Im Rahmen der Eröffnungsfeier des 16. Festival Schloss Kapfenburg wurde die Junge Philharmonie Ostwürttemberg (JPO) vom baden-württembergischen Kultusminister Andreas Stoch und Akademiedirektor Erich W. Hacker zum bundesweit ersten „gesunden orchester“ zertifiziert. Mit dem Zertifikat wird der Jungen Philharmonie attestiert, dass die Probenarbeiten und Auftrittsvorbereitungen unter idealen musikphysiologischen und -psychologischen Bedingungen stattfinden.
Die beiden Gesundheitsmentorinnen des Orchesters, Kristin Schwarz und Julia Weidner, haben hierfür im vergangenen Jahr an der Weiterbildung „gesundes orchester“ der Stiftung Schloss Kapfenburg in Lauchheim teilgenommen. „Mich hat aus physiotherapeutischer Sicht interessiert, welche musikerspezifischen Krankheiten es gibt und wie diese schon durch gute Prävention und Aufklärung gelindert beziehungsweise behoben werden können“, erklärt Weidner, die bereits seit Jahren als Physiotherapeutin für die JPO tätig ist. „So kann ich noch besser auf die Musiker und ihre Bedürfnisse eingehen.“
JPO als Modellorchester
In vier Modulen wurden sie und die anderen Teilnehmer in Bereichen wie Musikermedizin, mentale Gesundheit, Ergonomie, Bewegung und Körperwahrnehmung geschult. In der abschließenden Praxisphase wurden die gelernten Inhalte gleich erprobt – schon hierfür stand die JPO als Modellorchester zur Verfügung. Im Anschluss an die Ausbildung wurden die Inhalte fest in den Probenalltag des Leistungsorchesters integriert.
Warm Ups und Cool Downs gehören mittlerweile zum festen Probenplan der JPO, die gerade im Rahmen ihres Sommerprojekts mit Chefdirigent Uwe Renz unter anderem in Japan konzertierte. Die Neuerungen kommen gut bei den Mitgliedern an. „Ich finde, ,gesundes orchester‘ hat zwei große Vorteile: zum einen entspannt man wieder körperlich zwischen den Proben“, meint Kontrabassistin Anna Stephany, „und zum anderen ist es entlastend, mit einer vermeintlich anderen Sache in Berührung zu kommen. Man bekommt den Kopf frei und startet frischer in die Probe.“
Auch auf ergonomische Aspekte, wie etwa der Einsatz von Schallschutz und speziellen Musikerstühlen, wird geachtet. Die Mentorinnen haben zudem ein Auge darauf, dass die Musiker auf sich selbst und ihre Körper achten.
Nächste Weiterbildung 2016
Und sie erkennen, wann ein Musiker zum Arzt gehen sollte – und zu welchem. Mit ihrem Engagement helfen die beiden, musikerspezifischen Erkrankungen im Orchester vorzubeugen und die Effizienz der Probenarbeit zu steigern. „gesundes orchester“ wird von der Techniker Krankenkasse und der Deutschen Rentenversicherung Baden-Württemberg unterstützt. Die nächste Weiterbildung startet im Frühjahr 2016. Modellorchester in diesem Durchlauf ist das Landesjugendorchester Baden-Württemberg, das ebenfalls zwei Gesundheitsmentoren ausbilden lässt.
Mehr Informationen zu „gesundes orchester“ gibt es auf: www.fit-mit-musik.de