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Matthias Pannes erhält die Carl-Orff-Medaille des VBSM: (v. li) Staatssekretär Bernd Sibler, Klaus Hatting, Matthias Pannes, Landrat Martin Bayerstorfer. Foto: VBSM
Matthias Pannes erhält die Carl-Orff-Medaille des VBSM: (v. li) Staatssekretär Bernd Sibler, Klaus Hatting, Matthias Pannes, Landrat Martin Bayerstorfer. Foto: VBSM
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„Mein Gott, ist das schön!“

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Der 37. Bayerische Musikschultag vom 23. bis 25. Oktober 2014 in Memmingen
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„Mein Gott, ist das schön!“ Mit diesen Worten begann MdL Bernd Sibler, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst in seiner Festrede zum Festakt des 37. Bayerischen Musikschultages 2014 in Memmingen. Zahlreiche geladene Gäste aus Politik und Medien, aus den Partnerverbänden und den öffentlichen Musikschulen waren zu dieser Feierstunde gekommen und genossen den festlichen Rahmen, den der Kreuzherrnsaal im Memmingen bot.

Besonders konnten sich die anwesenden Vertreter der Bayerischen Sing- und Musikschulen freuen, denn Staatssekretär Sibler kam nicht mit leeren Händen: Mit dabei hatte er die Zusage, in den Haushaltsjahren 2015 und 2016 die Lehrpersonalausgabenförderung der öffentlichen Musikschulen mit zusätzlich jeweils 500.000 Euro auszustatten und die Ankündigung, dass der Freistaat im gleichen Zeitraum mit jeweils 250.000 Euro erstmalig in die Förderung von Kooperationen der Sing- und Musikschulen mit allgemein bildenden Schulen und Kindertageseinrichtungen investiert. Die CSU-Fraktion habe dies bereits beschlossen, die Abstimmung im Bayerischen Landtag stehe noch aus, so Sibler.

„Das Miteinander, das Füreinander, das ‚Für ein Leben mit Musik‘“

Im Festakt des Bayerischen Musikschultages wird traditionell die Carl-Orff-Medaille des Verbandes Bayerischer Sing- und Musikschulen e.V. (VBSM) verliehen. Die Medaille ist die höchste Auszeichnung des VBSM. Mit ihr werden seit 1980 Personen und Institutionen geehrt, die sich in hervorragender Weise um die Sing- und Musikschulen in Bayern verdient gemacht haben. In diesem Jahr wurde damit Matthias Pannes, Geschäftsführer des Verbandes deutscher Musikschulen e.V., ausgezeichnet.

In seiner Laudatio ging Landrat Martin Bayerstorfer, Präsident des Verbandes Bayerischer Sing- und Musikschulen e.V. auf die Veränderungen der Rahmenbedingungen, die Herausforderungen der öffentlichen Musikschulen und die besonderen Leistungen des diesjährigen Carl-Orff-Medaillenträgers ein und fragte die zahlreich anwesenden Festgäste: „Wie sind die heutigen Möglichkeiten, Kinder, Jugendliche wie auch Erwachsene an die Musikschule zu binden? Wie hat sich dies in den vergangenen Jahren verändert? Stichwort: Kooperationen, Stichwort: Dritter Lebensabschnitt? Wie müssen wir darauf reagieren? Das in der diesjährigen VdM-Bundesversammlung verabschiedete Positionspapier zur Inklusion ist konkreter Anknüpfungspunkt. Unsere Schüler sind es, denen wir unter dem Inklusionsgedanken einen Freiraum verschaffen müssen, damit auch unter schulischen Veränderungsszenarien Platz und Gestaltungsraum für musische Bildung bleibt.

Das Ziel einer inklusiven Musikschule ist nach der Potsdamer Erklärung eine ‚Musikschule für alle‘, die als Zielgruppen Menschen mit Behinderung, Menschen mit Migrationshintergrund sowie Erwachsene und Senioren mit jeweils spezifischen Bedürfnissen bis hin zu Hochbegabten in den Blick nimmt. Trotz G8 und Ganztagsschule soll die Musikschule auch weiterhin für alle Kinder und Jugendliche ansprechbar und erreichbar sein. Inklusives Denken und Handeln, als gemeinsame Haltung, sind die Grundlage dafür, die Individualität aller Menschen wertzuschätzen, dem Einzelnen respektvoll zu begegnen, seine Menschenwürde zu achten, ihm Vertrauen zu schenken, ihm etwas zuzutrauen und zwischenmenschlich Mehrwert zu gewinnen.

