Mit einem großen Festwochenende feiert die Landesmusikakademie Nordrhein-Westfalen am 7. und 8. September ihr 30-jähriges Bestehen. Die Jubiläumsfeierlichkeiten beginnen am Samstag mit einer kulturellen Landpartie, die die Akademie gemeinsam mit der benachbarten, in diesem Jahr ebenfalls ihren 30. Geburtstag feiernden Stiftung Künstlerdorf Schöppingen begeht. Akademiedirektorin Antje Valentin wird NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen zum Festakt begrüßen. Im Mittelpunkt steht dabei die Uraufführung des „Windstücks“ für Blechbläserorchester der Hamburger Komponistin und Klangkünstlerin Dodo Schielein, das vom JugendJazzOrchester NRW und Mitgliedern örtlicher Orchester dargeboten wird. Der Kompositionsauftrag wurde im Rahmen des münsterlandweiten Klangkunstfestivals SOUNDSEEING erteilt, dessen Trägerin die Landesmusikakademie ist.
Zum Jubiläumsfest auf der Burg Nienborg sind am Sonntag Freundinnen und Freunde der Landesmusikakademie NRW und besonders alle interessierten Familien eingeladen. Den ganzen Tag locken Konzerte, Kinderaktivitäten und Köstlichkeiten auf das Burggelände. Das Musikangebot spiegelt die Vielfalt der Akademie wider – die Junge Bläserphilharmonie NRW, das LandesZupfOrchester NRW, das LandesJugendAkkordeonOrchester NRW, das Kreis- und das Kreisjugendorchester Borken, SPLASH – Percussion NRW sowie indische und türkische Ensembles wirken mit.
2019 kann die Landesmusikakademie NRW auf eine ereignisreiche dreißigjährige Geschichte zurückblicken. Nach mehrjähriger Vorarbeit durch Initiator Karl Feldhaus, Heeks ehemaligen Gemeindedirektor Hubert Steinweg, Oberkreisdirektor Raimund Pingel und engagierte Vertreter der Laienmusikverbände wurde die Eröffnung am 18. August 1989 beim ersten Gebäude der Akademie, dem historischen Langen Haus auf der Ringburganlage Nienborg, gefeiert. Im selben Jahr konnte Direktor Ernst Leopold Schmid auch das Musikzentrum mit dem Tonstudio und zwei Gästehäuser als Neubauten in Betrieb nehmen. 1994 war dann die Musikbibliothek so weit ausgestattet, dass sie eröffnet werden konnte. Bereits 1990 hatte sich die Gesellschaft der Freunde und Förderer der Landesmusikakademie NRW gegründet, die von Anfang die Ausstattung der Akademie und die Bibliothek unterstützte. Mit zunehmender Nutzung entstand Bedarf für weitere Gebäude: So wurde 2003 ein Wohnhaus auf der Burg als Gästehauses 7 mit gehobenem Standard grunderneuert. 2015 erfolgte der Umbau der ehemaligen Dorfschule Burg 23 zum Seminar- und Probengebäude Alte Schule unter der Federführung von Antje Valentin, die seit 2011 den Posten der Direktorin bekleidet.
In 30 Jahren Seminarbetrieb hat sich das Angebot an Kursen, Lehrgängen und weiteren Veranstaltungen parallel mit den sich wandelnden Bedürfnissen des Musiklebens immer breiter aufgefächert. In der ersten Dekade stand die Ausbildung der Laienmusikerinnen und Laienmusiker im Vordergrund, zugleich wurden unter der Ägide von Ernst Leopold Schmid herausragende Musiktheaterproduktionen mit Kindern realisiert, beispielsweise Krabat von Cesar Bresgen oder Pollicino von Hans Werner Henze.
Die Fort- und Weiterbildung von musikpädagogisch Tätigen war von Anfang an ein wichtiges Thema, das bis heute ebenfalls einen Schwerpunkt der Akademiearbeit bildet. Neue Strömungen werden ins Programm aufgenommen, von Angeboten für pädagogische Fachkräfte an Kitas im Rahmen des „Netzwerk Kitamusik NRW“ über Fortbildungen für Musikpädagoginnen und -pädagogen im Auftrag der JeKits-Stiftung oder Streicherklassenkongresse bis hin zur Musikgeragogik. Ganz neu hinzugekommen ist das wichtige gesellschaftliche Aufgabenfeld Musik & Integration.
Wie ein roter Faden zieht sich das Angebot von Jazzworkshops durch die Akademiegeschichte – vom ersten „Berklee in Germany“ 1993 bis zur Jazzakademie Heek 2019. Ob Percussion, Alte Musik, orientalische Spielweisen auf westlichen Instrumenten oder Baglama-Musik – die Landesmusikakademie greift aktuelle musikalische Strömungen auf, geht aber auch auf gesellschaftliche Herausforderungen, beispielsweise die große kulturelle Diversität der in NRW lebenden Menschen, die demografische Entwicklung, Inklusion oder Digitalisierung, durch entsprechend weiterentwickelte Formate ein.