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Festredner fordern mehr musische Bildung

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Hirnforscher, Kommunal- und Landespolitiker beim Bayerischen Musikschultag in Bad Tölz
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Weit über 2.000 Besucher hat der diesjährige 32. Bayerische Musikschultag in Bad Tölz angezogen. In verschiedenen Veranstaltungen und Konzerten mit insgesamt 500 Musikern wurde die hochwertige Bildungsarbeit der Musikschulen vorgestellt. Gastgeber waren der Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen, die Stadt Bad Tölz und die Sing- und Musikschule, die zugleich ihr 50-jähriges Jubiläum feierte.

Rund 250 Gäste hatten sich zum Festakt im Tölzer Kurhaus eingefunden: Stadträte, Musikschulleiter, Lehrkräfte, Eltern-Vertreter, Staatsvertreter und Kommunalpolitiker. Josef Janker, Bürgermeister der Stadt Bad Tölz, Landrat Josef Niedermaier sowie Hanns Dorfner, Präsident des Musikschulverbandes, begrüßten die Gäste, darunter die Landtagsabgeordneten Martin Bachhuber (CSU), Markus Rinderspacher (SPD) und Thomas Gehring (Grüne).

Welche wichtige Rolle die musikalische Bildung in der Entwicklung junger Menschen und im Leben spielt, daran ließen die Redner im Festakt keinen Zweifel. Professor Ernst Pöppel, Hirnforscher und Humanwissenschaftlicher der Universität München, erklärte in seinem Vortrag „Ein anderer Ton“, warum Musizieren im Kinder- und Jugendalter fit macht fürs Leben. In einer Studie in Zusammenarbeit mit der Musikschule der Hofer Symphoniker verglichen Gehirnforscher Jugendliche, die seit zehn Jahren Musikunterricht haben, und solche, die keinen haben. Um die laut Pöppel „eindrucksvollen Ergebnisse“ begreifbar zu machen, erklärte der Wissenschaftler die Strukturen des menschlichen Gehirns. Jedes Kind habe von Geburt an über 100 Milliarden Nervenzellen.

Besonders während der ersten 10 bis 20 Lebensjahre werde das Gehirn durch persönliche Erfahrungen entwickelt. „Das, was wir tun, formt die Struktur“, sagte Pöppel. „Ethische Werte werden in der Frühphase eines Menschen entwickelt.“ Das Gehirn sei wie ein Muskel, den man trainieren müsse. Für die Hofer Studie wurden die Jugendlichen unter anderem in Hirnscannern untersucht. Die Ergebnisse: „Durch das aktive Auseinandersetzen mit Musik werden neuronale Prozesse stabilisiert“, sagte Pöppel. Im Klartext: Die Jugendlichen sind im Alltag aufmerksamer und haben ein besseres Konzentrationsvermögen. Außerdem haben die Schüler eine höhere soziale Kompetenz, weil sie besser mit Emotionen wie Freude, Trauer und Angst umgehen können. Die Studie habe belegt, „dass tatsächlich so etwas wie eine stärkere Ich-Identität gefördert wird durch intensiven Musikunterricht“, fasste Pöppel zusammen.

An musikalischer Ausbildung soll nicht gespart werden
Flächendeckend soll in ganz Bayern das Netz der Musikschulen immer weiter ausgebaut werden. Auch Finanzstaatssekretär Franz Pschierer – der Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch vertrat – schätzt die Arbeit der Musikschulen sehr: „Was die Musikschulen im Freistaat Bayern leisten, ist gar nicaht hoch genug zu würdigen. Das können die Schulen alleine nicht leisten, wir sind auf unsere Musikschulen angewiesen.“ Jährlich mache der Freistaat Bayern 14 Millionen Euro für die Förderung an seinen Musikschulen locker. Kulturelle Bildung von Jugendlichen müsse jedoch die ganze Gesellschaft tragen. Trotz Krisenzeit solle nicht an der Bildung gespart werden: „Musikalische Ausbildung ist auch ein Bildungsangebot. Übrigens dürfen wir nie vergessen, dass diese Kinder im Musikunterricht ja noch ganz andere Dinge lernen. Da geht es um mehr als um Musik.“ So fördere sie beispielsweise Integration, Freundschaft und Disziplin.

„Wer Musikschulen fördert, der bringt das Land voran“, lautete der politische Appell von Wilhelm Lehr, Vizepräsident des Bayerischen Musikrats. Musikschulverbands-Präsident Hanns Dorfner erinnerte die Politiker daran, dass Bildung trotz Sparens oben angesiedelt werden sollte. „Wir müssen gemeinsam Voraussetzungen schaffen, dass junge Menschen musische Bildung erhalten.“ Dafür sollten die kommunalen Spitzenverbände zusammenstehen und dieses Anliegen verstärkt den Abgeordneten im Landtag vermitteln.

Viel Beifall erhielten die Solisten und Ensembles der Sing- und Musikschule Bad Tölz, die den Festakt musikalisch umrahmten. Die „Reischbeira Kinder und die Sieben Isarkiesel“ erteilten den politischen Ehrengästen mit lustigen Gstanzl einen amüsanten Seitenhieb: „Himmlischer Vater, schau oba auf d’Welt, für d’Musikschul hod Regierung koa Geld.“

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