Die Bayerische Sing- und Musikschulverordnung ist Garant für gelingende Inklusion, da sie Wertschätzung der Mitarbeiter und Qualität des Unterrichts zum Beispiel durch verlässliche Strukturen fordert und ermöglicht. Die Bayerischen Bildungsleitlinien formulieren Vorgaben zur Umsetzung der Inklusion. Die konkrete Umsetzung muss nicht täglich von Jedem neu erfunden werden, hierfür haben wir den Landes- und den Bundesverband. Nein, wir müssen gemeinsam mit den politisch Verantwortlichen der Länder die Aufgabe lösen, die Rahmenbedingungen an den Schulen mit den Zielsetzungen öffentlicher Musikschularbeit in Einklang zu bringen.“

Präsident Martin Bayerstorfer führte weiter aus: „‚Wo Musikschule drauf steht, muss auch Musikschule drin sein!‘ – dieses Motto des Verbandes Bayerischer Sing- und Musikschulen ist uns Auftrag und Verpflichtung zugleich. Der VdM-Strukturplan, die ‚Hinweise und Leitlinien der kommunalen Spitzenverbände‘ und das KGSt-Gutachten setzen uns dabei die Rahmenbedingungen. Sieht man sich diese Rahmenbedingungen an, so kommt unweigerlich ein Mensch ins Spiel, der maßgeblich an der Erstellung beziehungsweise Überarbeitung dieser Papiere beteiligt war: Matthias Pannes, unser heutiger Ehrengast. Und gleich würde er sich erheben in seiner uns allen bekannten Bescheidenheit und sagen: ‚Ich habe das nicht zu verantworten, ich war – neben vielen Anderen – doch nur daran beteiligt.‘“

„Matthias Pannes jedoch war es“, so Bayerstorfer, „der getreu dem Motto ‚nicht übereinander, sondern miteinander sprechen‘, in kürzester Zeit die damals separat agierenden Landesverbände der Musikschulen wieder mit dem politisch hoch anerkannten Bundesverband vernetzte. Sondieren, ausloten, gemeinsame Wege erkennen. Dieser Weg, der Kommunikationsprozesse vor Strukturen setzt, führte neben vielem anderen zur Einrichtung von Südkonferenzen der Landesverbände, wie auch zu einer weiteren Sitzung des um die Vorsitzenden der Landesverbände erweiterten Bundesvorstands.“

Präsident Bayerstorfer verwies hierbei auf das 2010 „von der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt) in Angriff genommene völlig erneuerte Organisationsgutachten, das den Aufbau, die Organisation und die Prozesse in Musikschulen beschreibt. Dieses war nach dem VdM-Strukturplan und den ‚Hinweisen und Leitlinien der drei bundesweiten kommunalen Spitzenverbände‘“, so Bayerstorfer, „ein weiterer Schritt der Synchronisierung der Außensicht auf die Musikschulen mit unserem eigenen Selbstverständnis.“

Das Gutachten der anerkannten Referenz- und Servicestelle der Mitgliedskommunen definiert die gemeinsame Haltung der Auftraggeber zu ihrer Musikschule, übereinstimmend mit dem VdM-Strukturplan und dem Positionspapier der kommunalen Spitzenverbände. Matthias Pannes sorgte mit seiner Vernetzung und seinem Engagement in dem von ihm vorgeschlagenen Gutachterausschuss gemeinsam unter anderem mit dem langjährigen VBSM-Geschäftsführer Werner Mayer und unserem Vorstandsmitglied Burkard Fleckenstein dafür, dass das 2012 veröffentlichte Gutachten auch den Ansprüchen der Bayerischen Sing- und Musikschulverordnung entspricht und damit Maßstäbe für ganz Deutschland setzt.“

Schließlich wandte sich der Präsident des VBSM direkt an den Bundesgeschäftsführer: „Sehr geehrter Herr Pannes, Sie haben sich in herausragender Weise um die musikalische Erziehung, um das musikalische Leben, um die musikalische Jugend und um Musizieren auf hohem Niveau verdient gemacht. Sie haben mit Ihrem pflichtbewussten wie freudvollen Wirken das Sing- und Musikschulwesen in Bayern in hohem Maße bereichert. Hierfür sprechen wir Ihnen unseren tief empfundenen Dank aus.“

