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Nachwuchsförderung, Wertschätzung, Vernetzung

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Anliegen der Fachtagung „Berufsbild MusiklehrerIn“ des BMR
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Wie stellt sich die aktuelle Situation musikpädagogischer Berufe in Bayern dar? Wie sieht es mit der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Musiklehrkräften in verschiedenen Tätigkeitsfeldern aus? Welche Probleme gibt es? Wie könnten sie sich lösen lassen? – Mit diesen Fragen befasste sich bereits 2018 eine Münchener Arbeitstagung, die vom Bayerischen Musikrat (BMR) organisiert wurde. Eine Anschlusstagung sollte konkrete Vorschläge und Forderungen an die Politik und insbesondere an die zuständigen Minis­terien formulieren. Nach langer Unterbrechung wurde das Thema nun wieder aufgegriffen: Am 7. Oktober trafen sich gut 30 Expertinnen und Experten aus Mitgliedsverbänden des VBS, Kunst- und Kultusministerium in München zu einer eintägigen Veranstaltung, in deren Rahmen aktuelle Problemfelder und Handlungsbedarfe diskutiert wurden.

In zwei Arbeitsgruppen befassten sich die Anwesenden mit Fragen der Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie mit Herausforderungen in den verschiedenen beruflichen Tätigkeitsfeldern. Vertreten war ein breites Spektrum an Fächern und Institutionen: Gesprochen wurde über Musikunterricht an allgemein bildenden Schulen, Musikschulen und -instituten ebenso wie über die Ausbildungsgänge an Berufsfachschulen, Seminarschulen, Hochschulen und Universitäten.

Prekäre Situation der Musik an Schulen

Die Vorsitzende des VBS brachte zwei aus schulmusikalischer Sicht besonders drängende Probleme in die Diskussionen ein: die Herausforderungen, die der Wiederaufbau eines musikalischen Schullebens nach der COVID-Pandemie mit sich bringt, und den Mangel an Musiklehrkräften und entsprechendem Nachwuchs. So scheinen an etlichen Schulen Kinder und Jugendliche Chöre und Chorklassen zu meiden – unter anderem, weil die Eltern nachhaltig verunsichert sind (Stichwort: „Singen ist gefährlich“). Bayerns Lehrkräfte engagieren sich intensiv für ihren Musikunterricht und ihre Ensembles und konnten im vergangenen halben Jahr zum Teil bewunderswerte Erfolge erzielen: Die Musik ist vielerorts eindrucksvoll wieder auferstanden, es liegt aber auch noch viel Arbeit vor uns. Dazu kommen noch die Erschöpfung aus der langen Pandemiezeit, wenig Planungssicherheit für größere musikalische Projekte und immer neue zusätzliche Dienstaufgaben: eine ebenso demotivierende wie gefährliche Melange.

Einen zweiten Problembereich bildet der mittlerweile dramatische Mangel an qualifizierten Grund- und Mittelschullehrkräften, zu dessen Haupt­ursachen die Personalpolitik im Bildungswesen der vergangenen eineinhalb Jahrzehnte gehören dürfte. An zahlreichen Schulen müssen alle verfügbaren Lehrkraftstunden aufgewendet werden, um die Unterrichtsversorgung in den Kernfächern zu sichern. Für Musikunterricht und musische Wahlunterrichtsangebote bleiben keine Ressourcen mehr. Aus Sicht des VBS ist es dennoch weder sinnvoll noch wünschenswert, nun längerfris­tig und in großem Stil Musiker*innen ohne schulartspezifische pädagogische Qualifikation in die Grund- und Mittelschulen zu holen. Musikalische Bildung würde so in Beschäftigungsangebote in Randstunden und in der Nachmittagsbetreuung ausgelagert. Der VBS fordert nachhaltigere Lösungen: Es muss vorrangig darum gehen, mehr musikalisch qualifizierte Grund- und Mittelschullehrkräfte in den Schulen zu haben, die Musik als integralen Bestandteil eines gut rhythmisierten Schultags unterrichten können. Kernanliegen müssen deshalb eine verbesserte Attraktivität des (Musik)Lehrerberufs, konzertierte Aktionen zur Gewinnung von Nachwuchs und die Stärkung der Musiklehrkräftebildung an Universitäten und Musikhochschulen sein – nicht nur für den Grund- und Mittelschulbereich.

Gemeinsame Anliegen an die Politik

Im Verlauf der Tagung stellte sich heraus, dass die Frage, wie sich mittelfristig wieder mehr Nachwuchs für musikpädagogische Berufe gewinnen lassen könnte, für alle Anwesenden hohe Relevanz hat – auch wenn die Vorstellungen dazu, welche Maßnahmen sich dazu eignen könnten, durchaus unterschiedlich sind. Als weiteres „geteiltes“ Problem erwies sich die mangelnde Wertschätzung von Musik­unterricht und Musiklehrkräften in weiten Kreisen der bayerischen Gesellschaft ebenso wie innerhalb von Institutionen – mit zum Teil recht konkreten negativen Konsequenzen im ideellen, organisatorischen und finanziellen Bereich. Des weiteren waren sich die Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer darin einig, dass bessere Vernetzung und Kommunikation zwischen Institutionen und Ausbildungsphasen ein wesentlicher Baustein zur Verbesserung der Situation sein könnte – und dass auch hier politischer wie organisatorischer Rückenwind wichtig und wünschenswert ist.

Die Ergebnisse der Tagung sollen nun so aufbereitet werden, dass sie einerseits als Anregung für Aktivitäten der versammelten Verbände und Institutionen dienen können, andererseits als Grundlage einer Diskussion mit den zuständigen Ministerien.
 

 

 

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