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Die Konzertbesetzung des Landes-Jugendjazzorchesters Bayern. Foto: LJJB
Die Konzertbesetzung des Landes-Jugendjazzorchesters Bayern. Foto: LJJB
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Eine kaum zu bewältigende Flut an Interessenten

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Das Landes-Jugendjazzorchester Bayern feiert seinen 25. Geburtstag
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„In allen Programmen der nationalen und internationalen Jazzfestivals liest man die Namen der aktiven und ehemaligen Mitglieder und Dozenten unseres Orchesters“, freut sich Willi Staud, organisatorischer Leiter des Landes-Jugendjazzorchesters Bayern (LJJB). In diesem Jahr feiert das Orchester des Jazznachwuchses in der Trägerschaft des Verbandes Bayerischer Sing- und Musikschulen (VBSM) sein 25-jähriges Jubiläum.

Das LJJB, das anfangs aus einem Konzertorchester bestand, ist heute ein musikpädagogisches „Unternehmen“ mit jährlich vier einwöchigen Arbeitstreffen, die an verschiedenen Orten in Bayern stattfinden. Neben einer Konzertbesetzung werden zwei weitere Bigband-Besetzungen, bis zu vier Rhythmusgruppen und ein Gesangsensemble ausgebildet. Workshops, Kompositions-, Arrangement- und Improvisationskurse sind feste Bestandteile der musikpädagogischen Arbeit. Aktuell sind rund 400 junge Leute im LJJB aktiv. 

Viele bekannte professionelle Jazzmusiker oder Dozenten in den Jazzabteilungen der Musikhochschulen haben ihren musikalischen Weg im LJJB begonnen. Einige Ehemalige gingen als Stipendiaten zum Jazzstudium nach New York, und eine besondere Nachricht zum Jubiläumsjahr ist die Verleihung des „Echo Jazz 2012“ an die ehemaligen Orchestermitglieder Christian Elsässer (Piano) und Max Frankl (Gitarre).

Seit vielen Jahren kümmert sich der künstlerische Leiter, Harald Rüschenbaum, gemeinsam mit einem festen Dozententeam erfolgreich um die Umsetzung des orchestereigenen musikpädagogischen Konzepts. Meist kommt es ganz ohne Noten aus und setzt auf die Wahrnehmung, das Zuhören und Miteinanderspielen. Die Mitglieder können sich mit der gesamten Bandbreite der Bigband-/Jazzliteratur auseinandersetzen. „Die jungen Musiker sollen nicht nur ihre musikalischen Kenntnisse, sondern ihre ganze Persönlichkeit kreativ weiterentwickeln“, erklärt Staud. Daher lege man viel Wert auf Komposition, Arrangement und Improvisation und fördere die Mitglieder individuell. Die Konzertbesetzung gibt im Jahr bis zu 20 Konzerte, musiziert in Gemeinschaftsprojekten mit Musikern anderer Stilrichtungen, geht zudem auf Konzerttouren und spielt Film- und  Tonproduktionen ein. Mittlerweile gibt es fünf CDs, die die herausragende Qualität der musikpädagogischen Arbeit dokumentieren.

Zusammenarbeit mit Schulen

„Das Orchester tritt nicht in Konkurrenz zu Bigbands oder Jazzorchestern allgemein bildender Schulen“, sagt Willi Staud. Im Gegenteil will es die musikalische Unterrichtsarbeit an Schulen unterstützen und mit „dem, was der Jazz vermag“ ergänzen. Das LJJB sucht regelmäßig den Kontakt zu Schülern und Lehrkräften. Aus diesem Grund finden auch während der Arbeitstreffen Schulkonzerte und -workshops statt. Der Workshop „Know-how für Big Band Leiter“ wurde 2011 vom Kultusministerium als Lehrerfortbildungsmaßnahme anerkannt und erfreut sich großer Beliebtheit. Gemeinsam mit dem Bayerischen Jazzinstitut und der Landesarbeitsgemeinschaft Jazz an Schulen werden neue Konzepte entwickelt, wie zum Beispiel das Projekt „Wir gründen eine Schulband“ an Grundschulen.

