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Eine Orchesterkonzert aus der Perspektive hinter den Kontrabässen: Man sieht zwischen den Bässe hindurch Teil des Streichermeeres und vorne (vor den ersten Rängen des Zuschauerraums) einen Dirigenten.

Die Stiftung Schloss Kapfenburg vergibt das Zertifikat „gesundes orchester“. Foto: Holger Bewersdorf

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Gesundheit im Repertoire

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Stiftung Schloss Kapfenburg – Projekt „gesundes orchester“
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Orchester wie das Philharmonische Staatsorchester Mainz, die Badische Staatskapelle Karlsruhe oder die Neue Lausitzer Philharmonie, haben es bereits – das Zertifikat „gesundes orchester“ der Stiftung Schloss Kapfenburg. Es bescheinigt den Orchestern, dass die Probenarbeiten und Auftrittsvorbereitungen unter Berücksichtigung von musikphysiologischen und psychologischen Bedingungen stattfinden. Das Zertifikat ist ein Beleg für die nachhaltige Verankerung von Präventionsmaßnahmen und Gesundheitsförderung. 

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Nur wer sich körperlich und seelisch wohl fühlt, kann sein ganzes Potential entfalten und beschwerdefrei musizieren. Denn Musizieren fördert den Menschen nicht nur, es fordert ihn auch – wenn Töne zu Musik werden sollen, muss der menschliche Körper jede Menge Abläufe koordinieren und fit sein. Wird beispielsweise die Tuba, das Instrument des Jahres 2024, betrachtet, so balancieren die Musizierenden das schwere Instrument während Proben und Konzerten oftmals länger als eine Stunde auf dem Schoß. Finger, Lippenmuskulatur, Atmung und Gefühl müssen präzise koordiniert werden und der Musizierende muss gleichzeitig in Kommunikation mit dem Dirigat stehen. Das kreative Spiel im Kontext von extremen Lautstärkeunterschieden ist dabei eine zusätzliche Herausforderung. Eine Vielzahl von Aufgaben also, die gleichzeitig vollbracht werden wollen.

Das gilt nicht nur für die Tuba. Jedes Instrument fordert den Menschen auf seine eigene Weise und gerade Berufsmusizierende leisten täglich körperliche und mentale Höchstleistungen. Dies kann zu Beschwerden, wie Schmerzsyndromen oder Auftrittsängsten, führen. Um für diese beruflichen Anforderungen gewappnet zu sein, benötigen Orchestermuszierende die richtigen präventiven Werkzeuge.

Mit „gesundes orchester“ bietet die Stiftung Schloss Kapfenburg Hilfe zur Selbsthilfe, denn bei zertifizierten Orchestern werden Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung nachhaltig im Berufsalltag verankert. Bereits 2014 ins Leben gerufen, wurden mittlerweile drei Durchläufe des Projekts durchgeführt. Nachdem im Jahr 2024 eine inhaltliche Modifikation stattfand, haben Berufsorchester ab 2025 wieder die Möglichkeit, Ansprechpersonen für Gesundheitsfragen im Orchester ausbilden zu lassen, sogenannte Gesundheitsmentor:innen. Das Projekt zielt darauf ab, die Gesundheitskompetenz und Resilienzfähigkeit von Berufsmusizierenden zu stärken. So fördert „gesundes orchester“ einen bewussten Umgang mit den eigenen körperlichen und seelischen Ressourcen.

Die Theoriephase auf Schloss Kapfenburg umfasst drei Module in zehn Fortbildungstagen. Die Inhalte der Ausbildung orientieren sich an den Handlungsfeldern der betrieblichen Gesundheitsförderung und die Teilnehmenden werden zur wichtigen Stütze in diesem Bereich. Im ersten Modul stehen Musikermedizin sowie Gesundheitsförderung und Gesundheit von Orchestermusizierenden auf dem Lehrplan. Die Schwerpunkte von Modul 2 liegen auf Körperwahrnehmung und Gehörschutz. Letzteres umfasst auch einen Praxistag an der Fakultät Optik und Mechatronik (Hörakustik/Audiologie) der Hochschule Aalen. Dort erhalten die angehenden Gesundheitsmentor:innen unter der Leitung von Prof. Dr. Annette Limberger Praxisbeispiele zum Thema Gehörschutz und Prävention. In Modul 3 geht es um Ergonomie, Arbeitsschutz sowie die praktische Umsetzung der erlernten Inhalte in den Orchesteralltag. 

Nach Abschluss der Ausbildung besteht die Aufgabe der Mentor:innen darin, präventive Elemente praktisch in den Orchesteralltag zu integrieren und das Kollegium für die Thematik zu sensibilisieren sowie zu beraten. Sind hierfür die wichtigsten Grundsteine gelegt, erhält das Orchester schließlich das Zertifikat „gesundes orchester“.

Der Weg dorthin lohnt sich – in zertifizierten „gesunden orchestern“ werden Gesundheit und Ausgeglichenheit groß geschrieben, das Potential der Orchestermitglieder voll ausgeschöpft und deren Gesundheit langfristig gefördert und erhalten. 

Die Wichtigkeit der gesundheitlichen Förderung von Berufsmusizierenden ist auch den Krankenkassen bewusst. So unterstützt die mhplus Krankenkasse das Projekt „gesundes orchester“. Die nächste Ausbildung zu Mentor:innen „gesundes orchester“ beginnt im Mai 2025.

Informationen und Anmeldung: www.gesundesorchester.de

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