Öffentliche Musikschulen sind moderne Bildungseinrichtungen. Ihr Unterricht folgt bayernweit einem musikpädagogisch wohlstrukturierten Bildungskonzept, das seit 1984 in der Bayerischen Sing- und Musikschulordnung verankert ist. Dabei nehmen die Musikschulen verstärkt den gesellschaftlichen Auftrag der Inklusion an und stellen sich den soziokulturellen Veränderungen. Als verlässlicher Partner in der kommunalen Bildungslandschaft sind sie bereits seit Jahrzehnten etabliert.
Die Bayerischen Bildungsleitlinien (BayBL)
Die Sing- und Musikschulen Bayerns wollen ihre Anstrengungen intensivieren und bilden gemeinsam mit den jeweils beteiligten Bildungspartnern „lernende Gemeinschaften, die eine neue Kommunikations-, Kooperations- und Lernkultur mit Leben füllen und nach außen tragen“, wie es die Bayerischen Bildungsleitlinien fordern. Eine Fachkommission des Bayerischen Sozialministeriums und des Bayerischen Kultusministeriums, der auch Wolfgang Greth, Geschäftsführer und Leiter der Beratungsstelle des Verbandes Bayerischer Sing- und Musikschulen e. V. in seiner Funktion als Präsidiumsmitglied des Bayerischen Musikrats angehörte, erarbeitete im letzten Jahr die „Bayerischen Leitlinien für die Bildung und Erziehung von Kindern bis zum Ende der Grundschulzeit – Gemeinsam Verantwortung tragen“.
Diese Leitlinien sind unter anderem ein verbindlicher „Orientierungs- und Bezugsrahmen für alle außerfamiliären Bildungsorte“ und haben dabei „empfehlenden Charakter für Heilpädagogische Tagesstätten und sonstige Bildungseinrichtungen (z.B. Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit, Musik- und Kunstschulen, professionelle Kultureinrichtungen, Fachdienste)“.
Besonders intensiv gehen die Bayerischen Bildungsleitlinien auf das Thema „Inklusion“ ein und definieren dieses als „gesellschafts-, sozial- und bildungspolitische Leitidee, die in internationalen Übereinkünften, in nationalem Recht sowie in pädagogischen Theorien und Konzepten konkretisiert worden ist“. Inklusion ziele, so die Bildungsleitlinien, auf eine Lebenswelt ohne Ausgrenzung: „Im Mittelpunkt steht die Anerkennung von Unterschiedlichkeit zwischen Menschen auf der Basis elementarer Gleichheit“ und so ist es „Aufgabe [auch der Musik-] Pädagogen und Pädagoginnen […], diese Haltung modellhaft vorzuleben und den vorurteilsfreien Austausch […] zu ermöglichen und gezielt zu fördern“.
Erfolgreiche Kooperation mit öffentlichen Musikschulen
Gerade im Bereich der Inklusion ist das „multiprofessionelle Zusammenwirken zwischen Bildungseinrichtungen unabdingbar“. Wie erfolgreich eine solche Zusammenarbeit sein kann, zeigt sich eindrucksvoll an der Kooperation zwischen der Musikschule Fürth e. V. und der Förderschule „geistige Entwicklung“ der Lebenshilfe Fürth; beide Bildungsorte arbeiten bereits seit Jahrzehnten eng zusammen: Unterrichtskooperationen und gemeinsame Konzertreisen haben sich zu unverzichtbaren Elementen für diese Institutionen entwickelt.
Besondere Intensität erlangte die Zusammenarbeit 2009 mit der Einführung des an der Musikschule Fürth entwickelten und durchgeführten Projektes „Berufung Musiker“, in dessen Rahmen junge Menschen mit Behinderung musikalische Bildung genießen: Acht Mitarbeiter der Lebenshilfe Werkstatt Dambach besuchen zwei Jahre lang an drei Vormittagen pro Woche ihren „Außenarbeitsplatz“ Musikschule. Dort erlernen sie ein Instrument und musizieren gemeinsam in einer Band. Zusätzlich zu den Bandproben und den Einzelstunden auf ihren Instrumenten erhalten die Musiker Unterricht in Rhythmik, Notenlehre, Harmonielehre, Musik und Bewegung.
Die Früchte dieser beispielhaften Kooperation waren am 30. November 2012 im Bayerischen Landtag zu bestaunen. Auf Einladung von Barbara Stamm, Präsidentin des Bayerischen Landtags und Vorsitzende der Lebenshilfe Bayern, gab das Ensemble „Vollgas Connected“ der Musikschule Fürth e. V. ein Konzert im Senatssaal des Bayerischen Landtags. Anlass war das 50-jährige Bestehen der Lebenshilfe Bayern.
Musikschulkongress 2013 in Bamberg
Wie solch ein Erfolg erarbeitet werden kann, ist auch Thema beim diesjährigen Musikschulkongress des Verbandes deutscher Musikschulen e. V., der vom 26. bis 28. April 2013 in Bamberg stattfindet. Dort wird unter anderem Robert Wagner, Leiter der Musikschule Fürth e. V., am Freitag, 26. April 2013, eine Arbeitsgruppe zum Thema: „Unterricht in heterogenen Kleingruppen“ leiten und sich dabei anhand anspruchsvoller Praxisbeispiele dem gemeinsamen Musizieren in heterogenen Lerngruppen widmen.
Nähere Informationen zum Musikschulkongress finden Sie unter: www.musikschulen.de
Weitere Infos zu den Bayerischen Leitlinien
Wer sich näher mit den „Bayerischen Leitlinien für die Bildung und Erziehung von Kindern bis zum Ende der Grundschulzeit – Gemeinsam Verantwortung tragen“ auseinandersetzen will, kann diese unter www.stmas.bayern.de kostenlos bestellen oder als PDF herunterladen.