Banner Full-Size

Zustimmung und Diskrepanzen

Untertitel
Ergebnisse der Auswertung der Lehrplanumfrage Musik
Autor
Publikationsdatum
Body

Zu Beginn des vergangenen Schuljahres führte das ISB eine umfangreiche Lehrplanevaluation durch, deren Ergebnisse am 31. Juli bekanntgegeben wurden. Im Fach Musik erbrachte die Umfrage interessante Resultate, die bei der Weiterentwicklung des Lehrplans sicherlich Berücksichtigung finden werden. Einige Aspekte werden im Folgenden besprochen.

Bemerkenswert ist mit Sicherheit der hohe Grad an Zustimmung, den der Lehrplan des Faches Musik erfährt. In weiten Teilen zeigen sich sogar über 90 Prozent der befragten Lehrkräfte als mit den Inhalten „voll zufrieden“ oder „weitgehend zufrieden“, schwächere Werte erzielen vor allem die Grundwissenskataloge. Daneben fällt auf, dass der Lehrplan der Jahrgangsstufe 7 als „zu leer“, die 10. Klasse dagegen als „zu voll“ empfunden wird. 

Wenig begeistert zeigen sich viele Lehrkräfte von der Ballung von Rock- und Popmusik in den Jahrgangsstufen 7 bis 9. Zwar wird in den Lehrplänen anderer Bundesländer in noch höherem Maße Rock- und Popmusik unterrichtet, doch müssen wir auch bedenken, dass sich die Schülerinnen und Schüler dann ja fast ausschließlich mit der Musik befassen, von der sie ohnehin ständig umgeben sind. Pädagogisch sinnvoll wäre es folglich, ihnen gerade auch in der Mittelstufe neue Hörerfahrungen zu ermöglichen. Zu diesen Desideraten gehört beispielsweise die Beschäftigung mit außereuropäischer Musik, die im aktuellen Lehrplan keine Erwähnung findet. 

Diskrepanzen treten übrigens in mehreren Bereichen zwischen den Einschätzungen der Lehrkräfte nichtmusischer und musischer Gymnasien auf.

Bemerkenswert sind dabei zunächst die Unterschiede in den Zielsetzungen: Beide Gruppen sehen die ‚Vermittlung kultureller und ästhetischer Werte‘ als sehr wesentliche Aufgabe an, doch während die Lehrkräfte der nichtmusischen Gymnasien ‚Hörerziehung‘ und ‚Bewusstsein für Musikgeschichte‘ als wichtigste Zielsetzungen ihres Unterrichts nennen, sehen die Lehrkräfte der musischen Gymnasien die ‚Bildung einer fachspezifischen sprachlichen Ausdrucksfähigkeit‘ und eine ‚umfassende Entfaltung der musikalischen Anlagen‘ im Zentrum ihres Wirkens.

Der Lehrplanbereich „Musik im Kontext“ der 10. Jahrgangsstufe wird von Lehrkräften der nichtmusischen Gymnasien als „zu anspruchsvoll“ bezeichnet, während ihn die Lehrkräfte der musischen Gymnasien als „zu wenig anspruchsvoll“ empfinden. In der Mittelstufe wünschen sich alle Kollegen mehr Zeit. Die Lehrkräfte der musischen Gymnasien würden diese für Praxis und Gehörbildung einsetzen, die übrigen Musikkollegen würden Theorie und Werkbetrachtung vorziehen.

Die signifikanten Diskrepanzen werfen natürlich die Frage auf, woher diese Unterschiede rühren. Lässt sich alles durch die musische Vorbildung der Schüler erklären? Eine Untersuchung dieses Themenfeldes wäre sicher interessant und nützlich.

So unterschiedlich wie die Befragten sind wohl auch die Vorschläge, die in den offenen Antworten gemacht wurden. Ein gemeinsamer Wunsch vieler Lehrkräfte ist offenbar der nachhaltige Aufbau musiktheoretischer Kompetenzen; eine Verlagerung musiktheoretischer Inhalte aus den Unterstufenklassen in die Mittelstufe, gepaart mit systematischer Wiederholung, wird häufig vorgeschlagen.

Bedenkt man, mit wie vielen Vorbehalten die Oberstufe des G8 an den Start ging, so überrascht der hohe Zustimmungsgrad zu diesem Lehrplanbereich. Zwar wird auch hier der Lehrplan als „zu voll“ betrachtet, doch finden die Themenfelder mit Ausnahme des fakultativen Projekts hohe Zustimmungswerte. Im Hinblick auf das schriftliche Abitur ist neben dem Zeitproblem der Wunsch nach einem musiktheoretischen Grundlagenkatalog auffällig. Eine weit verbreitete Unsicherheit hinsichtlich des Anspruchsniveaus der musikalischen Analyse im schriftlichen Abitur liegt wohl diesem Gedanken zugrunde.

Die Lehrplankommission wird sich der Aufgabe widmen müssen, die Lehrpläne im Hinblick auf das Abitur auszurichten und dabei zu berücksichtigen, dass Schüler aller gymnasialen Zweige die Möglichkeit haben müssen, ihr schriftliches Abitur auch im Fach Musik abzulegen.

Die hier zusammengefassten Ergebnisse sind natürlich nur ein Ausschnitt der Gesamtumfrage. Die vollständige Auswertung ist auf der Homepage des ISB (www.isb.bayern.de) einzusehen.

Autor
Print-Rubriken
Unterrubrik