Historische Instrumente auf der einen, DrumCircle auf der anderen Seite, Tage der Schulmusik zu „Musik und Religion(-en)“ im März, eine Wissenschaftliche Arbeitstagung „Über den Klang aufgeklärter Frömmigkeit“ im Mai: Seit diesem Jahr finden alle musikalischen Angebote im Kloster Michaelstein unter einem gemeinsamen Dach statt.
Bislang wurde in zwei verschiedenen Abteilungen ausgedacht und durchgeführt, was für den Musiker mit Interesse an der „Historischen Aufführungspraxis“ oder den mit dem Schwerpunkt Pädagogik, Perkussion, Rhythmik u.a. wichtig war. Im Sommer 2008 setzte die Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt, die die Stiftung Kloster Michaelstein verwaltet, einen Prozess zur Optimierung inhaltlicher und organisatorischer Abläufe in Gang, der letztlich in eine Satzungsanpassung mündete. Aus dem „Musikinstitut für Aufführungspraxis“, das auf eine jahrzehntelange Tradition zurückblicken kann, und der 2002 in Michaelstein installierten „Landesmusikakademie Sachsen-Anhalt“ wurde zum 1. Januar 2009 die „Musikakademie Sachsen-Anhalt für Bildung und Aufführungspraxis“.
Dahinter steht nun mehr als der administrative Zusammenschluss von zwei Arbeitseinheiten. Gemeinsames Marketing, eine transparente Darstellung der Angebote, Verbesserung der Abläufe sind nur einige Aspekte der aktuellen Struktur. Musikalische Bildung und Aufführungspraxis haben mittlerweile Gemeinsamkeiten entwickelt, die sich hier nun gegenseitig ergänzen können in Wissenschaft, Weiterbildungen und Musikinstrumentenkunde. Das Jugendbarockorchester Michaelstein (www.bachs-erben.de), ein Jugendkammerorchester mit dem Schwerpunkt Aufführungspraxis, ist eine besonders praxisorientierte Form der Erbeaufarbeitung. In der Musikinstrumentenkunde entstehen Projekte rund um die Instrumentensammlung, weitere Mitarbeiter kümmern sich um die Kerngeschäfte einer Musikakademie: Kursangebote entwickeln und durchführen, Arbeitsphasen betreuen, das Michaelsteiner Kontrabass-Kaleidoskop realisieren, Publikationen veröffentlichen – und um die Durchführung von Konferenzen: Michaelstein hat sich schon zu DDR-Zeiten einen Namen gemacht, wenn es um die „Alte Musik“ ging. Diese Tradition setzt sich bis heute in den Internationalen wissenschaftlichen Arbeitstagungen, in diesem Jahr zum Thema „Kirchenmusik“, und den Musikinstrumentenbausymposien fort. Für 2009 liegt darin der Schwerpunkt auf einem außergewöhnlichen Instrument: dem Zink.
Darüber hinaus ist das Kloster, dessen Stiftungsrat neben dem Land Sachsen-Anhalt auch der Landkreis Harz und die Stadt Blankenburg angehören, ein anerkannter Konzertveranstalter: Jährlich bieten professionelle und semiprofessionelle Musiker den Bürgern, aber auch den Touristen im Harz ein ausgewähltes Konzertprogramm, vom Landesjugendchor Sachsen-Anhalt über Red Priest bis zum European Union Baroque Orchestra.
Somit bieten sich für die neue alte Musikakademie interessante Aussichten, nicht zuletzt, was die Bauentwicklung angeht: Als das Kloster Mitte der 1960er Jahre mit viel persönlichem Einsatz, gerade bei der damalig allgegenwärtigen Mangelwirtschaft in der DDR, dennoch grundlegend vor dem Verfall gerettet werden konnte, ahnte sicher niemand, dass 40 Jahre später die Weichen gestellt werden könnten für eine langfristig tragfähige Infrastruktur: Mittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung werden die Bausubstanz von nahezu 50 Prozent des Klausurgebäudes instandsetzen helfen und gleichzeitig dafür sorgen, dass sich die umfangreiche Instrumentensammlung in einem zeitgemäßen Gewand präsentieren kann. Mit dem Umbau der alten Klosterscheune aus Mitteln des Konjunkturpakets II rückt die Realisierung eines Konzert- und gleichzeitig Proben- und Rhythmiksaals in greifbare Nähe. Ein solcher Saal hat dem Kloster im Grunde von Anfang an gefehlt.
Ein „Artist in Residence“ begleitet seit einiger Zeit das Kloster: 2008 war es Eric Hoeprich, anerkannter Spezialist für historische Klarinetteninstrumente, 2009 ist es William Dongois, Zinkenist aus Frankreich. Zusammen mit Bruce Dickey, ebenfalls ein Pionier des Zinks, bietet er im Herbst einen Meisterkurs mit Solo- und Kammermusik aus Italien, Österreich und Deutschland von 1610 bis 1660 an, parallel zu einem Geigenkurs mit Enrico Gatti aus Italien. Nur eine Woche zuvor können Chorleiter mit „Chorissimo!“ neues Repertoire für den Chor in der Mittel- und Oberstufe kennen lernen. Und so finden dann Aufführungspraxis und Bildung wieder zusammen.