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Musikschule – vernetzt

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Musikschularbeit in der Zukunft: flexibel, mobil, vernetzt
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Vernetzung, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz machen bisher Unmögliches möglich, auch und gerade in den Arbeitswelten der Zukunft. Was genau zum Beispiel Roboter bald alles für uns tun können, erscheint uns im Moment oft noch schwer vorstellbar. Sie könnten dem Menschen auf vielfältige Art und Weise als Assistenten dienen. Zum Beispiel in der Pflege, in der Lehre, im Dienstleistungssektor und bereits heute schon in der Industrie oder in der Landwirtschaft – Roboter können uns bei unserer Arbeit entlasten und unterstützen.

Auch in der Bildung, an der Universität, an Schulen und sogar in der Musikschule könnte ein Roboter in der Stunde zu theoretischen Inhalten referieren, während es dem Lehrer gleichzeitig ermöglicht wird, sich der individuellen Betreuung der Schüler zu widmen. Grundsätzlich werden die Menschen ihre neuen Kollegen permanent steuern, kontrollieren und entscheiden, wann sie zum Einsatz kommen und wann nicht.

Vernetzung, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz werden unsere Arbeitswelt fundamental verändern – dennoch bleibt der Mensch immer im Mittelpunkt: Er bestimmt, wann eine App oder ein Roboter sinnvoll eingesetzt werden können und ist in allen Bereichen gefragt, in denen es auch in Zukunft auf die menschliche Kreativität, das persönliche Gespräch und eine komplexe Entscheidungsfindung ankommt. Denn Künstliche Intelligenz ahmt die Intelligenz des Menschen nur nach, orientiert sich am menschlichen Gehirn und dessen Nervenzellen. Am Computer werden künstliche Netze mit Milliarden von Daten gespeist, diese Netze sind dann in der Lage, Muster zu erkennen und Probleme selbständig zu lösen.Im Rahmen des diesjährigen Bayerischen Musikschultags in Hof konnten sich Musikschullehrkräfte und VBSM-Fachberater im Workshop „Netzwerk Musikschule – Bilden, Entwickeln, Teilnehmen“ zum spannenden Prozess, als Musikschullehrkraft in Teams zu arbeiten und den eigenen Horizont durch Erfahrungsaustausch zu weiten, austauschen. Themen wie „Arbeit mit Apps und neuen Medien“ und „Wandel als Chance“ wurden hierbei ebenso beleuchtet wie „Teamarbeit in Fachbereichen“ und „Zusammenspiel und soziale Dynamik“.

Sind Musikschullehrkräfte tatsächlich meist Einzelkämpfer? Welche Möglichkeiten zum Austausch, zur Teamarbeit bieten sich in Musikschulen? In der Musikschule selbst, in benachbarten Einrichtungen, im weiteren Kreis, im Zusammenspiel mit Kitas, Schulen und Hochschulen oder sogar über Grenzen hinweg in anderen Ländern und Kulturen? Die wissenschaftlichen und technologischen Entwicklungen beeinflussen unser Leben maßgeblich – privat und beruflich. Die Fülle an Produkten und Informationen sowie der permanente Zugriff auf Wissen und Kontakte führen zu einem veränderten Verhalten und zu neuen Ansprüchen an jeden Einzelnen selbst, wie an seine Umgebung. Die Digitalisierung verbindet Menschen auf dem ganzen Globus. Sprachbarrieren fallen, geografische Entfernungen werden irrelevant. In einer globalisierten Welt vernetzen sich die Menschen und entwickeln gemeinsam Produkte und Dienstleistungen, so entsteht eine neue Form der internationalen Zusammenarbeit, welche auch für die Arbeit in der Musikschule neue Chancen mit sich bringt. Neue Lehr- und Lernmethoden können gemeinsam entwickelt werden. Schüler aller Altersklassen und Leistungsstufen können individuell und auf hochmoderne Art und Weise zusammengebracht und begeistert werden, so dass ein neuer Musikschulunterricht im gesunden Mix mit dem altbewährten als attraktives Freizeitelement wahrgenommen wird und in Konkurrenz zu unzähligen anderen Angeboten der realen und virtuellen Freizeitgestaltung mithalten kann.

Auch in der Musikschule wird sich der Arbeitsplatz von heute verändern. Wenn das gesamte Team der Musikschule von seinem Arbeitsumfeld begeistert ist, identifizieren sich die Mitarbeiter mit IHRER Musikschule – sie denken für IHRE Schule, arbeiten motivierter und setzen Kreativität frei. Auch für innovative Bildungseinrichtungen gilt es, dieses Kreativitätspotenzial zu steigern. Oftmals bedeutet dies für viele eine radikale Veränderung in ihrer Haltung: Free Flow statt Command-and-Control. Bekanntlich entstehen die besten Ideen „unter der Dusche“. Kreativität braucht Freiheit und Vielfältigkeit. Deshalb ist es in diesem Zusammenhang unabdingbar, ein Arbeitsumfeld mit größtmöglichem Selbstbestimmungsgrad auf der einen Seite und ein einheitliches Grundverständnis über die Einhaltung maßgeblicher Leitwerte und Regeln auf der anderen Seite zu schaffen. Angelehnt an den aktuellen Megatrend „NewWork“ könnten in den Musikschulen alle Themen und Projekte zusammengefasst werden, die für den Entwicklungsprozess von der traditionellen zur modernen Musikschularbeit relevant sind. In vernetzten Arbeitsgruppen könnten übergreifende Guidelines und Spielregeln entwickelt werden, die den Rahmen für diese Art der neuen Zusammenarbeit abstecken: ein flexibles und kreatives Arbeiten in den Musikschulteams, geprägt durch aktive und eigenverantwortliche Selbstgestaltung der Arbeitsorganisation sowie durch themenorientiertes Arbeiten. Der dafür notwendige Wissenstransfer funktioniert dabei nicht mehr nur in eine Richtung, sondern wird erst dann richtig produktiv, wenn sich alle Beteiligten auf Augenhöhe begegnen und Wissen in jede Richtung vermittelt werden kann.

Ein Blick auf die heutigen und zukünftigen Ansprüche an unsere Arbeit macht deutlich, dass ein Musterwechsel nur mit einem Gleichschritt aus Technik, Raum und Arbeitskultur gelingen wird. In verschiedene Arbeitsumgebungen könnte – je nach Aufgabe – ein unterstützendes Ambiente bereitgestellt werden, so dass einzelne Elemente der Musikschularbeit in der jeweils optimalen Arbeitswelt erfüllt werden können. Standard-Unterrichtsräume, Think Tanks zur Unterrichtsvorbereitung oder wohnzimmerähnliche Social Spaces: jeder Platz ist für alle da und kann je nach Aufgabe genutzt werden.

Dank moderner Technologien könnten Musikschullehrkräfte schon heute von überall arbeiten. Vor allem für organisatorische und vorbereitende Aufgaben bieten verschiedene Systeme und Tools die Möglichkeit, diese Arbeit zu erleichtern und zu unterstützen, und stellen sicher, dass der Zugriff auf alle Arbeitsinhalte zeit-, orts- und geräteunabhängig möglich ist.

Text in Anlehnung an „Wissenschaftsjahr 2018, Arbeitswelten der Zukunft“

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