Jugendfördermaßnahmen

Einfluss auf die Nachwuchsarbeit nimmt das LJJB auch durch die Koordination der Fördermaßnahmen „Jugend jazzt“. Hierzu gehören die Einsteigerkurse „Jazz Juniors“, „Combo Kicks“ und „Jazz Vocal“. Über diesen Einstieg finden viele junge Musiker im Alter von 10 bis 15 Jahren den Weg zur Jazzmusik. An den Fördermaßnahmen nehmen jährlich rund 300 Schüler und Studenten teil. Der Landeswettbewerb „Jugend jazzt“ zieht zusätzlich bis zu 500 junge Musiker pro Jahr an den Austragungsort in die Bayerische Musikakademie Marktoberdorf. An erster Stelle steht beim Wettbewerb, der im zweijährigen Wechsel für Jazzorchester oder Ensemble und Solo stattfindet, der Begegnungscharakter, der sich in der gemeinsamen Gestaltung von Konzerten, Sessions und Workshops zeigt. Außerdem erhält jeder Teilnehmer die Gelegenheit zu einem ausführlichen Gespräch mit den Juroren. Statt Preisgelder gibt es wertvolle Fördermaßnahmen wie Kurse, Unterricht, Tonproduktionen und Konzertauftritte zu gewinnen. Eine anerkannte Fachjury benennt den jeweiligen Vertreter Bayerns für den darauf folgenden Bundeswettbewerb. Dank der intensiven Vorbereitung bei den Fördermaßnahmen und der Möglichkeit, sich im Wettbewerb mit anderen zu vergleichen, können die talentierten Musiker ab 16 Jahren über ein Vorspiel Mitglied des Orchesters werden. 

Der gute Ruf

Es ist vor allem der engen Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Jazzinstitut und dem ständigen Ausbau des „Jugend jazzt“-Netzwerks zu verdanken, dass der Aufbau einer durchgängigen Ausbildungsschiene für Jazz begeisterte Musiker von 10 bis 25 Jahren nach dem orchestereigenen musikpädagogischen Konzept mit den drei Säulen Landeswettbewerb und Fördermaßnahmen „Jugend jazzt“ sowie Landes-Jugendjazzorchester Bayern gelingen konnte.

Das LJJB wurde 1987 in Regensburg vom damaligen Musikschulleiter Richard Wiedamann gegründet und ist seither in der Trägerschaft des VBSM. Die Geschäftsstelle des LJJB wechselte 1998 in die Musikakademie Marktoberdorf, von wo aus das Jazzorchester bis heute die musikpädagogische Ausrichtung der Jazzförderung garantiert. Finanzielle Unterstützung erhält das LJJB vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, dem Kulturfonds Bayern, den bayerischen Bezirken, der Stadt Marktoberdorf, dem Deutschen Musikrat und privaten Förderern.

„Kaum zu bewältigen ist die Flut der Interessenten“, bilanziert Willi Staud. Durch den guten Ruf drängten zunehmend Studenten aus den Jazzabteilungen der bayerischen Musikhochschulen, aus privaten Instituten und aus den europäischen Jazzausbildungszentren in das LJJB. Die jungen bayerischen Jazzer sind mit rund einem Viertel im „BundesJazzOrchester“ vertreten. 

Highlights im Jubiläumsjahr

Im Jubiläumsjahr hat das LJJB viele Highlights bayernweit zu bieten: Mit der Aufführung des „Requiem für Chor und Big Band“ von Steve Gray wird das Orchester an den 2011 verstorbenen Gründer Richard Wiedamann erinnern. Mit Spannung erwartet wird die Tanztheater- und Jazz-Big Band-Produktion „Cafehaus“, zusammen mit dem Kari-Dance-Ensemble, die in Kempten, Nürnberg und Regensburg aufgeführt wird. Wie jedes Jahr nimmt das LJJB auch 2012 wieder beim „Bayerischen Jazzweekend“ in Regensburg teil. Für die Sing- und Musikschulen wird das LJJB am 18. Oktober beim Bayerischen Musikschultag in Coburg zu hören sein, und das Abschlusskonzert des Jubiläumsjahres findet beim Landeswettbewerb „Jugend jazzt“ Anfang Dezember in Marktoberdorf statt.

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