VBS-Fortbildungstag und VBS-Mitgliederversammlung im Paket: Diese Kombination, die der Verband am 13. März in der Bayerischen Musikakademie Alteglofsheim erstmals anbot, erntete einhelliges Lob. Das ruft nach Fortsetzung: In denjenigen Jahren, die zwischen der VBS-Schulmusikbiennale in München liegen, sollen ähnliche Veranstaltungen auch künftig stattfinden, und zwar an wechselnden Orten. Nach und nach sollen alle Regierungsbezirke adressiert sein.
Ausgebucht waren beide Fortbildungskurse im Tafelzimmer der Musikakademie: In ihrer Reading-Session „Frische Kanons und Populäre Musik im gemischten Chor a cappella“ thematisierten Stefan Kalmer und sein Korrepetitor Sebastian Reutter (München) Fragen zu Rhythmus und Groove, Phrasierung und Klang, Repertoire und Präsentation. An vielen druckfrischen Beispielen kamen Methoden der Einstudierung und zielführende Tipps für genretypische Interpretationen zum Klingen und zur Sprache.
Alexandra Kumant (Frankfurt/Main) skizzierte in ihrem Vortrag Theorie und Praxis der „Complete Voice Technique“. Dieser Ansatz, entwickelt von der dänischen Sängerin und Gesangspädagogin Cathrine Sadolin, hat in den vergangenen Jahren international für viel Aufsehen gesorgt. Das Konzept zielt nicht auf ein bestimmtes Klangideal, sondern nimmt die Vielfalt stimmlicher Äußerungen in unterschiedlichen musikalischen Stilen und Genres in den Blick. Frau Kumant beeindruckte mit ihren anschaulichen Ausführungen zu physiologischen Grundlagen ebenso wie mit ihrer stimmliche Performance und ihren praktischen Demonstrationen.
Mitgliederversammlung
In ihrem Tätigkeitsbericht blickte die VBS-Vorsitzende Heidi Speth auf drei thematische Schwerpunkte der Arbeit des vergangenen Jahres zurück: die Kontakte zu anderen Verbänden und Institutionen, die Fortbildungsaktivitäten sowie das Thema Unterrichtspflichtzeit (UPZ).
Der VBS setzte 2014 den Weg des Dialogs fort. Bestehende Kontakte in Bayern, insbesondere zu Kultusministerium, ISB, Bayerischem Musikrat und AMD (Arbeitskreis der Musikdidaktiker an den bayerischen Musikhochschulen und Universitäten) nutzte der VBS, um Forderungen vorzutragen und gemeinsame Lösungsstrategien abzustimmen. Bei einem Treffen mit Max Schmidt, dem Vorsitzenden des Bayerischen Philologenverbands, wurde offen und konstruktiv über Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Positionen von VBS und BPV gesprochen. Ausgebaut wurde der Kontakt zum BRLV (Bayerischer Realschullehrerverband). Mit dessen Vorsitzendem Jürgen Böhm führte Martina Raab im Januar ein Gespräch, in den kommenden Monaten sollen weitere Treffen mit Vertretern des BRLV folgen. Zielperspektive ist die Stärkung des Fachs Musik in der Realschule.
Infolge der Neugründung des „Bundesverbands Musikunterricht“ (BMU) löste sich der „Verband Deutscher Schulmusiker“ (VDS) zum 31. Dezember 2014 auf. Das setzte einem langjährigen Konnex zwischen VDS und VBS ein Ende. Im VDS, 1949 als Arbeitsgemeinschaft gegründet, hatte der VBS von Beginn an mitgearbeitet, VBS-Mitglieder waren über Jahre hinweg auch in exponierter Funktion dort tätig. Der VBS-Vorstand nahm dies zum Anlass, eine 65 Jahre lang währende Zusammenarbeit zu würdigen und den Kolleginnen und Kollegen im VDS für die Kooperation zu danken. Der neuen Organisationsform wünschte der VBS-Vorstand viel Erfolg und den Repräsentantinnen und Repräsentanten eine glückliche Hand.
Erste Schritte, um den VBS auf überregionaler Ebene neu zu positionieren, haben zu wichtigen Erfolgen geführt. Die Kontakte zum VDS Niedersachsen intensivierten sich, zumal sich auch dessen Mitglieder für einen Erhalt der Selbständigkeit entschieden hatten. Hier zeichnet sich für die Zukunft eine enge Zusammenarbeit ab. Mit der Auflösung des VDS entfiel die bisherige – wenn auch nur mittelbare – Präsenz des VBS in überregionalen Gremien, etwa im Ausschuss für Musikalische Bildung im Deutschen Musikrat. In diesem Gremium wird der VBS künftig ebenso namhaft wie stark vertreten sein, denn Prof. Dr. Birgit Jank, VBS-Referentin für Kulturelle Bildung, wurde kürzlich zum Mitglied dieses Ausschusses bestellt. Im März trafen sich zudem Prof. Martin Maria Krüger (Präsident des Deutschen Musikrats), Heidi Speth und Bernhard Hofmann zum Gespräch in München. In herzlicher Atmosphäre wurden gemeinsame Arbeitsfelder identifiziert sowie Optionen für weitere Kooperation verabredet.
