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Eine gemeinsame Darbietung des Songs „We go Together“ aus dem Musical „Grease“ setzt den viel umjubelten Schlusspunkt unter eine begeisternde Abschlusspräsentation des Musical-Sommercamps. Foto: Henning Most.
Eine gemeinsame Darbietung des Songs „We go Together“ aus dem Musical „Grease“ setzt den viel umjubelten Schlusspunkt unter eine begeisternde Abschlusspräsentation des Musical-Sommercamps. Foto: Henning Most.
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Gelebtes Europa dank großer Musical-Momente

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Einblicke in das Musical-Sommercamp der Thüringer Landesmusikakademie Sondershausen
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Das Genre des Musicaltheaters ist hierzulande trotz großer Popularität noch relativ unbekannt oder wird oftmals nur belächelt. Dabei ermöglicht es gerade jungen Menschen, sich vielfältig künstlerisch auszuprobieren. Im Juli fand an der Thüringer Landesmusik­akademie in Sondershausen ein Musical-Sommercamp als deutsch-polnisches Begegnungsprojekt statt, bei dem Jugendliche aus Deutschland und Polen einen Einblick in dieses vielseitige Genre bekommen konnten.

„Ihr singt schon sehr schön, aber man sieht das Gefühl nicht in eurem Gesicht!“ Im Marstall der Thüringer Landesmusikakademie laufen die Proben für die Abschlusspräsentation des Musical-Sommercamps, aber die Trainerin ist noch nicht zufrieden: „Die Zuschauer wollen euch fröhlich sehen.“ Sie weiß genau, worauf es bei einer guten Musical-Präsentation ankommt, und will das auch bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Camps umgesetzt wissen. 26 Jugendliche aus Deutschland und Polen im Alter von 11 bis 16 Jahren sind nach Sondershausen gekommen, um unter der Leitung der Coaches von „Making Musical“ aus Berlin an das Genre Musicaltheater, das Musik und Gesang, Bewegung und Tanz, Schauspiel und Regie vereinigt, herangeführt zu werden.

Bereits zum vierten Mal wird ein deutsch-polnisches Begegnungsprojekt in Sondershausen veranstaltet. Zwischen dem thüringischen Kyffhäuserkreis und dem polnischen Landkreis Olkusz besteht eine langjährige Partnerschaft, die durch diese Begegnungen immer wieder aufgefrischt und gefestigt wird. In diesem Jahr steht die Woche erstmals unter dem Motto „Musical“. Dorothea Schneider, der Direktorin von „Making Musical“, geht es bei dem Projekt nicht darum, jeden Teilnehmer zum Musicalstar zu machen. Vielmehr will sie die Freude am Musical in den Jugendlichen wecken und ihnen ein möglichst realistisches Bild von der Arbeit vermitteln, die dahinter steckt. Denn gerade durch die Medien hätten manche junge Menschen den Eindruck, sie könnten sich mal eben auf die Bühne stellen und „über Nacht“ zum Star werden. Und so wartet auch auf die Jugendlichen in der Projektwoche ein straffes Programm, das sich mit den elementarsten Inhalten eines Musicals beschäftigt. Bis zu acht Stunden täglich wird geprobt, zunächst in drei einzelnen Arbeitsgruppen für Tanz, Gesang und Schauspiel getrennt, später gemeinsam.

Doch natürlich sollen in so einer Woche auch die persönliche Begegnung und der interkulturelle Austausch nicht zu kurz kommen. Neben den Proben stehen Ausflüge in die Region, gemeinsame Abende oder ein Besuch des  Musicals „Die Comedian Harmonists“ bei den Thüringer Schlossfestspielen auf dem Programm. Dabei gibt es zwischen den deutschen und polnischen Jugendlichen zuerst noch leichte Berührungs­ängste, die unterschiedliche Sprache ist oft eine Hemmschwelle. Doch diese Schwierigkeiten sind schnell gelöst, denn durch die Sprache der Musik kommt bald eine Verständigung zustande, und so ist garantiert, dass bei allen der Spaß im Mittelpunkt der Woche steht und vielleicht auch zwischen den Jugendlichen längere Freundschaften entstehen. Für die gemeinsame Präsentation, die den Abschluss der Projektwoche bildet, haben die Coaches den Hintergrund des deutsch-polnischen Begegnungsprojektes aufgegriffen: Unter dem Motto „Die Brücke“ soll ein Musical entstehen, das in Warschau und Berlin aufgeführt werden soll und für das junge Talente aus Deutschland und Polen für eine Rolle vorsprechen sollen.

So hat jeder die Möglichkeit, sich mit seinen persönlichen Fähigkeiten und Talenten vor dem Publikum zu präsentieren. Der Kreativität soll dabei keine Grenzen gesetzt werden. Das Ergebnis bei der Abschlusspräsentation ist beeindruckend: Viel Musik steht im Mittelpunkt, gesungen oder auf Instrumenten gespielt – es erklingen Ohrwürmer wie „Let it be“ oder „The Lion ­Sleeps Tonight“ – aber es gibt auch Schauspielvorführungen, Hip-Hop-Tanz oder einen polnischen Volkstanz zu bewundern. Drei Mädchen brachten ihr Einrad mit und stellten sich gemeinsam mit einer balancesicheren Einlage vor. „Ihr seid alle großartig – ihr seid alle engagiert“, heißt es am Ende, und eine gemeinsame Aufführung des Songs „We go Together“ aus dem Musical „Grease“ bildet den krönenden Abschluss. Die Zuschauer im Marstall danken es mit langanhaltendem Beifall.

Nach der Aufführung geht es in den Innenhof des Landrates zu einem gemeinsamen Beisammensein mit Essen vom Grill. Die Jugendlichen und die Lehrkräfte lassen so in gemütlicher Atmosphäre das Sommercamp ausklingen. Junge Menschen unterschiedlicher Nationalitäten, die zusammenkommen, um gemeinsam Spaß zu haben – oder wie ein Besucher der Schlusspräsentation feststellt: „Das ist gelebtes Europa.“ 

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