Es ist in den letzten Jahren zu einem erfreulich großen Thema geworden: das Singen! Erfreulich ist vor allem, dass gerade Kinder und Jugendliche Neugier entwickeln, ihre eigene Gesangsstimme zu entdecken und zu erkunden. Natürlich auch mit einem Repertoire, das ihrer Lebenswelt, ihren Emotionen entspricht: Pop, Jazz, Rock, Musical und all das, was aktuell zu hören ist und begeistert. Eine stilistische Bandbreite, mit der auch eine verstärkte Ausdifferenzierung im Umgang mit diesem ganz besonderen Instrument – der Stimme – einhergeht.
Längst ist klar: Es gibt nicht nur den einen, den „klassischen“ Weg in Sachen Gesang. Pop und Rock verlangen einen anderen Umgang mit Kehle und Körper und stellen somit auch neue methodische Ansprüche an Musikpädagogen/-innen, Musikschullehrer/-innen, Chorleiter/-innen, Kirchenmusiker/-innen – kurz: an alle, die den großen und stetig wachsenden Bereich der Popularmusik im Unterricht für sich als Chance und Bereicherung begreifen, mit ihrem (stimm-)fachlichen beziehungsweise methodischen Know-how indes an Grenzen stoßen.
Was unterscheidet den „klassischen“ vom Pop-Gesang, mit welcher Stimmtechnik erreiche ich bestimmte stilprägende Ausdrucksnuancen, wie vermittele ich im Unterricht das echte „Feeling“ für Soul oder Metal? Dies sind nur einige Fragen, die der bundeszentrale berufsbegleitende Lehrgang „Popgesang – Contemporary Non Classical Styles“ der Bundesakademie für musikalische Jugendbildung in Trossingen thematisieren wird.
In den vergangenen Jahren standen dort immer wieder Weiterbildungsmaßnahmen in Sachen Popularmusik auf der Agenda. Ab Oktober 2018 nun können sich Interessent/-innen mit den jüngsten Erkenntnissen hinsichtlich Stimmforschung und -pädagogik vertraut machen. „Die Anforderungen an Multiplikatoren sind in den letzten Jahren durchaus heterogener und umfassender geworden“, konstatiert Sascha Wienhausen. Er lehrt seit 2009 als Professor an der Hochschule Osnabrück im Bereich Pop- und Musicalgesang und gehört neben den Vokalpädagoginnen und Sängerinnen Winnie Brückner und Anika Neipp zum dreiköpfigen Dozent/-innen-Team des Lehrgangs. „Wir beschäftigen uns unter anderem mit neuen Tools, die eine erfolgsorientierte Arbeit möglich machen und greifen dabei unter anderem zurück auf die ‚Complete Vocal Technique’, die in Kopenhagen entwickelt wurde und von dort ausgehend inzwischen vielfach praktiziert wird“, erläutert Wienhausen. Was den für die unterschiedlichen Genres wie Rock, Pop oder Jazz typischen Stimmklang angeht, wird mit und an allen „Spielarten“ der menschlichen Stimme gearbeitet. Auch der gezielte und sichere Umgang mit Effekten wie sie im Rock und Metalgesang üblich sind ist Teil des Lehrgangs.
„Wir werden sehr in die Tiefe gehen – und das schließt auch Einzelunterricht ein“, so Wienhausen. Eine intensive Beschäftigung mit den ganz persönlichen vokalen Möglichkeiten der Teilnehmer/-innen ist somit garantiert. In den Blick geraten neben der ganz praktischen Arbeit zugleich auch Methoden der Vermittlung stimmbildnerischer und gesangstechnischer Kompetenzen, wie sie in den verschiedenen Kontexten vokalpädagogischer Arbeitsfelder erforderlich sind und hilfreich sein können. Schließlich ist Stimme nicht gleich Stimme! Was auf jeden Fall oberste Maxime bleibt, ist der Anspruch eines verantwortungsvollen Umgangs mit ihr, insbesondere in der vokalen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Wer aus dem „klassischen“ Bereich der Vokalmusik kommt, dem eröffnen sich hier Gesangstechniken und stimmliche Erfahrungen, die über bislang Vertrautes hinausgehen; und wer ohnehin schon im Bereich Pop, Rock oder Jazz unterwegs ist, bekommt umfassenden und aktuellen Input im Hinblick auf Theorie und Praxis der „Contemporary Styles“ – für alle Genres mitsamt ihren je eigenen charakteristischen Merkmalen.
Der qualifizierende berufsbegleitende Lehrgang gliedert sich in fünf aufeinander bezogene Akademiephasen, in deren letzter (November 2019) eine Prüfung abgelegt wird. Vier Praxisphasen, in denen die Lehrgangsinhalte im eigenen Tätigkeitsfeld erprobt werden, verbinden die in der Bundesakademie besuchten Unterrichtseinheiten und sorgen für Vertiefung und Reflexion des dort erworbenen Wissens.
Popgesang – berufsbegleitender Lehrgang in fünf Phasen
1. Akademiephase: 26.-28.10.2018
Lehrgangsende/Prüfung: November 2019
Kooperationspartner: Hochschule Osnabrück, Institut für Musik; Bundesverband Deutscher Gesangspädagogen; Bundesverband Musikunterricht; Chorverband in der evangelischen Kirche in Deutschland; Deutscher Chorverband; Deutscher Tonkünstlerverband; Verband deutscher Musikschulen; Verband Evangelischer Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker in Deutschland
www.bundesakademie-trossingen.de