Rückblick auf die Tage der Bayerischen Schulmusik 2014
Die Tage der Bayerischen Schulmusik 2014 „Muffat, Mozart, Maffay, Strauss: Musik und Musiker in Bayern“ waren mit knapp 500 Teilnehmern wieder sehr gut besucht. Das Konzept, fachwissenschaftliche Vorträge zum Tagungsthema mit thematisch passenden Angeboten zur Unterrichtspraxis zu kombinieren, wurde sehr gut angenommen. Erstmals in der Geschichte des VBS konnte ein Berichtsband mit Beiträgen dieses Kongresses im Druck erscheinen, Organisation und Edition übernahm Bernhard Hofmann. Den Mitgliedern des VBS ist das Buch im März als Jahresgabe zugegangen. Auch für das Frühjahr 2016 sind wieder „Tage der Bayerischen Schulmusik“ geplant, die Vorbereitungen laufen bereits.
Unterrichtspflichtzeit
Die Mitgliederversammlung 2014 hatte den Vorstand mandatiert, Strategien für das weitere Vorgehen bezüglich der Unterrichtspflichtzeiten zu entwickeln. Ein erster Schritt im geplanten Vorgehen war der Antrag zur Einstufung des Klassenunterrichts Musik an allen bayerischen Gymnasialzweigen als „wissenschaftlicher Unterricht“, der im Juli an alle bayerischen Gymnasien versandt wurde. Die Resonanz war überwältigend: 650 Kolleginnen und Kollegen von über 200 Gymnasien haben den Antrag unterschrieben und dem VBS eine entsprechende Rückmeldung zukommen lassen. Eine Reaktion des Dienstherrn steht bislang noch aus, die nächsten Verfahrensschritte von Seiten des VBS sind vorbereitet. Bezüglich der Unterrichtspflichtzeit in Musik in der Fächergruppe IIIb der Realschule („musisches Profil“) fand im März 2015 eine erste Verhandlung am Verwaltungsgericht München statt; Heidi Speth und Bernhard Hofmann beobachteten die Verhandlung im Gerichtssaal. Das Urteil stand zum Zeitpunkt der Mitgliederversammlung noch aus.
Stellensituation
Große Sorge bereitet nach wie vor der dramatische Mangel an Musiklehrkräften für die Gymnasien. Zu den drei Anstellungsterminen Februar 2014 bis Februar 2015 gab es in Bayern insgesamt 70 Stellenbewerber – das sind deutlich zu wenige, um den Bedarf an staatlichen, kommunalen, kirchlichen und privaten Schulen abzudecken. Konsequenz ist ein nach wie vor zu hoher Anteil von Musikunterricht, der fachfremd oder durch pädagogisch nicht qualifizierte „Quereinsteiger“ erteilt werden muss. Eine rasche Änderung der Situation ist nicht in Sicht. Zudem scheint sich die Tendenz zu verfestigen, dass ein erheblicher Anteil an Absolventen des Doppelfach-Studiengangs nicht das Referendariat antritt. Die ersten Staatsexamina des Studiengangs „Musik in der Fächerverbindung“ fanden im Herbst 2013 statt, seit Februar 2014 sind die ersten Referendare mit Musik und einem weiteren vertieft studierten Unterrichtsfach in der Seminar-Ausbildung. Für Referendare, die dem VBS beitreten, ist seit 2014 die Mitgliedschaft 24 Monate lang kostenlos. Das Angebot wird gut angenommen und trägt dazu bei, verstärkt auch den Schulmusiker-Nachwuchs für den Verband zu gewinnen.
Ehrenmitgliedschaft für Jürgen Scholz
Jürgen Scholz ist im Februar 2015 in den Ruhestand gegangen. Über fast 25 Jahre hinweg engagierte er sich intensiv für den Verband, betreute die nmz-Seite und den Kontaktbrief, stellte Fernsehhinweise zusammen, nahm zahlreiche Termine in ganz Bayern als Berichterstatter wahr. Darüber hinaus leistete er unzählige Stunden organisatorischer Arbeit bei Vorbereitung und Durchführung von Bundesschulmusikwochen, den Tagen der Bayerischen Schulmusik und „Schulen musizieren“. Angesichts seines außergewöhnlichen, langjährigen und erfolgreichen Einsatzes für den Verband beschloss die Mitgliederversammlung einstimmig, Jürgen Scholz zum Ehrenmitglied des VBS zu ernennen.
Neuwahl des Vorstands
Kassenführer Reinhard Eckl konnte in seinem Bericht eine erfreuliche Bilanz ziehen: Ein äußerst kostenbewusster Umgang mit den Ressourcen des Vereins führte auch in der finanziellen Bilanz zu einem positiven Ergebnis. Die Kassenprüfer bestätigten die ordnungsgemäße Buchführung, dem Vorstand wurde einstimmig Entlastung erteilt. Bei der turnusmäßigen Neuwahl des Vorstands wurden die bisherigen Vorstandsmitglieder in ihrem Ämtern bestätigt: Heidi Speth ist wieder zur Vorsitzenden gewählt, Martina Raab und Prof. Dr. Bernhard Hofmann amtieren auch künftig als stellvertretende Vorsitzende. Für die Kassenführung ist weiterhin Reinhard Eckl zuständig, Schriftführer bleibt Florian Zeh. Der „neue alte“ Vorstand dankte den Mitgliedern für das eindrucksvoll erwiesene Vertrauen und bekräftigte seine Bereitschaft, sich auch in den kommenden beiden Jahren intensiv für die Belange der bayerischen Musiklehrerinnen und -lehrer einzusetzen.