitung auf die Eignungsprüfung erfahren, befinden sie sich in einer außergewöhnlich privilegierten Position. So liegt der Schluss nahe, dass die Vorbereitungsarbeit, die etliche Schulmusikerinnen und Schulmusiker in diesem Bereich seit vielen Jahren geräuschlos, engagiert und meist in ihrer Freizeit leisten, eine wichtige Säule der Vorbereitung auf die Eignungsprüfung darstellt, die entsprechend gewürdigt und honoriert werden sollte. 

Unzureichende Vorbereitung auf den Beruf

Mit dem Bestehen der Eignungsprüfung ist eine wichtige Hürde genommen. Aber auch danach wartet aus Sicht der Befragten eine Reihe von Problemen, die sich negativ auf Selbstkonzept, Selbstwirksamkeitserwartungen und Berufsmotivation auswirken. Viele Studierende empfinden das Musiklehramtsstudium als nicht ausreichend praxisorientiert und fühlen sich nicht gut auf den schulischen Berufsalltag vorbereitet. Sie wünschen sich mehr praktische Erfahrungen sowie eine stärkere Fokussierung auf musik- und allgemeinpädagogische Inhalte. Besonders beklagt wird ein Mangel an nicht nur regelmäßigen, sondern auch qualifiziert begleiteten Praxiserfahrungen. Etliche Befragte fühlen sich durch das Lehramtsstudium eher auf künstlerische und künstlerisch-pädagogische Berufe als auf die Schule vorbereitet, suchen sich entsprechende Alternativen oder brechen das Studium ab. 

Fehlende musikalische Vielfalt

Kritisch gesehen wird auch die noch immer starke Ausrichtung vieler Schulmusik-Studiengänge auf klassisch-westliche Kunstmusik. Offenbar spielen Rock-/Pop, Jazz, elektronische Musik, Weltmusik und andere „nicht-klassische“ Musikformen noch an zu vielen Ausbildungsstätten keine oder nur eine untergeordnete Rolle. Die betreffenden Hochschulen ignorieren damit einerseits, dass die musikalischen Interessen potenzieller Studierender zunehmend breiter gestreut sind, zum anderen kann die einseitige Fokussierung auch zum Problem in der späteren Berufspraxis werden. Schon seit Jahrzehnten sehen schulische Lehrpläne umfangreiche musikalische Aktivitäten über den Bereich klassischer und traditioneller westlicher Musik hinaus vor. Entsprechend breit ist das Spektrum an Kompetenzen, über die professionell agierende Musiklehrkräfte verfügen sollten. Außerdem kommen Schülerinnen und Schüler nicht als „unbeschriebene Blätter“ in den schulischen Musikunterricht, sondern sind durch eine Vielfalt musikalischer Praktiken geprägt, von denen in schulischen Curricula nicht die Rede ist, die die Lehrkräfte aber dennoch in ihrer Arbeit berücksichtigen und zu denen sie sich positionieren müssen. 

Aufgenommen – aber isoliert?

Problematisch ist musikalische Einseitigkeit in der Ausbildung auch unter einem anderen Gesichtspunkt: Die einseitige Ausrichtung von Eignungsprüfungen auf klassisch-westliche Kunstmusik benachteiligt talentierte Musikerinnen und Musiker, die in anderen musikalischen Genres versiert sind. Sie fühlen sich vielfach für ein „klassisches“ Studium nicht qualifiziert oder werden faktisch ausgeschlossen, weil ihre spezifischen und oft hoch entwickelten musikalischen Fähigkeiten im Rahmen der Prüfung keine Rolle spielen. Dies schränkt die Vielfalt der Studierenden, die ins Lehramt Musik gehen, ein – und limitiert auch die Möglichkeiten entsprechend, voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu inspirieren. Junge Menschen, denen bereits die Möglichkeit geboten wird, beispielsweise mit der Bağlama als Instrument oder musik­elektronischem Schwerpunkt ein Lehramtsstudium aufzunehmen, berichten außerdem, dass sie sich mit ihrer „anderen“ künstlerischen Ausrichtung im Studienbetrieb wie im musikalischen Leben an ihrer Hochschule oft isoliert fühlen. 

