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60 Jahre Baden-Württemberg

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Beiträge der Landesmusikakademie Ochsenhausen zum Landesjubiläum
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Um es vorneweg zu sagen, es ist nicht einfach, den Geburtstag eines Bundeslandes durch musikalische Veranstaltungen gebührend zu feiern. Der Blick in die deutsche Geschichte empfiehlt einen sehr zurückhaltenden Umgang mit solchen Jubiläen, um so mehr vor dem Hintergrund, dass der Zusammenschluss der beiden traditionsreichen Länder Baden und Württemberg bis heute bei vielen Menschen alte Wunden aufreißen lässt. Ein signifikantes Zeichen für diese Situation ist nach wie vor die Tatsache, dass bei vielen Veranstaltungen in den jeweiligen Landesteilen entweder die Badener Hymne oder das Württemberger Lied gesungen wird, und es ist trotz vielfältiger Versuche bis heute nicht gelungen, ein gemeinsames, identitätsstiftendes Lied unter den Menschen zu verbreiten.

Dennoch spielt das Land innerhalb der Musiklandschaft der Bundesrepublik Deutschland eine wichtige Rolle. Oft definiert die Politik Baden-Württemberg als das Musikland Nummer 1. Egal, ob diese These belastbar ist oder nicht, Baden-Württemberg ist musikalisch vielfältigst aufgestellt, verfügt über eine enorme Anzahl an aktiven Musiker/-innen und Sänger/-innen in verschiedensten Vereinen und kirchlichen Gruppen und spielt ebenso im musikalischen Spitzenbereich eine wichtige Rolle innerhalb Deutschlands. Somit gehört Baden-Württemberg mit Sicherheit zu einer der musikalisch aktivsten Regionen Europas. Gerade die Vielfalt der musikalischen Erscheinungsformen, die das Musikleben in Baden-Württemberg prägen, sind für die Landesakademie für die musizierende Jugend in Baden-Württemberg ein möglicher Ansatz, den Landesgeburtstag musikalisch zu begehen.

Mit dem 3. Europäischen Komponistenforum möchte die Akademie den Blick auf das „Land der Dichter und Denker“ richten. Junge Komponisten aus Europa werden eingeladen, im Rahmen einer Sommerakademie Texte baden-württembergischer Dichter, seien es die bekannten Namen wie Mörike, Schiller, Hölderlin, Hesse, oder auch Texte moderner Autoren als Grundlage für ihre Chorkomposition zu verwenden. Die Akademie erhofft sich damit eine Vielzahl an neuen Kompositionen für die reichhaltige Chorlandschaft Baden-Württembergs.

Mit einem ganz anderen Projekt, dem Musical „Zündfunken“ des Komponisten und Textdichters Markus Munzer-Dorn, soll dem „Land der Erfinder und Tüftler“ gedacht werden. Gerade Baden-Württemberg ist für diesen Bereich zum Synonym geworden. Namen wie Benz, Daimler, Bosch, Maybach, aber auch der Schneider von Ulm, und viele, viele andere haben oftmals ihre Visionen im Verborgenen und gegen das Unverständnis ihrer Zeit in die Tat umgesetzt. Das Kindersingmusical „Zündfunken – wie die Pferde unter die Haube kamen“ hat sich das Thema Erfindergeist und Mobilität zum Thema gemacht. Mit eingängigen Songs für Kinder und Jugendliche sollen die Neugier und die Entdeckerlust von der Erfindung des Rads und dem Traum vom Fahren dargestellt werden. 

Baden-Württemberg, das „Land im Herzen Europas“, wird mit einem dritten Projekt bedacht. Die europäische Dimension des Landes soll in der Uraufführung der sogenannten „Europäischen Messe“ besonders zum Ausdruck gebracht werden. 120 junge Sängerinnen und Sänger im Alter von 17 bis 24 Jahren aus den Partnerregionen Baden-Württembergs werden sie zur Uraufführung bringen. Zu diesem Festival sind Jugendliche aus Coimbra (Portugal), Emilia Romagna (Italien), Estland, Flandern (Belgien), Kanagawa (Japan), Katalonien (Spanien), Kroatien, Lombardei (Italien), Ontario (Kanada), Lodz (Polen), Rhone-Alpes (Frankreich), Russische Föderation, Singapur, Wales (Großbritannien), Ungarn und aus der deutschen Partnerregion Sachsen eingeladen. Der entstehende Festivalchor C.H.O.I.R., bei dem die verschiedenen Klangkulturen aus Ost und West zu einer einzigartigen, faszinierenden, emotionalen Farbigkeit zusammenwachsen, wird innerhalb einer Woche das Werk erarbeiten und an mehreren Orten zur Aufführung bringen. Toleranz, Respekt, Anerkennung, Kommunikation auf Augenhöhe sind wesentliche Bestandteile dieses europäischen Festivals, die Chorarbeit wird zum Symbol eines vereinten Europas en miniature. Komponisten aus den jeweiligen Partnerregionen haben verschiedene Teile des Messetextes in lateinischer Sprache erhalten und vertont. Als Komponisten konnten L. Nakaryakov (Russland), J. D’hoe (Belgien), K. Grzeszczak (Polen), F. Jung (Sachsen), P. Ferrario (Italien), D. Močnik (Slowenien) und B. Vivancos (Spanien) gewonnen werden. Entstanden ist eine Messe, die durch verschiedene europäische Klangsprachen und -traditionen inspiriert sowie getragen wird, und im August 2012 von 120 europäischen Jugendlichen in Ochsenhausen uraufgeführt wird.

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