Musikschulen als „Pflichtaufgabe“ begreifen
VBSM-Präsident Landrat Hanns Dorfner
Der VBSM-Präsident und Passauer Landrat Hanns Dorfner unterstrich in seiner Begrüßungsrede die erfreuliche Entwicklung der gemeinsamen „Berührungspunkte“ von Musikschulinteressen und Zielsetzungen des Kultusminsteriums. Vor dem Hintergrund der krisenhaften kommunalen Finanzsituation warnte er davor, die Einrichtung Musikschule in weniger guten finanziellen Zeiten „auf die Seite zu stellen“. Die Finanzmisere der Kommunen stelle „ein Riesenproblem“ dar, dennoch betrachte er Musikschulen als „Pflichtaufgabe“, der die Kommunen auch weiterhin nachkommen müssten.
Stärkere Vernetzung von Musikschulen und allgemein bildenden Schulen MdL Monika Hohlmeier, Staatsministerin für Unterricht und Kultus „Musikschulen sind Träger eines tief empfundenen bayerischen Kulturverständnisses“, sagte Kultusministerin Monika Hohlmeier in ihrer Festrede. Sie forderte, die präventive Kraft in der Musik bewusster zu nutzen. Musik diene nicht nur der kulturellen Vermittlung, sondern auch einer größeren Vielfalt des Denkens und Handelns. Die Staatsministerin widersprach dem allgemeinen Trend, in der Bildung nur die sogenannten „harten“ Fächer wie Mathematik und Fremdsprachen gelten zu lassen. In vielen Untersuchungen sei zu beobachten, dass in Schulen mit Schwerpunkt auf den ästhetischen Fächern wie Musik und Kunst die Fähigkeit zur Konzentration und zum Erlernen fachfremder Inhalte wesentlich ausgeprägter ist als in anderen Bildungseinrichtungen. Mit Blick auf die gegenwärtige Bildungsdebatte forderte Hohlmeier, die Diskussion aufzugeben, Musik nur als schönes Nebenfach zu verstehen. Zum nächsten Schuljahr sollen in Zusammenarbeit mit den Musikschulen neue Formen des Musikunterrichts greifen. „Musikunterricht kann nicht einfach ,abgearbeitet’ werden“, so Hohlmeier, „es kommt vielmehr darauf an, wie musikalische Bildung vermittelt wird.“ Wichtig sei das praktische Ausüben von Musik, nur so könne Musik erfahren und Musikunterricht attraktiver werden. Hierbei würden auch „unkonventionelle“ Formen der Zusammenarbeit zwischen allgemein bildenden Schulen und Musikschulen helfen. Das Hofer Beispiel – eine Zusammenarbeit zwischen der Musikschule der Hofer Symphoniker und einer Grund- und Hauptschule in einem sozialen Brennpunkt – mache deutlich, wie effektiv Kindern und Jugendlichen Musikalität vermittelt werden kann, wenn die Akteure ihre Interessen und Aufgaben nicht an Kompetenzen ausrichten, sondern sie so vernetzen, dass am Ende ein stimmiges Konzept steht.
Eltern sollten laut Hohlmeier auch Pflichtschulen mit musikalischem Profil wählen können: „Es wäre wünschenwert, dass wir sowohl Schulen mit eigenem musikalischem Schwerpunkt als auch kooperativ arbeitende Schulen haben.“ Die Kultusministerin will deshalb Kooperationen von Musikschule und allgemein bildender Schule, die bereits in vielen Formen bestehen, weiter fördern: „Wir wollen die Vernetzung noch stärker herbeiführen und sie systematisch ausbauen“, erklärte Hohlmeier. Schließlich müssten sich beide Institutionen darüber im klaren sein, dass sie mit den selben Kindern arbeiten. Den Ausbau der Ganztagsbetreuung dürften die Musikschulen nicht als Konkurrenz sehen, sondern als Chance, sehr viele Kinder und Jugendliche mit ihrer Arbeit zu erreichen. Die Staatsministerin kündigte an, bei der Nachmittagsbetreuung in Schulen eng mit den Musikschulen zusammenzuarbeiten. „Wir haben festgelegt, dass wir bei der Finanzierung der Ganztagsangebote die Musikschullehrer anerkennen und mitfinanzieren“, erklärte Hohlmeier. Es sei eine Selbstverständlichkeit, dass in jedem Ganztagsangebot in irgendeiner Form die Musikschule mit eingebunden ist, weil nicht zuletzt im nachmittäglichen Bereich neben der sinnvollen Freizeitgestaltung vor allem Präventivarbeit geleistet wird. Manche Kinder könnten durch hier verstärktes Engagement noch besser aufgefangen werden.
„In Zeiten knapper Kassen und konfuser Aufgabenstellung sollten wir uns darauf besinnen“, appellierte die Staatsministerin, „gemeinsam kreativ und leistungsorientiert vorwärts zu arbeiten, um die für den Kulturstaat Bayern lebensnotwendigen Bereiche – und dazu zähle ich die Musikschulen – aufrecht zu erhalten.“ Wichtigstes Ziel sei es, dass Kinder mehr musizieren und weniger Musik konsumieren. „Sie sollten zumindest die Qualität der Musik einschätzen können – und sich nicht alles gefallen lassen, was auf dem Musikmarkt geboten wird“, fügte Hohlmeier hinzu.
In seiner Dankesrede für die Ehrung mit der Carl-Orff-Medaille forderte Heribert Thallmair, in das Recht auf Bildung auch die musikalische Bildung mit einzubeziehen. „Bayern mit seinen Gemeinden und Städten wäre ohne die öffentlichen Einrichtungen der Sing- und Musikschulen um vieles ärmer.“ Es müsse eine der ersten Aufgaben des Staates sein, lebendiges Musizieren zu fördern. „Gerade in Zeiten des gesellschaftlichen Wandels, müssen Sing- und Musikschulen für Kinder und Jugendliche da sein“, bekräftigte Thallmair.