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Förderung der musikalischen Vielfalt

Untertitel
Das Brückenklang-Programm der Landesmusikakademie Nordrhein-Westfalen
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In Nordrhein-Westfalen existiert ein ausdifferenziertes und in hohem Maße diverses Universum aus global-lokalen Musiktraditionen, deren musikalisches Spektrum von traditionellen Spielweisen hin zu vielschichtigen und heterogenen Crossover-Ansätzen reicht. Einen Teil des Reichtums dieser Musiklandschaft repräsentieren die Brückenklang-Tages- und Wochenendkurse des laufenden Jahres: West meets East: Europäische und indische Musik (improvisierend) im Dialog; Electronic Worldtrip - Musiksounds und -produktion handgemacht; Community Music in der Chorarbeit; Transkulturelles Komponieren, Arrangieren und Musizieren im Ensemble; Transkulturelle Improvisation und vieles mehr.

Brückenklang ist das Programm zur Förderung der musikalischen Vielfalt in NRW im Bereich der Breitenmusik und wird vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW gefördert. Das Programm ermöglicht kulturelle Praxen in Form von Fortbildungen, um den Austausch zwischen lokalen Musikakteur*­innen aus den Einwanderungskulturen und der Amateurmusikszene in Nordrhein-Westfalen zu fördern. Es startete im Jahr 2015 als gemeinsames Projekt von Landesmusikrat NRW und Landesmusikakademie und basiert auf den drei Säulen Begegnung, Vernetzung und Fortbildungen. Die umfangreichen Brückenklang-Förderprogramme sind seit 2020 in die reguläre Amateurmusikförderung des Landesmusikrates überführt worden, während das Fortbildungsprogramm Teil des Portfolios der Akademie wurde.

Die enge praxisorientierte Anlehnung der Fortbildungen an die musikalische Essenz in Form von Kompositionen, Arrangements und Improvisation ist eine notwendige Bedingung für die hohe Zufriedenheit seitens der Teilnehmenden. Ein weiterer Erfolgsgarant ist die Einbindung von Dozent*innen aus den Einwanderkulturen. Brückenklang ist vernetzt mit der Ausbildung von zugewanderten Meister-Musiker*innen, die im Zertifikatslehrgang der Landesmusikakademie NRW einen musikpädagogischen Abschluss erworben haben. Sie werden teilweise als Dozent*innen für die Workshops verpflichtet, können sich entsprechend als Lehrkräfte weiterentwickeln und sind gleichzeitig öffentlich wahrnehmbarer. Die oft in Kooperation mit den zur Arbeitsgemeinschaft Amateurmusik des LMR NRW gehörenden Verbänden veranstalteten Fortbildungen erreichen auch Multiplikatoren, welche aus den Formaten Impulse für die Arbeit mit Amateuren gewinnen. Die inhaltliche Ausrichtung von Brückenklang verschob sich über die Jahre von einem anfangs eher ethnisch-holistisch und zuweisenden Verständnis einer Musikkultur hin zu ihrer fluiden und bedeutungsorientierten Auslegung. Das Konzept von Transkulturalität bildet eine inhaltliche Grundlage von Brückenklang. Es basiert auf dem Ansatz, dass Kulturen per se nicht als ethnisch homogene oder geschlossene Gebilde angesehen werden können, sondern sich erstens im dynamischen Wandel befinden und zweitens durch stetige Überschreitungen, Vermischungen und Neuschöpfungen gekennzeichnet sind. Musik soll in diesem Sinne als offenes Genre für die Teilnehmenden erlebbar und erfahrbar werden.

Gerade die lehrenden Musiker*­innen können und sollten nicht als Repräsentant*innen einer definierten ethnischen Gruppe oder kulturellen Gemeinschaft betrachten werden, sondern als autonome Akteure, welche in spezifische biografische Zusammenhänge und internationale Netzwerke eingebettet sind und aktive Verbindungen in verschiedenen Communities pflegen. Die Teilnehmenden lernen so von den Lehrenden, sich in dieser Zone einer kulturellen Mehrfachzugehörigkeit selbstverständlich und unbefangen zu verorten und im Idealfall neue musikalische Anschlussstellen zu finden. Dieses Lernfeld zwischen den spannungsreichen Polen Abgrenzung, Eingrenzung sowie Entgrenzung ist ein selbstverständlicher Teil der Erfahrungen, die in den regelmäßigen Kursen zum transkulturellen Ensemblespiel erlebt werden können. Die Brückenklang-Fortbildungen verstehen sich explizit als Schutzraum und Laboratorium für Amateure, um angemessene Zugänge und Foren zu transkulturellen Praxen zu schaffen. Sie sind eine große Chance, dominante Hör- und Spielgewohnheiten aufzubrechen und zu hinterfragen sowie zu musikalischen Experimenten und kulturübergreifender Improvisation anzuregen.

In diesem Jahr wurde das Brückenklang-Programm um eine Komponente erweitert: Auch Musiker*innen, die in oral überlieferten Musiktraditionen sozialisiert wurden, wird durch ein kompaktes mehrteiliges Online-Kursformat ein leichter und schneller Einstieg in die allgemeine westliche Musiklehre angeboten. Hier geht es darum, praxisorientiert die Berührungs­ängste vor Noten, Notenschlüsseln und Vorzeichen abzubauen sowie Anschlussfähigkeit an westlich-klassisch sozialisierte Musiker*innen und notenbasierte Aufführungen zu erlangen.

Aktuelles Programm und Beispiel-Videos: www.brueckenklang.de

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