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Gründe, die gegen ein Lehramtsstudium Musik sprechen, sowohl persönlicher Natur als auch systembezogen sein können, und dass die Entscheidung gegen ein Musiklehramtsstudium offenbar von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst ist. 
Bedingt durch die heterogenen Stichproben und Fragestellungen der Teilstudien lässt MULEM-EX etliche Fragen offen, nicht alle Befunde fügen sich zu einem einheitlichen und widerspruchsfreien Bild zusammen. Die Autoren des MULEM-EX-Berichts, Andreas Lehmann-Wermser und Patrick Witte, formulieren dennoch Handlungsempfehlungen und konstatieren erheblichen Handlungsbedarf: Mit ein paar Nachjustierungen von Seiten der Hochschulen, die eine kleine „Delle“ in der Nachfrage nach Studienplätzen ausgleichen, ist es nicht getan. Auch weitere Institutionen sind gefragt – vor allem Studienseminare, Schulen sowie Bildungsadministration und -politik. 

Eignungsprüfungen überdenken

Zunächst und in großem Umfang stehen Musikhochschulen, Universitäten und Pädagogische Hochschulen in der Pflicht. Die Befunde von MULEM-EX legen nahe, die gängigen Praktiken der Eignungsprüfung zu überdenken. Konkret schlagen die Autoren vor, den Fokus der Eignungsprüfungen auf das instrumentale beziehungsweise vokale Hauptfach und den künstlerisch-pädagogischen Bereich zu legen und Inhalte und Anforderungen in anderen Bereichen (z.B. Musiktheorie/Gehörbildung und Zweit­instrument) kritisch zu prüfen. Das Spektrum der Studienmöglichkeiten im künstlerischen Hauptfach sollte durch weitere Instrumente oder Facetten vergrößert werden. Zu prüfen ist auch, inwieweit die Inhalte der Eignungsprüfungen besser am musikpraktischen oder stilistischen Schwerpunkt der jeweiligen Bewerberin ausgerichtet werden können. Einige Hochschulen erproben derzeit Ansätze, die Eignungsprüfung ganz oder in Teilen auszusetzen oder in eine Einstufungsprüfung umzuwandeln. Diese Versuche sollten aufmerksam verfolgt und evaluiert werden. Neben passgenaueren und besser zugänglichen Angeboten zur Vorbereitung auf Eignungsprüfungen für das Lehramt braucht es auch eine bessere Kommunikation im Vorfeld über Prüfungen, Lehramtsstudiengänge und das Berufsfeld. Musiklehrkräfte an Schulen und Musikschulen sollten als Multiplikatorinnen ernster genommen werden und stets gut über aktuelle Anforderungen der Eignungsprüfungen und Inhalte der Studiengänge informiert sein. An einigen Hochschulen werden bereits innovative Informations- und Vorbereitungs­angebote praktiziert, etwa Prüfungssimulationen oder Peer-to-Peer-Formate von Studierenden für Schülerinnen und Schüler. Gelingende Angebote sollten bekannter gemacht und von anderen Standorten übernommen werden können. Daneben sind neue, kreative Wege der Kommunikation von Inhalten und Anforderungen der Eignungsprüfungen wie auch des Lehramtsstudiums gefragt – beispielsweise über kurzweilige Videos und positive Erfahrungsberichte in sozialen Medien. 

