Im Herbst 2001 fiel die Entscheidung: Das Kloster Michaelstein, vor den Toren der Stadt Blankenburg am Harz, wird Sitz der Landesmusikakademie Sachsen-Anhalt. Schon seit den frühen 90er Jahren hatten sich die Musikverbände in Sachsen-Anhalt, allen voran der Landesmusikrat, darum bemüht, eine Landesmusikakademie im Land einzurichten: Als Probenort für Chöre, Orchester und die Auswahlensembles des Landes, als Zentrum für Qualifizierungen in der Laienmusik und als Anlaufstelle für Weiterbildungen von Musiklehrern an Schulen, Musikschulen und im freien Beruf.
Am 2. April 2002 war es dann so weit: Der damalige Kultusminister Dr. Gerd Harms übergab das wiederhergestellte Stallgebäude des Klosters zur Nutzung als Seminar- und Übungshaus und eröffnete gleichzeitig offiziell die Landesmusikakademie – an einem Ort, der in Sachsen-Anhalt und vormals in der DDR für die Musikpflege bekannt war: Hier kümmerte man sich seit den 70er Jahren um die „Alte Musik“, insbesondere um Telemann, hier wuchs ein „Institut für Aufführungspraxis“, dem es durch seine Besonderheit gelang, die ansonsten starren Grenzen zwischen Ost und West zumindest im Kleinen zu überwinden. Ob dazu der Ort beigetragen hat, die besondere Atmosphäre eines Klosters aus dem 12. Jahrhundert, die auch heute noch Gäste und Kursteilnehmer empfinden? Schließlich wussten die Zisterzienser seinerzeit sehr genau, an welchen Stellen sie Ihre Klöster errichten ließen. Nun bekam dies „alte“ Michaelstein also eine neue Aufgabe hinzu und sollte sein eigenes Profil weiterhin wahren. Eine anspruchsvolle Verpflichtung, die die öffentlich-rechtliche Stiftung Kloster Michaelstein im Auftrag des Landes Sachsen-Anhalt übernommen hatte und die seit 2005 von der „Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt“ verwaltet wird. Denn zum – modern gesprochen – Aufgabenportfolio der Stiftung gehören eben nicht nur das Institut und die Landesmusikakademie, sondern auch die kulturtouristische Erschließung und „Vermarktung“ des Denkmales „Kloster Michaelstein“, was in einer Region wie dem Harz eine wichtige Rolle spielt.
Die Erfahrung des Klosters als Tagungshaus kam der Landesmusikakademie natürlich zugute: Nicht nur die eingespielte Verwaltung und das Hausmanagement – was bei dem großen Areal des Klosters besonders gut funktionieren muss – sondern auch die umfangreiche Ausstattung mit vor allem historischen Tasteninstrumenten erleichterten den Start. Damit die Landesmusikakademie auch den aktuellen Aufgaben gerecht werden kann, wurde das Instrumentarium um Orff- und Perkussionsinstrumente sowie moderne Medien erweitert. Die Bauabteilung der Trägerstiftung sorgt aufgrund ihrer Erfahrung mit zahlreichen historischen Liegenschaften dafür, dass die anstehenden Baumaßnahmen – und das sind bei einem derart alten Bauwerk nicht wenige – nicht nur denkmalgerecht, sondern auch mit Blick auf die Kursteilnehmer funktional und ästhetisch ausgeführt werden.
In den ersten Jahren bestimmten neben eigenen Kursangeboten vor allem Probenphasen das Bild, doch inzwischen sind die verfügbaren Wochenenden dafür rar geworden. Die 29 Zimmer und derzeit 7 Probenräume sind entweder vom Institut für Aufführungspraxis oder von Weiterbildungsangeboten der Landesmusikakademie belegt. Mitunter reichen die Zimmer nicht aus und Teilnehmer müssen sich anderswo einquartieren, ganz besonders dann, wenn es sich um Kurse auf dem Gebiet der elementaren Musikpädagogik handelt, einem Schwerpunkt in der Arbeit der Akademie: Auf ein solches Angebot, gemeinsam mit dem Landesmusikrat Sachsen-Anhalt erstellt, meldeten sich in diesem Jahr 180 Interessenten, wovon überhaupt nur 125 an zwei Wochenenden berücksichtigt werden konnten.
So wie der Landesmusikrat sind viele andere Partner eingebunden: Früh nahmen Landeschorverband und Landesmusikverband Kontakt zur Landesmusikakademie auf, die Zusammenarbeit mit dem Landesverband der Musikschulen intensivierte sich, der VDS-Landesverband sowie die Volkssolidarität sind ebenso vertreten wie die Orff-Schulwerk-Gesellschaft oder das Bildungswerk Rhythmik.
Jüngstes Kind der Landesmusikakademie in Zusammenarbeit mit der „Ständigen Konferenz Mitteldeutsche Barockmusik“: das Jugendbarockorchester (www.bachs-erben.de). Erstmals im Sommer 2006 zusammengekommen, arbeiteten 25 junge Musiker zwischen 14 und 20 Jahren unter der Leitung von Mitgliedern der „Akademie für Alte Musik, Berlin“, einem der Spezialensembles für Historische Aufführungspraxis in Deutschland, an einem Programm unter der Überschrift „Auf den Spuren J.S. Bachs“ und führten es an verschiedenen Bach-Stätten auf. „Die Idee ist ganz einfach, es musste nur einer darauf kommen“, schrieb die Mitteldeutsche Zeitung nach dem ersten Konzert im – wo hätte es passender stattfinden können – Spiegelsaal des Köthener Schlosses.
Landesmusikakademie Sachsen-Anhalt
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Michaelstein 3
38889 Blankenburg/Harz
Tel.: 03944/90 30-0
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