Die Akademie der Kulturellen Bildung des Bundes und des Landes NRW feiert 2018 ihr 60-jähriges Bestehen. Als Musische Bildungsstätte nahm sie 1958 ihre Arbeit auf und hat seitdem unzählige pädagogische Fachkräfte der Kinder- und Jugendarbeit weitergebildet. Mit immer neuen Herausforderungen ist die Akademie in den vergangenen sechs Jahrzehnten stetig gewachsen.
Mit vierwöchigen Grund- und Spezialkursen fängt im September 1958 alles an. In den ersten zehn Jahren folgt eine stetige Ausweitung des Fortbildungsangebots. So wird das Fachgebiet Medienerziehung, in den Anfangstagen noch ungelenk als „Technische Mittler“ bezeichnet, nach und nach erweitert und ausgebaut. Durch die Umbenennung der Musikbildungsstätte im Jahr 1968 in Akademie Remscheid für musische Bildung und Medienerziehung wird das Fach offiziell im Namen verankert.
Noch vor der offiziellen Eröffnung der Musikbildungsstätte legten die Träger allerdings ein Kriterium fest, an dem sich die Akademie in sechs Jahrzehnten immer wieder orientiert: die Anpassungsfähigkeit an jeweils sich neu bildende Aufgaben. Die Akademie ist mit ihren Themen stets am Puls der Zeit und ihrer Zeit oft weit voraus. Immer wieder betreten die Dozent/-innen pädagogisches Neuland, greifen die kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklungen auf und entwickeln passende Konzepte.
Lange bevor in Deutschland über Inklusion gesprochen wird, leiten die Rhythmik-Dozent/-innen bereits Anfang der Siebziger Kurse für Jugendliche mit Behinderung und ihre Betreuer/-innen. Eine Tradition, die sich bis heute fortsetzt und stets weiterentwickelt wurde. So startet aktuell ab September die mehrphasige Qualifizierung „Rhythmik in der Sozialen Arbeit“, bei der Musik und Bewegung als Türöffner für Bildung, Inklusion und Prävention genutzt werden. Über Sprachbarrieren hinweg stehen wie so oft in der Akademie-Geschichte nachhaltige, individuelle Persönlichkeitsentwicklung und Inklusion im Mittelpunkt. Bis heute legendär sind auch die Jazz- und Rockkurse an der Akademie. Mit dem deutschlandweit einmaligen Angebot reagiert man in Remscheid auf die Situation der damaligen Musiklehrer/-innen, die sich nur in der klassischen Musik auskannten. In den Kursen geben sich ab den Sechzigern Jahr um Jahr hochkarätige Dozent/-innen und bekannte Musiker/-innen wie Peter Bursch, Michael Sagmeister oder Manfred Schoof die Klinke in die Hand. Die Jazzkurse werden zur Talentschmiede. Ralf Hütter und Florian Schneider treffen sich hier und gründen später Kraftwerk.
Zusammen mit dem stetig gewachsenen Programm haben sich in den vergangenen Jahrzehnten die Zielgruppen erweitert. Eine Entwicklung, die sich auch im Angebot der Fachbereichs Musik niederschlägt. Dort wurde zuletzt die Qualifizierung Elementare Musikpädagogik auf den Kopf gestellt und neu gedacht. Im September startet die erste Stufe des neuen Weiterbildungszentrums EMP. In drei Etappen mit den Zertifikaten Basic, Advance und High Performance führt die Qualifizierung durch sämtliche Aspekte und Anwendungsfelder der EMP und deckt alle Zielgruppen ab. In dieser Staffelung ist die umfangreiche Weiterbildung deutschlandweit einmalig.
Längst ist die Akademie das bundesweite Zentrum Kultureller Bildung und bildet dort im gesamten Themenspektrum fort. Ihren Status als Bundes- und Landeseinrichtung hat sie 2016 noch einmal durch die Umbenennung in Akademie der Kulturellen Bildung des Bundes und des Landes NRW unterstrichen. Mit Blick auf künftige Herausforderungen entwickelt die Akademie nicht nur ihr Angebot stetig weiter, sondern begleitet gesellschaftliche Entwicklungen mit neuen Konzepten und prägt die Diskurse der Kulturellen Bildung. „Die Akademie steht durch den gesellschaftlichen Wandel und die wachsende Bedeutung Kultureller Bildung mit der Einbindung von Themen wie Diversität, Nachhaltigkeit, Inklusion oder Digitalisierung zukünftig vor noch breiteren Aufgaben“, sagt die Akademie-Direktorin Prof. Dr. Susanne Keuchel und freut sich auf viele weitere spannende Jahre.
Angesichts der Renaissance, die die Kulturelle Bildung in den letzten Jahren erlebt hat, und den vielfältigen gesellschaftlichen Herausforderungen dürften die nächsten 60 Jahre nicht minder spannend werden.