„Was hiermit ausgezeichnet wird, ist eigentlich die Idee, die uns alle trägt“, entgegnete der geehrte Matthias Pannes, „Das Miteinander, das Füreinander, das ‚Für ein Leben mit Musik‘ und für musikalische Bildung“. Er schlug den Bogen zum Ausgangspunkt, dem Ziel, Rahmenbedingung zu schaffen, die eine erfolgreiche und nachhaltige Musikschularbeit erst ermöglichen und rief auf, sich hierfür kontinuierlich einzusetzen und „weiter dafür zu streiten“. „Denn“, so Pannes, „wir müssen uns für immer neue Herausforderungen ausrichten und auf sie zugehen.“

Genau diese Grundlagen sind es, die eine qualitätvolle musikalische Bildung in den öffentlichen Musikschulen ermöglichen. OStD a.D. Wilhelm Lehr, Vizepräsident des Bayerischer Musikrats, betonte in seinem Grußwort: „Alle Verantwortlichen für Bildung und alle Nutzer der Musikschulen wissen genau, dass Musikschulen ein Markenzeichen sind […]. Diese Marke ‚Musikschule‘ ist ein Qualitätsmerkmal, welches stets gepflegt werden muss. Dessen Werte müssen bewusst gewahrt werden und die Qualität muss das Kriterium einer Weiterentwicklung sein. Vergessen wir nie“, so Lehr, „dass Musikschulen eine Marke sind – eine Qualitätsmarke – auch nicht bei Gedankenspielen und Verhandlungen zu Freihandelsabkommen. […] Hier müssen wir wachsam sein. Vergessen wir nicht, welche Bedeutung die Musik und vor allem das ‚Leben mit Musik‘ hat.“

Ist der VdM-Strukturplan noch zeitgemäß? – öffentliche Musikschulen unter veränderten Rahmenbedingungen
Der Bayerische Musikschultag ist neben viel Musik Plattform für den intensiven Austausch. Besonders angeregt diskutierten die Teilnehmer des Forums für Musikschulleiter und -lehrkräfte. In seinem Eingangsstatement warf Burkard Fleckenstein, Leiter des Kulturamtes der Stadt Aschaffenburg und Mitglied im VBSM-Vorstand die Fragen auf: „Wo […] befinden sich die Musikschulen heute? Verlangen veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen eine veränderte Bildungslandschaft nach einer Neuorientierung in inhaltlicher und struktureller Hinsicht? Bedeutet das auch eine Umdeutung unseres Bildungsauftrags? Und welche Auswirkungen hat eine derartige Umorientierung gegebenenfalls auf den Strukturplan, der für alle Musikschulen im VdM die verbindliche Grundstruktur vorgibt. Oder gilt es vielmehr, in einer sich verändernden Gesellschaft unseren Platz und unsere inhaltliche Stärke zu behaupten und deutlich zu machen, dass ein Bildungsauftrag jenseits von Moden und Zeitströmungen seine unumstößliche Gültigkeit behält?“

Prof. Ulrich Rademacher, 1. Vorsitzender des VdM, Bundesgeschäftsführer Matthias Pannes, jüngster Carl-Orff-Medaillenträger, Bernd Sibler, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst und Wilhelm Lehr, Vizepräsident des Bayerischen Musikrats, versuchten Antworten auf diese Fragen aus unterschiedlichsten Blickwinkeln zu geben und diskutierten im Anschluss mit den Teilnehmern des Forums.

Mehr über die Musik beim Bayerischen Musikschultag 2014, den Erfahrungsaustausch von VBSM-Fachberatern und Musikschullehrkräften sowie die Bedeutung von Elternvertretungen und Fördervereinen erfahren Sie auf den Internetseiten des VBSM unter www.musikschulen-bayern.de sowie in der nächsten Ausgabe der nmz.
Der Bayerische Rundfunk widmet sich in zwei Sondersendungen dem Bayerischen Musikschultag. Unter dem Titel „Wie Musik Schule macht!“ werden Begegnungen, Diskussionen und Konzerteindrücke am 1. November 2014 von 18.05–19.00 Uhr auf BR-KLASSIK zu hören sein und Bayern 2 strahlt die Sendung „Wie Musik Schule macht – Perspektiven in Zeiten des gesellschaftlichen Strukturwandels“ am 9. November 2014 von 19.30–20.00 Uhr aus.  ¢

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