„Inklusion lässt sich nicht koordinieren – sie ist, wie sie ist“, merkte Musikschulleiter Robert Wagner in seiner Moderation des großen Abschlusskonzertes des 6. Fürther Inklusiven Soundfestivals an. Und was die Musikerinnen und Musiker an diesem fast vierstündigen Konzertabend zeigten, war in der Tat, wie es war: einfach begeisternd.
Im ersten Konzertteil wurden die leiseren Töne von „All Saits bereit“ aus Lindenberg den volksmusikalisch inspirierten, fetzigen Klängen von „Mundwerk“ aus Bruck a.d. Mur gegenübergestellt. Bereits da hielt es manch jungen Zuhörer nicht mehr auf dem Sitz. Auch die Stimmung der Mitarbeiter und der gerade nicht aktiven Teilnehmer im hinteren Bereich des ausverkauften Saales des Kulturforums Fürth stieg minütlich, obwohl doch alle hätten rechtschaffen müde sein dürfen – nach zwei intensiven Festivaltagen in Fürth. Am Freitagabend hatten bereits „Alle Neune“ aus Fürth, „Studio D“ aus Rückersdorf, der „Heidelberger Beschwerdechor“, „Mundwerk“ aus Österreich und „Piano Plus“ aus Dortmund ihre Musik zum Besten gegeben und auch am Samstagmittag traten einige dieser Formationen beim „Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung“ auf der Dr.-Konrad-Adenauer-Anlage in Erscheinung.
Ergänzt durch die Fürther Gruppen „Patchwork“, den „Hallemann-Chor“, die Tanzgruppe „Step by Step“, NIA aus Dortmund und die „Fürther Sambistas“ wurde hier bei allerbestem Sonnenschein musiziert, was das Zeug hielt und das wahrhaft bunte Zuhörervölkchen war zu Recht hingerissen. Denn das vom VBSM unterstützte Fürther Inklusive Soundfestival „wirbt für eine selbstverständliche Teilhabe aller Menschen am kulturellen Leben der Gesellschaft und beantwortet die Frage in was für einer Gesellschaft wollen wir leben? beispielgebend auf musikalischer Ebene“. Und genau dies gelingt dem Team um Robert Wagner auf hervorragende Weise.
In Fürth ist bereits selbstverständlich, wovon manch andere Musikschule noch träumt oder wo man sich trotz „Potsdamer Erklärung“ vor unüberwindbaren Hürden wähnt: „Alle Angebote sind offen für Menschen mit und ohne Behinderung – wir beraten Sie gerne!“ prangt auf der Website der Fürther Musikschule. Die Hürden (vor allem die im Kopf) hat diese längst beseitigt und zeigt beispielhaft, wie eine Musikschulfamilie Raum für alle bieten kann, die Musik machen möchten – egal welchen Alters, welcher Hautfarbe, Religion oder körperlich-geistigen Verfassung. Um diesen Geist auch in andere Musikschulen zu tragen, ließen sich parallel 12 Musikschullehrkräfte von Otto Kondzialka in einer Band-Fortbildung des VBSM schulen: Das Wichtigste ist das Hinhören! Wo liegen die Stärken der verschiedenen Könnensstufen und wie setze ich jeden einzelnen Musiker in der Band so ein, dass er sich gesehen und gehört fühlt? Hier gab es für alle viel zu entdecken!
Zurück zum Konzert: nach der Pause übergab die Fürther Band „Vollgas Connected“ am Samstagabend an die Münchner Weltmusiker „Quadro Nuevo“. Absolutes Highlight des Abends war zu vorgerückter Stunde die Fusion dieser beiden Bands, die mit einer unglaublichen Spielfreude aller Beteiligten die Halle „rockten“. Ohne zwei Zugaben ließ das Publikum die Musikerinnen und Musiker nicht von der Bühne – zu Recht! Diese Musikerfreundschaft auf Augenhöhe zwischen Laien und Profis zeigt, wie unsere Gesellschaft aussehen könnte. Profi-Weltmusiker Andreas Hinterseher hat dies treffend zusammengefasst: „Es ist phänomenal, was auch Menschen mit Einschränkungen zu leisten im Stande sind, wenn sie die Chance dazu bekommen! Danke, dass wir dabei sein und mit Euch zusammen musizieren durften!“