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Freiwillig bedeutet keineswegs verzichtbar

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Deutliche Worte beim Bayerischen Musikschultag in Aschaffenburg
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Mehrere hundert Besucher haben beim 33. Bayerischen Musikschultag vom 14. bis 16. Oktober in Aschaffenburg teilgenommen. In verschiedenen Veranstaltungen und Konzerten mit über 200 Kindern und Jugendlichen wurde die wertvolle Bildungsarbeit der Musikschulen vorgestellt. Gastgeber waren die Städtische Musikschule Aschaffenburg und der Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen. Im Festakt zur Eröffnung des Musikschultags im vollbesetzten Ridingersaal des Aschaffenburger Schlosses ließen die Redner keinen Zweifel daran, welche wichtige Rolle die musikalische Bildung in der Entwicklung junger Menschen spielt, und verwiesen auf den gesellschaftlichen Aspekt von Musik. Kultusstaatssekretär Dr. Marcel Huber: „Die Musikschulen sind gemeinsam mit den Kindergärten und Schulen die Garanten für die musikalische Erziehung unserer Kinder.“ Mit ihrem Beitrag zur Wertebildung leisteten sie wertvolle Arbeit für die Gesellschaft und seien aus der Reihe der pädagogischen Einrichtungen längst nicht mehr wegzudenken, so Huber.

Das Motto des Musikschultags „Wertevermittlung an Musikschulen“ haben Musikpädagogen und Bildungsexperten in einer Podiumsveranstaltung zur Frage „Was ist guter Musikschulunterricht?“ diskutiert. Dabei geriet das Thema angesichts des drohenden kommunalen und staatlichen Sparkurses schnell in den Hintergrund. Dr. Manfred Riederle, Schulreferent beim Bayerischen Städtetag, fand deutliche Worte für die immateriellen Bekenntnisse der Staatspolitiker: hehre Worte, wenige Taten. Der angestrebte staatliche Finanzierungsanteil von 25 Prozent sei nach vielen Jahren noch immer nicht erreicht, so Riederle. Dabei zeigten sich die Podiumsteilnehmer durchaus selbstkritisch, indem sie vielerorts mangelnde Lobbyarbeit und fehlende Kommunikationsstrategien einräumten. Es braucht eine gezielte Ansprache der Kommunalpolitiker und das selbstbewusste Werben für die eigene Bildungseinrichtung auf dem örtlichen Freizeitmarkt. Gleichzeitig jedoch verwiesen die Diskutanten auch auf fehlende Rahmenbedingungen für eine bildungspolitische Arbeit, die über Kooperationen mit Kindergärten und Schulen den Freistaat in dessen Schulpolitik entlastet und dennoch nicht als solche gewürdigt wird: „Ich kenne keinen Fußballtrainer, der den Rasen selbst mähen muss“, brachte Jörg Farbig, Lehrer an der Städtischen Musikschule Aschaffenburg, einen drastischen Vergleich zu den Rahmenbedingungen seiner Projektarbeit als Musikschullehrer an einer allgemein bildenden Schule. Für geeignete Schulräume zum Singen und Musizieren im Klassenverband und ein eigenes Gebäude für die Musikschule plädierte auch Professor Reinhart von Gutzeit, Rektor des Mozarteums Salzburg: „Musikschulen brauchen eigene Häuser, wo sie spürbar werden und ihr Profil in der Kommune zeigen können.“

Wichtige Säule der kulturellen Bildung

Als „Zentren in der kommunalen Bildungslandschaft“ würden die Musikschulen zwar von allen Seiten gelobt, so der gemeinsame Kanon der Teilnehmer. Das dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Spardruck der Städte und Gemeinden sehr schnell jene treffen könne, die in den kommunalen Haushalten als „freiwillige Leistungen“ verzeichnet sind. Warum die Musikschulen aus kommunaler Sicht unter diesem Titel geführt werden, beschäftigte viele Teilnehmer des Musikschultags – schließlich werde beständig auf den hohen Wert der Musikschulen innerhalb der Gesellschaft verwiesen. Einen geschärften Blick darauf gab Dr. Dieter Rossmeissl, Vorsitzender des Kulturausschusses beim Bayerischen Städtetag, den Mitgliedern des Musikschulverbands. Grundlage seiner Ausführungen war das von den drei kommunalen Spitzenverbänden Deutscher Städtetag, Deutscher Landkreistag, deutscher Städte- und Gemeindebund beschlossene und richtungsweisende Papier „Die Musikschule – Leitlinien und Hinweise“. In diesem definieren die Städte und Gemeinden die Musikschule als „Bildungseinrichtung“. Somit sei die öffentliche Musikschule als „bildungspolitisches Muss“ zu begreifen. Eine „freiwillige Leistung“ bedeute keineswegs verzichtbar zu sein, so Rossmeissl. Die Musikschule sei eine wichtige Säule der kulturellen Bildung. Ohne diese wäre das Menschenrecht auf Bildung nicht vollständig: „Bildung ist ohne kulturelle Bildung nicht definierbar.“ Beim Bayerischen Musikschultag dokumentierten vor allem die jungen Musiker selbst den gesellschaftlichen Stellenwert der Musik für Kultur und Alltag. Schüler aus fränkischen Musikschulen gestalteten einen beeindruckenden Konzertabend mit Kammermusik. Dabei waren Ensembles und Solisten der Kreismusikschule Bamberg, der Städtischen Musikschule Bamberg, des Zweckverbands Musikschule Schweinfurt, der Musikschule der Hofer Symphoniker, der Musikschule Nürnberg, der Musikschule der Stadt Selb, der Sing- und Musikschule der Gemeinde Veitshöchheim sowie der Städtischen Musikschule Aschaffenburg zu hören und musikalisch zu genießen. Unter dem Titel „Musik in der Stadt“ präsentierten sich die Musikschulen aus Würzburg und Schweinfurt auf öffentlichen Plätzen im Jazz- und Bigband-Sound.

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