Die bayerischen Musikschulen pflegen in unterschiedlichen Formen und Ausprägungen eine lange Tradition der Kooperation mit Kindergärten und Schulen. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten nehmen die Musikschulen als öffentliche Bildungseinrichtungen auch den politischen Auftrag der Inklusion an und stellen sich auf gesellschaftliche Veränderungen ein. Besondere Bedeutung haben dabei die Entwicklungen in der schulischen Bildung, sich ändernde Familienstrukturen und der demografische Wandel.
Kinder früh mit Musik in Berührung zu bringen, ist eine der vornehmsten Aufgaben der öffentlichen Musikschulen. Ihre Angebote sind dem Wohl des einzelnen Kindes und der Sorge um seine positive Entwicklung verpflichtet – in vertrauensvoller Partnerschaft mit den Eltern. Der Zugang zur Musik über das eigene Tun und Erleben sowie die grundlegende Bildung in den Bereichen „Musik – Sprache – Bewegung“ stehen jedem Kind offen, unabhängig vom kulturellen, familiären oder finanziellen Hintergrund. Kooperationen von Musikschulen mit Kitas und Schulen eröffnen allen Kindern in ihrer gewohnten Umgebung Zugang zum aktiven Musizieren.
„Musik im Grundschulalter“ ist auch nach Auffassung des Bayerischen Musikrats ein unverzichtbares Muss. Eine Vielzahl von Initiativen für mehr Musik in der Grundschule belegt das Engagement Einzelner, hier unterstützend wirken zu wollen. Ist das tatsächlich notwendig? Und wenn ja, was ist zu tun, damit möglichst alle Grundschulkinder in Bayern „mehr Musik“ erleben? Diese und weitere Fragen bestimmten die Agenda der Arbeitstagung des Bayerischen Musikrats am 4. und 5. April 2014 in Marktoberdorf.
Gemeinsam diskutierten Vertreter aus Verbänden, Schulen, Universitäten und dem Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst verschiedene Aspekte zum Fach Musik an Grundschulen. In diversen Impulsreferaten beleuchteten die Referenten das Thema „Musik im Grundschulalter“: Bernhard Herold, Konrektor und Mitglied der Lehrplankommission, Frau Dr. Franziska Degé, Akademische Rätin in der Abteilung für Entwicklungspsychologie der Justus-Liebig-Universität Gießen, Dr. Gabriele Schellberg, Professorin für Musikpädagogik an der Universität Passau, Dr. Gisela Stückl, Regierungsdirektorin im Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst sowie Klaus Hatting, 1. Vorsitzender des Verbandes Bayerischer Sing- und Musikschulen e.V.
In seinem Vortrag betrachtete Klaus Hatting Kooperationen aus dem Blickwinkel eines außerschulischen Bildungspartners und zeigte auf, dass Musikschulen als öffentliche und lokal verankerte Bildungseinrichtungen offen für alles sind, stringent arbeiten und Identität stiften – für ein Leben mit Musik. Kooperationen bieten die Chance, zum Wohl aller Kinder pädagogische Wege zu beschreiten, die sonst nicht gangbar wären. Die öffentlichen Musikschulen sind mit ihren Fachlehrkräften innerhalb der Kommune prädestiniert, pädagogisch kompetent und künstlerisch authentisch ein kulturelles Bildungsnetzwerk mitzugestalten. In einer von beiden Seiten gewollten Partnerschaft arbeiten Musikschullehrkräfte regelmäßig im pädagogischen Team von Kita und Schule mit. Sie können auf dem Weg zu erreichbaren Unterrichtszielen fachgerecht Anleitung geben. Gelingt dies im Dialog auf Augenhöhe, so ist auch der weiterführende Instrumental- und Vokalunterricht sowie der Zugang zum Ensemblemusizieren möglich – Stärken jeder öffentlichen Musikschule.
Zum Abschluss des ersten Sitzungstages präsentierte die Bayerische Landeskoordinierungsstelle Musik Projekte, die aktuell mehr Musik an Grundschulen in verschiedenen Regionen Bayerns ermöglichen und lud zum persönlichen Austausch mit den Projekt-Initiatoren. Der Samstagmorgen stand ganz im Zeichen der Dialogforen. Teilnehmer der Arbeitstagung formulierten gemeinsam mit Experten, darunter Wolfgang Greth, VBSM-Geschäftsführer und Leiter der Beratungsstelle für das Bayerische Musikschulwesen, anhand praktischer Erfahrung Handlungsempfehlungen zum Gelingen von mehr Musik im Grundschulalter. Schwerpunkte waren hierbei Kooperationen im Vokal- und Instrumentalbereich sowie auf dem Feld der Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften.
Die Ergebnisse der Dialogforen bildeten die Grundlage zur abschließenden Diskussionsrunde mit Vertretern aus der Politik zum Thema „Welchen Musikunterricht wollen wir in der Zukunft?“