Mehr als 300 Gäste aus Politik, Bildung und Kultur nahmen am Festakt im Saal des Alten Rathauses der Landeshauptstadt München teil. Der für die Musikschulen zuständige Wissenschaftsminister Dr. Thomas Goppel wurde von Landrat Hanns Dorfner, Präsident des Verbandes Bayerischer Sing- und Musikschulen (VBSM), für seine besonderen Verdienste um die bayerischen Musikschulen mit der Carl-Orff-Medaille ausgezeichnet. Landrat Dorfner hob die maßgebliche Beteiligung des Wissenschaftsministeriums für die Kooperationsvereinbarung zwischen Schule, Musikschule und Blasmusik hervor. Eingebettet in den Bayerischen Musikschultag war das 175-jährige Jubiläum der Städtischen Sing- und Musikschule München. Trotz langer Tradition habe die Münchner Sing- und Musikschule, so Oberbürgermeister Christian Ude in seiner Begrüßung, den Blick auf die Herausforderungen der Zeit nie verloren. Die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit von allgemein bildenden Schulen und Musikschulen hat Kultusminister Siegfried Schneider auf dem Musikschultag gefordert.
Schule und Musikschule haben schon immer voneinander profitiert“, sagte Kultusminister Siegfried Schneider. Infolgedessen will Schneider die Synergien, die sich aus den beiden Bereichen Schule und Musikschule ergeben, genutzt wissen: „Wir müssen die unterschiedlichen Bausteine der Musikerziehung zu einem harmonischen Ganzen zusammenführen.“ Gelingen soll das durch die enge Verbindung von schulischem Musikunterricht und Unterricht an der Musikschule. Der Ausbau der Ganztagsangebote an den bayerischen Schulen biete den Musikschulen eine „große Chance“, weil sie bei den Kooperationen mit den allgemein bildenden Schulen sehr viele Kinder und Jugendliche mit ihrer Arbeit erreichen könnten. Auch deshalb habe das Kultusministerium gemeinsam mit dem Wissenschaftsministerium Kooperationsvereinbarungen sowohl mit den Sing- und Musikschulen als auch mit dem Bayerischen Musikrat geschlossen. „Mit diesen Vereinbarungen haben wir die zukünftige Zusammenarbeit auf eine gute Basis gestellt“, erklärte Schneider. Dass alle institutionellen Partner durch das Miteinander gewinnen, wünscht sich Kultusminister Schneider. Die Hauptgewinner dabei sind freilich die Kinder und Jugendlichen.
Bildungspolitik setze ganzheitliches Handeln voraus. „Ohne die Berücksichtigung von Musik und musisch-ästhetischer Bildung“, so Schneider, „würden wir unseren Auftrag nicht richtig erkannt haben“. Im Klartext: Viele Unterrichtsfächer vermittelten Wissen und Können. Nach Artikel 131 der Bayerischen Verfassung sollen die Schulen aber auch „Herz und Charakter bilden“. Hervorragend eigneten sich die musisch-ästhetischen Unterrichtsfächer, Schlüsselqualifikationen bei den Schülern zu entwickeln, so Schneider. „Im Musikunterricht können sie ohne große theoretische Grundlagen erprobt und eingeübt werden“, erklärte er. „Werte, Arbeitshaltung, Disziplin, sich auf Regeln einlassen, aufeinander hören – das sind Bereiche, die wir in jedem Stadium unseres Lebens brauchen.“ Besonders die jungen Menschen könnten sie im beruflichen Leben einbringen.
Dass aber bei aller fachlichen Notwendigkeit die Bildungspolitik ein schwieriges Geschäft in diesen Zeiten bleibt, verheimlichte der Kultusminister ebenso wenig. Es fehle schlicht-weg das Geld für wichtige Investitionen in die Bildung, insbesondere in die musische Bildung. So stünde sein Einsatz für die musikalische Bildung immer im Widerspruch von Wünschenswertem und Machbarem.
Freunde und Partner
Sich weiterhin für die Sing- und Musikschulen in besonderem Maße einzusetzen, versicherte auch Wissenschaftsminister Dr. Thomas Goppel, der mit der höchsten Auszeichnung des bayerischen Musikschulverbandes geehrt wurde. Die Carl-Orff-Medaille überreichte VBSM-Präsident Landrat Hanns Dorfner. Er dankte Dr. Thomas Goppel in seiner Laudatio für sein langjähriges und großes Engagement für die Musik in Bayern. Als junger Abgeordneter war er bereits an der Entstehung des ersten bayerischen Musikplans der Bayerischen Staatsregierung von 1987 beteiligt. Vor zwei Jahren habe Dr. Goppel, damals im Amt als Präsident des Musikbundes von Ober- und Niederbayern, den Schulterschluss mit den Musikschulen in Form einer Kooperationsvereinbarung besiegelt. Unter Beteiligung von Wissenschaftsministerium und Schulministerium sowie dem Bayerischen Blasmusikverband wurde eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit von Schulen, Musikschulen und Blasmusik unterzeichnet. Diese Kooperationsvereinbarung sei ein „wichtiger Meilenstein für die Entwicklung der musikalischen Bildung in Bayern“, bekräftigte Dorfner.
„Ein gutes Quartett hängt auch davon ab, dass der zweite Geiger nie krank wird“, kommentierte Thomas Goppel seinen Beitrag zum gemeinschaftlichen Tun von Ministerien und Musikverbänden. In der heutigen Zeit komme es darauf an, Freunde und Partner für die eigene Sache zu begeistern und sie „von der Notwendigkeit zu überzeugen“, so Goppel, „in Menschen zu investieren, die mit ihren Begabungen und Fähigkeiten dafür sorgen, dass unsere Herzen in Schwingungen versetzt werden“. Ganz im Sinne des Singens und Musizierens verstehe er sodann die Ehrung mit der Carl-Orff-Medaille: als Motor für das Vorantreiben der Musikschularbeit in Bayern.
Zukunftsinitiative Musikschule
Anlässlich des 175-jährigen Jubiläums der Städtischen Sing- und Musikschule München verwies Oberbürgermeister Christian Ude auf die Erfolge und Leistungen der Musikschularbeit in der Landeshauptstadt mit ihren 9.000 Musikschülern. Ude forderte die Musikschulvertreter auf, den jungen Menschen in Zukunft noch stärker zu vermitteln, wie modern Musik in einer globalisierten Welt ist:
„Musik wird als einzige weltweite Verständigung auf höchstem Niveau an Bedeutung gewinnen“, urteilte Ude. Musikschulen müssten um die jungen Leute werben. Den jungen Menschen müsse bewusst werden, dass es heutzutage modern ist, sich ausdrücken und entfalten zu können.
„Kinder und Jugendliche muss es doch reizen, dies in einer Sprache, die weltweit verstanden wird und Kommunikation ermöglicht, auch tun zu können“, so die Hoffnung des Oberbürgermeisters. Musikschulen seien weder altehrwürdige Einrichtungen noch ein Auslaufmodell.
„Sie sind vielmehr eine Initiative“, betonte Ude, „die auf viele Herausforderungen der Zukunft bereits die richtige pädagogische Antwort gefunden hat“.