Auch die Studiengänge selbst sollten überdacht werden. An vielen Standorten geht es nun – oft nach Jahrzehnten mit einem „stabilen“ Studienangebot und wenig Veränderungsbedarf – darum, die Lehramtsstudiengänge konzeptionell neu auszurichten. Ziel muss es sein, ein zeitgemäßes, hochwertiges und zu den Interessen und Wünschen der Musikaffinen passendes und attraktives Studienangebot zu machen, das den Absolventinnen und Absolventen nicht nur die notwendigen „hard skills“ für das Unterrichten an allgemeinbildenden Schulen im 21. Jahrhundert vermittelt, sondern auch förderliche Einstellungen und die an der Realität geprüfte Überzeugung, den beruflichen Anforderungen gewachsen zu sein. 
Konkrete Handlungsvorschläge ergeben sich aus den oben skizzierten Defiziten: stärkere Ausrichtung des Lehramtsstudiums auf den schulischen Berufsalltag und Stärkung des musik- und schulpädagogischen Profils; eng und qualitativ hochwertig begleitete und regelmäßig im Studium stattfindende Praxiserfahrungen in unterschiedlichen Formaten; bessere Verzahnung von schulischer und hochschulischer Begleitung der Praxisphasen, etwa durch Mentorenprogramme. Zu erwägen ist auch eine stärkere Bezugnahme der künstlerischen Fächer auf die Schulperspektive, beispielsweise durch Berücksichtigung eines Repertoires, mit dem die Lehrkraft der Rolle als „Künstlerpädagoge“ oder -pädagogin gerecht werden kann, oder durch stärkere Ausrichtung des Nebenfachs Klavier auf schulpraktische Aspekte. Weitere Vorschläge sind das Entwickeln kooperativer Strukturen zur Verzahnung von Studium und Referendariat;  größere musikalische Vielfalt und stilis­tische Breite in den Lehramtsstudiengängen (z.B. durch Wahlangebote); Erweiterung von Studienmöglichkeiten im künstlerischen Schwerpunkt. Innovationen in diesen Bereichen sind von den Hochschulen und Universitäten in entsprechenden Gremien anzugehen.

Beruf wieder attraktiv machen

MULEM-EX zeigt deutlich: Wenn man künftig wieder mehr junge Menschen als Nachwuchs für den Lehrberuf gewinnen will, muss auch der Arbeitsplatz Schule wieder attraktiver werden! Hier stehen neben den Schulen selbst auch die Sachaufwandsträger und die Bildungspolitik in der Pflicht. Zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen schlagen die Autoren vor, Möglichkeiten zur Teilzeitarbeit für Lehrkräfte beizubehalten und Lerngruppen in der musikpraktischen Arbeit, wo immer möglich, zu verkleinern, zum Beispiel durch Teilen von Schulklassen. Insgesamt sollten die Bedingungen für musikpraktisches Arbeiten und Musikprojekte an Schulen wieder verbessert werden, etwa durch mehr Entlas­tungsstunden, Flexibilisierung der Stundentafeln oder verlässlichere Verankerung von Neigungsgruppen und Wahlunterrichtsangeboten im Stundenbudget der jeweiligen Schule.

Berufseinstieg unterstützen

Für Referendariat und Berufseinstiegs­phase sollten Anforderungs- und Prüfungslast überdacht und bessere Rahmenbedingungen für Ko­operationen, Teamarbeit und Teamteaching hergestellt werden. Spezielle Mentoring-Programme, Beratungs- und Coaching-Angebote könnten den Berufseinstieg ebenfalls erleichtern und attraktiver machen. In diesem Kontext sind auch bereits vorhandene Konzepte zur Qualifizierung von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern (weiter) zu entwickeln und in klaren Qualifizierungswegen umzusetzen. Auch hier sind etliche Instanzen der Bildungsverwaltung und der politisch-parlamentarische Raum gefragt. 
Zusätzliche Impulse und Unterstützung könnte von privaten und öffentlichen Stiftungen kommen: Sie können zwar keine langfristigen und verlässlichen Investitionen in kompetente Lehrkräfte und gut ausgestattete Schulen ersetzen, aber Pilotprojekte und Entwicklungsschritte bei Bedarf ideell und finanziell fördern.

Was ist mit den Verbänden?

Drei Bereiche beziehungsweise Gruppen von Akteuren bleiben in der MULEM-EX-Studie interessanterweise ausge­spart: Nebenfachstudiengänge ohne Eignungsprüfung, etwa das Didaktikfachstudium Musik im bayerischen Lehramt an Grundschulen oder Mittelschulen; Schüler und Studierende als aktive Gestalterinnen und Gestalter ihres Bildungswegs; und die Musiklehrerverbände. Die beiden letztgenannten Gruppen können durch aktive Beteiligung erheblich dazu beitragen, die Musiklehrkräftebildung zu verbessern und sicherzustellen, dass Musik ein lebendiger und integrativer Teil der Allgemeinbildung bleibt. Einen Anfang hat der VBS bereits im vergangenen Jahr mit einer Online-Informationsveranstaltung für interessierte Schülerinnen und Schüler gemacht. Weitere Ideen sind in Arbeit! 

Die Ergebnisse kann man hier abrufen: www.bfg-musikpaedagogik.de

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