Die 15-jährige Johanna aus der Musikschule Pressath-Grafenwöhr weiß genau, warum sie bereits zum dritten Mal beim „Tag Oberpfälzer Musikschulen“ (TOM) dabei ist: „Weil ich hier einfach den ganzen Tag spielen kann.“ Gemeinsam mit ihrer Freundin und weiteren zehn Schülerkollegen aus anderen Musikschulen in der Oberpfalz haben sie sich für den Workshop „Gitarre plus“ angemeldet. Die beiden Freundinnen spielen seit etwa sechs Jahren Violine und studieren nun zusammen mit den Gitarrenschülern unter der Leitung von Workshopdozent Stefan Frank, Lehrer an der Sing- und Musikschule der Stadt Regensburg, zwei irische Volksweisen ein.
130 Schüler aus zehn verschiedenen Oberpfälzer Musikschulen haben sich Mitte April in Sulzbach-Rosenberg zum TOM getroffen. In verschiedenen Workshops sangen und musizierten die jungen Musiker und erarbeiteten Werke, die sie abends in einem gemeinsamen Abschlusskonzert in der Aula der örtlichen Hauptschule Krötensee aufführten. Die Besucher bedankten sich bei den Kindern und Jugendlichen für die musikalischen Darbietungen mit begeisterndem Applaus.
Der TOM findet bereits seit mehr als 16 Jahren ein Mal jährlich in verschiedenen Orten statt. In diesem Jahr war Steffen Weber, Leiter der Städtischen Sing- und Musikschule Sulzbach-Rosenberg, für die Organisation verantwortlich, die er trotz zusätzlicher Arbeit gerne auf sich nahm. Jeder Schüler musste zehn Euro Teilnahmegebühr entrichten. Damit konnte auch das gemeinsame Mittagessen finanziert werden, das die Kantine des St. Anna Krankenhauses bereitgestellt hatte. Den Teilnehmer-Transfer dorthin übernahm kostenfrei ein örtliches Reisebüro. Für das Abendessen sorgte der Elternverein der Musikschule. Geprobt wurde in verschiedenen Räumen wie beispielsweise im Gemeindezentrum oder in der Berufsfachschule für Musik. Zur Stellprobe für das Abschlusskonzert trafen alle wieder zusammen und konnten sich gegenseitig zuhören und erfahren, was die Anderen tagsüber einstudiert hatten. Der Gedanke des Musizierens in der Gemeinschaft steht beim TOM ganz oben an. Denn es gehe darum, so Heribert Ackermann, Bezirkssprecher der Oberpfälzer Musikschulen, die Musikschulen im Regierungsbezirk mit der „Sprache der Musik“ unter einen Hut zu bekommen. Das Besondere: Die Musikschulen schicken nicht Gruppen und Ensembles, sondern einzelne Schüler. Mit ihren Lehrkräften erarbeiten sie einige Zeit zuvor ihre Stimme. In den Workshops wird dann das Einstudierte gemeinsam mit den Schülern aus den anderen Musikschulen zu einem Ganzen zusammengefügt. Welche Werke einstudiert werden, entscheiden die Leiter bei ihren Bezirksversammlungen. Die Zusammensetzung der Workshops muss wohlüberlegt sein. In diesem Jahr gab es erstmals einen Workshop für ein integratives Ensemble. Mit mehr als 30 Mitwirkenden war es die größte Gruppe unter der Leitung von Evelyn Ebert, Musiklehrerin für Menschen mit Behinderung von der Sing- und Musikschule der Stadt Neumarkt. Zur Vorbereitung hatte sie lediglich ein Notengerüst vorgegeben, das jeder Lehrer für seinen Schüler eigens arrangiert hat. „Mag es für manche Schüler auch nur ein einzelner Ton sein, so gilt es, diesen exakt und sauber zu spielen“, erklärt die Dozentin.
Die Workshopleiter sind Lehrkräfte aus den Musikschulen. „Sie arbeiten für den TOM unentgeltlich“, betont Ackermann. Zehn von den insgesamt 18 Musikschulen in der Oberpfalz haben Schüler geschickt. Das sind die Musikschulen in Cham, Hemau, Neutraubling, Pressath-Grafenwöhr, Regensburg, Tirschenreuth, Weiden, Wörth a. d. Donau, Neumarkt und natürlich Sulzbach-Rosenberg. Für Gerd Geismann, Erster Bürgermeister der Stadt Sulzbach-Rosenberg, war es eine Selbstverständlichkeit, das Abschlusskonzert zu besuchen. „In unserer Städtischen Musikschule wird tolle Arbeit geleistet“, betonte er in seinen Begrüßungsworten und appellierte zugleich an die Besucher, sie mögen den Wert öffentlicher Musikschularbeit nach außen weitertragen. sl