Der Begriff „Inklusion“ ist vermutlich sowohl der meistgenannte als auch der am häufigsten missverstandene Begriff in der aktuellen Bildungspolitik. Vielfach wird lediglich die Beschulung von Kindern mit Behinderung an Regelschulen damit assoziiert. Der Verband deutscher Musikschulen macht in seiner 2014 verabschiedeten Potsdamer Erklärung deutlich, dass er mit dem Begriff Inklusion weit mehr verbindet und benennt vier Perspektiven:
• Musikschule und Menschen mit Behinderungen
• Musikschule und Kulturelle Vielfalt
• Musikschule und Erwachsene, alte oder pflegebedürftige Menschen
• Handlungsfeld Musikschule und Veränderungen in der Gesellschaft
Es geht also, stark verkürzt und zusammenfassend, um nicht weniger als eine chancengerechte Teilhabe aller Menschen am Leben in der Gemeinschaft. Es geht um nicht weniger als ein Menschenrecht! In unserem Fall geht es um die chancengerechte Teilhabemöglichkeit an musikalischer Bildung und am Leben in der Musikschulgemeinschaft für jeden Menschen im Zuständigkeitsbereich der Musikschule.
Dieser durch die Verabschiedung der Potsdamer Erklärung selbstgestellte Anspruch der Musikschulen erfordert eine Ergänzung der bestehenden Angebote, um diese auch tatsächlich für alle Menschen annehmbar (inhaltlich, finanziell etc.) zu machen. Diese Querschnittsaufgabe fordert gleichermaßen alle Mitarbeiter*/-innen in Schulleitung, Kollegium und Verwaltung. In der Realisierung der in der Potsdamer Erklärung beschriebenen Ziele besteht die große Herausforderung der Gegenwart für die Musikschulen – und gleichzeitig ihre große Chance für die Zukunft.
„Musikschule der Zukunft und Zukunft der Musikschule sind inklusiv. (...) Musikschulen verbinden Menschen unterschiedlicher sozialer Schichten, wirken gemeinschaftsstiftend, generationen- und kulturübergreifend.“ aus der Potsdamer Erklärung des VdM, 2014
An vielen bayerischen Musikschulen wird bereits inklusiv gearbeitet – sei es im Unterricht mit Menschen mit Behinderung, mit Menschen mit Migrationshintergrund, mit Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen oder Senior/-innen. Um den Bedürfnissen der Schüler/-innen gerecht zu werden, findet dieser Unterricht in verschiedensten pädagogischen Settings sowohl in als auch außerhalb der Musikschule statt: zum Beispiel im Instrumentalunterricht mit Menschen mit Behinderung, im Unterricht in (gro-ßen, heterogenen) Gruppen, im Senioren-Ensemble, in verschiedensten Kooperationen mit KiTa, Regelschule oder Altenheim et cetera, in speziellen Projekten für Geflüchtete ... Die Liste ließe sich beinahe endlos fortsetzen.
Um diese gute inklusive Arbeit an den bayerischen Musikschulen durch den fachlichen Austausch zu intensivieren und die Kräfte zu bündeln, initiierten Daniela Holweg (VBSM-Fachberaterin „Musik und Menschen mit Behinderung“ und stellvertretende Leiterin der Musikschule Fürth e. V.) und Markus Adam (VBSM-Fachberater „Musik im Alter“ und stellvertretender Leiter der Musikschule Ismaning e.V.) die Gründung des „Netzwerk Inklusion im VBSM“ und laden nun zum ersten Treffen im Rahmen des Fürther Inklusiven Soundfestivals ein.
Musikschulen sorgen dafür, dass VIELE mitmachen wollen und ALLE, die wollen, mitmachen können.
Dieses Treffen soll dem Kennenlernen und dem fachlichen Austausch dienen und dadurch neue Impulse für die tägliche Arbeit in der Musikschule liefern. Ziel ist darüber hinaus der nachhaltige Aufbau eines „Netzwerk Inklusion im VBSM“. Wünschenswert ist hierbei, dass langfristig jede Musikschule im VBSM eine für die Querschnittsaufgabe Inklusion zuständige Lehrkraft benennt. Neben dem kollegialen Kennenlernen und dem inhaltlichen Austausch steht auch ein Blick hinter die Kulissen des Fürther Inklusiven Soundfestivals (kurz #FIS) auf dem Tagesprogramm: Der Besuch einer gemeinsamen Probe der Band Vollgas Connected (Musikschule Fürth) und des Feveran Quartetts (Dortmund) ermöglicht sowohl Einblicke in inklusive Probenarbeit als auch in die Musik anderer Kulturen. Die Band Vollgas Connected setzt sich aus Menschen mit und ohne Behinderung zusammen, das Feveran Quartett besteht aus Profimusiker/-innen aus der Türkei. Am Abend rundet der gemeinsame Besuch des Fürther Inklusiven Soundfestivals, bei dem unter anderem die am Nachmittag in der Probe beobachtete Formation live im Konzert erlebt werden kann, den Tag ab.
Weitere Informationen zum Fürther Inklusiven Soundfestival: www.fis-soundfestival.de
Zu diesem Treffen sind alle Kolleginnen und Kollegen aus den Musikschulen – ob Schulleitung, Lehrkraft oder Verwaltungskraft – eingeladen, die bereits inklusiv arbeiten oder sich für diese Arbeit interessieren. Auch Mitarbeiter/-innen von Kooperationspartnern sind herzlich willkommen.
Termin: Samstag, 4. Mai 2019, Beginn 10 Uhr (Empfehlenswert ist bereits die Anreise am Vortag und der Besuch des ersten Konzertabends des Fürther Inklusiven Soundfestivals. Bei der Suche nach einem geeigneten Hotel ist die Musikschule Fürth, Tel. 0911/706 848 gerne behilflich.)
Ort: Musikschule Fürth e.V.
Südstadtpark 1, 90763 Fürth
Veranstaltungsort des Fürther Inklusiven Soundfestivals:
Kulturforum Fürth
Würzburger Straße 2
90762 Fürth
Anmeldung: Eine Anmeldung ist über die Website des VBSM
www.musikschulen-bayern.de möglich. Anmeldeschluss ist der 12.4.2019, die Teilnehmerzahl ist unbegrenzt.
Entgelt: 20 Euro (inklusive 1 Abendessen und Eintritt zum Fürther Inklusiven Soundfestival am Samstag)